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Sport: Das starke Geschlecht

Am Ende der Mehrkampf-Europameisterschaften im Eisschnelllaufen wird es wie fast immer sein: Die deutschen Frauen mit den Stars Anni Friesinger und Claudia Pechstein machen die Titelvergabe unter sich aus - die deutschen Männer freuen sich über respektable Ränge auf den Einzelstrecken, finden sich aber in der Gesamtrechnung hinter den Podestplätzen. Obwohl das diesmal leichter als sonst möglich war, denn einige der besten Holländer wie Weltmeister Rintje Ritsma oder Olympiasieger Gianni Romme verzichteten wegen der Vorbereitung auf die Winterspiele in Salt Lake City auf ihren EM-Auftritt.

Am Ende der Mehrkampf-Europameisterschaften im Eisschnelllaufen wird es wie fast immer sein: Die deutschen Frauen mit den Stars Anni Friesinger und Claudia Pechstein machen die Titelvergabe unter sich aus - die deutschen Männer freuen sich über respektable Ränge auf den Einzelstrecken, finden sich aber in der Gesamtrechnung hinter den Podestplätzen. Obwohl das diesmal leichter als sonst möglich war, denn einige der besten Holländer wie Weltmeister Rintje Ritsma oder Olympiasieger Gianni Romme verzichteten wegen der Vorbereitung auf die Winterspiele in Salt Lake City auf ihren EM-Auftritt. Das Vornweglaufen der Einen und das Hinterherlaufen der Anderen - beides ist Tradition. Denn bis auf Ausnahmen - 1988 und 1992 gewannen jeweils zwei Athleten aus dem Osten Berlins Olympiagold - war das auch in der Ära der Sport-Großmacht DDR nicht anders. Dass dies nicht unbedingt mit Dopingpraktiken zu tun haben muss, beweist das aktuelle Leistungsbild - die Einen laufen schneller als die Anderen. Aber warum nur?

"Am fehlenden Talent, Fleiß oder Ehrgeiz liegt es nicht", sagt die erfolgreichste Eisschnellläuferin aller Zeiten, Gunda Niemann-Stirnemann. "Ich weiß sehr genau, dass ein Frank Dittrich oder ein Christian Breuer alles tun, um so erfolgreich wie die Frauen zu sein." Eine Erklärung, weshalb dies bisher nicht gelungen ist, habe sie nicht. "Doch vielleicht hängt das damit zusammen, dass die Trainer langjährige Erfahrung darin haben, wie man Frauen zur Weltspitze führt." Allerdings kann man das Know-how nicht einfach auf Männer übertragen. "Denn der weibliche Organismus reagiert auf Belastungsreize anders als der männliche", sagt Andreas Ehrig. Der Berliner war 1984 WM-Zweiter im Mehrkampf, heute ist er wissenschaftlicher Referent in der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG). "Eine Kräftekonzentration wäre sicherlich förderlich", sagt er. So denkt auch der derzeit erfolgreichste deutsche Allrounder, Christian Breuer aus Grefrath. "Die Frauen profitieren in den Trainingszentren in Inzell, Berlin, Erfurt oder Chemnitz davon, dass sie gemeinsam mit Männern trainieren. Und kommen dadurch auf Geschwindigkeiten und Belastungen, die in einer Frauengruppe nicht erreichbar wären." Breuer trainiert in Grefrath mit Stephan Heythausen und Nico Martin aus Berlin. "Mein Training wäre optimal, wenn ich im Sprint mit dem Berliner Michael Küntzel, über 1500 m mit dem Inzeller Jan Friesinger und auf der Langstrecke mit dem Chemnitzer Frank Dittrich zusammenarbeitete." Aber das würde die konkurrierenden Leistungszentren gefährden.

Markus Eicher, Anni Friesingers Trainer, bestätigt, dass die bestehenden Strukturen vor allem den Läuferinnen helfen. Er hat für sein Team als Trainingspartner den besten Franzosen Cedric Kuentz und den Russen Sergej Chohkanez gewonnen, was auch Anni Friesingers jüngeren Bruder Jan vorangebracht habe. Doch der würde stehenbleiben, "wenn wir nicht im nächsten Jahr schon die besten Deutschen in den wichtigsten Trainingsphasen zusammenbringen".

Ernst Podeswa

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