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Rühren zum Zuschauen. Wie in Peking 2008 füllen auch in London Soldaten freie Plätze auf.

© dapd

LEERE PLÄTZE in den Stadien: Die Sponsoren sind gar nicht schuld

Besonders bitter ist es für die Athleten. Faye Sultan, die erste kuwaitische Schwimmerin, die an einem olympischen Wettkampf teilnahm, regte sich per Twitter über die leeren Plätze im Aquatics Centre auf.

Besonders bitter ist es für die Athleten. Faye Sultan, die erste kuwaitische Schwimmerin, die an einem olympischen Wettkampf teilnahm, regte sich per Twitter über die leeren Plätze im Aquatics Centre auf. „Nicht mal meine Eltern konnten Karten bekommen, um mich hier schwimmen zu sehen. Lächerlich.“ Ob es ihre Stimmung hebt, wenn nun reihenweise Soldaten in Tarnanzügen am Becken sitzen?

Wie in Peking 2008 springt auch in London die Armee ein. Soldaten sind schon vor Ort, weil sie Lücken beim Sicherheitspersonal der privaten Sicherheitsfirma G4S füllen müssen. Das Organisationskomitee Locog habe die Tickets „freundlicherweise angeboten“, bestätigt das Verteidigungsministerium, „Soldaten können sie in ihrer Freizeit nutzen.“

Unter Druck von Politik und Öffentlichkeit hat Locog nun begonnen, unverkaufte Tickets von ausländischen Agenturen zurückzufordern. Am Sonntag und Montag wurden je 3 000 Tickets angeboten und waren schnell verkauft. Olympiaminister Jeremy Hunt hatte eine Untersuchung angeordnet. Auch Lehrer und Schulklassen aus der Nachbarschaft sollen leere Sitze füllen. Immer wieder versprach Coe, es werde in London keine leeren Plätze geben. Sponsoren, die ihre Ticketkontingente verfallen ließen, werde er namentlich „an den Pranger stellen“. Nun war er zurückhaltender. Das sei zu Beginn von Spielen immer so und werde „langfristig kein Problem sein“. Der Großteil der ungenutzten Karten stammt nicht wie zunächst gedacht von Sponsoren, sondern aus offiziellen Kontingenten der Nationalen Olympischen Komitees – Plätze der „olympischen Familie“, wie Coe verschämt zugab. Vom Pranger will er nichts mehr wissen. Man munkelt, Coe wolle Nachfolger von IOC-Präsident Jacques Rogge werden und halte sich deshalb mit Kritik zurück. Experten zufolge lassen ausländische Agenturen bis zu 70 000 billigere Karten verfallen, weil es zu teuer sei, sie an Locog zurückzugeben. Nahezu alle Karten, die auf dem Schwarzmarkt verkauft werden, kommen laut Scotland Yard aus ausländischen Kontingenten. Auch ein Deutscher wurde am Montag wegen Schwarzhandel angeklagt.

Von 8,8 Millionen Karten wurden 75 Prozent öffentlich verkauft. Aber viele Tickets sind zu teuer. Im Schwimmstadion sind die billigeren Plätze hoch oben voll besetzt – aber Karten für 295 Pfund sind noch zu haben. Matthias Thibaut, London

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