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 Danny Teichfischer (Mi., mit dem damaligen BFV-Vizepräsidenten Gerd Liesegang, li., und Grohe-Regionalleiter Andreas Vogel) wurde erst vom Berliner Verband und nun vom DFB ausgezeichnet.

© sr Pictures/Sandra Ritschel

Der fairste Amateurfußballer kommt aus Berlin: Darum schoss Danny Teichfischer den Ball lieber ins Aus als ins leere Tor

Auf Berlins Amateurplätzen wird es schnell ruppig. Danny Teichfischer vom Nordberliner SC hat bewiesen, dass es anders geht - und wurde vom DFB ausgezeichnet.

Michael Linde schwärmt: "Danny ist ein besonderer Mensch. Ein wahrer Sonnenschein." Der Trainer des Nordberliner SC arbeitet seit 25 Jahren im Berliner Amateurfußball und hat so auch schon viele unschöne Szenen erlebt. Die faire Ader seines Stürmers Danny Teichfischer bewundert er daher noch mehr als seinen guten Torriecher: "Es gibt genug Egoisten im Fußball. Aber nicht Danny, der ist einfach anders."

Teichfischer hat ebenfalls einige Jahre Amateurfußball auf dem Buckel und weiß, worauf es auf den Plätzen am meisten ankommt. "Wenn es um die Gesundheit geht, rückt das Spiel in den Hintergrund. Deswegen steht Fair-Play für mich an oberster Stelle."

Das demonstrierte er vor zwei Jahren eindrucksvoll mit einer außergewöhnlichen Entscheidung, für die er jetzt vom DFB als fairster Amateur Deutschlands ausgezeichnet wurde.

"Meine Mitspieler zeigten erst kein Verständnis"

Es war ein spätherbstlicher Sonntagvormittag am südlichen Rand Berlins, als der Nordberliner SC nach vier Niederlagen in Folge auf Lichtenrade traf. Linde erinnert sich heute noch gut an diese schwierige Saison vor zwei Jahren: "Nach dem Abstieg aus der Berlin-Liga brach meine Mannschaft auseinander. Wir brauchten eigentlich jeden Punkt im Kampf um den Klassenerhalt.

In dem umkämpften Spiel stand es Mitte der zweiten Halbzeit 1:1 als der Lichtenrader Torwart Dennis Rahden einen Querschläger aus dem Mittelfeld unterschätzte. Mit den Augen nur auf den ihm entgegensegelnden Ball gerichtet, donnerte er unglücklich in den heran sprintenden Stürmer. Während beide benommen liegen blieben, rollte der Ball genau vor die Füße des überraschten Teichfischer.

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Dem sonst so torgefährlichen Stürmer blieb mit dem erfolglosen Saisonstart im Hinterkopf nur der Hauch einer Sekunde, um eine womöglich spielentscheidende Entscheidung zu treffen. "Mir war relativ schnell klar, was meine einzig logische Option ist", erzählt er.

Doch als er den Ball tatsächlich ins Seitenaus schoss, anstatt ihn ins leere Tor zu schieben, blickte er erst einmal in versteinerte Gesichter. "Meine Mitspieler zeigten im ersten Moment überhaupt kein Verständnis für meine Aktion, aber das änderte sich sofort, als sie sahen, dass der Torwart liegen blieb."

"Alles andere hätte ich bereut"

Der verblüffte Torhüter Rahden, der nach kurzer Behandlung wieder aufstehen konnte, bedankte sich bei Teichfischer für dessen faire Aktion und hielt für die restliche Partie das Unentschieden.

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Dass Teichfischers Verein wohl wegen seiner ausgelassenen Torchance zwei Punkte in Lichtenrade liegen gelassen hatte, kümmerte ihn nach Abpfiff nicht. "Ich habe mich nach dem Spiel eigentlich gar nicht mehr damit befasst. Die Entscheidung habe ich sowieso zu keiner Sekunde hinterfragt, alles andere hätte ich bereut."

Heute ist Teichfischer 34 Jahre alt. Er spielt zwar immer noch für den Nordberliner SC, kriegt aber so langsam Probleme, seine Leidenschaft Fußball mit seiner Familie und der Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Sollte er deswegen womöglich irgendwann aufhören, wäre er mit sich im Reinen. Denn Fairness stand bei ihm immer an erster Stelle. Zweifel daran bestehen nach seiner DFB-Auszeichnung keine mehr.

Jakob Schmidt

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