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Christophe Achten ist meist für einen Spaß zu haben; jetzt liegt sein Fokus aber auf dem Halbfinale.

© imago images/Jan Huebner

„Ich habe keine Angst vor Berlin“: Christophe Achten steht mit Frankfurt vor einer schwierigen Aufgabe

Im Training legt Christophe Achten besonderen Wert auf Humor und Kampfgeist. Dabei machten Corona und die Liga es seinem Team in dieser Saison nicht leicht.

Für einen Spaß ist Christophe Achten eigentlich immer zu haben, selbst beim Training mit seinem Team, den United Volleys Frankfurt. Und so ist es zu einer Art Tradition geworden, dass jeder Spieler zwei Euro in die Mannschaftskasse zahlt und über Wochen Punkte beim Training sammelt. Der Spieler, der am Ende die wenigsten Punkte vorzuweisen hat, muss dem Spieler mit den meisten Punkten ein Geschenk kaufen. Zuletzt erwischte es Jochen Schöps, Diagonalangreifer und Teil des Vereinsmanagements, der sich etwas ganz Besonderes für Leon Dervisaj einfallen ließ: Er kaufte einen Jahreskalender von den BR Volleys mit Schwarz-Weiß-Fotografien, die Benjamin Patch von seinen Mitspielern angefertigt hat.

„Er hat sich sehr darüber gefreut, das war eine gute Idee“, erzählt Achten, „aber das Geschenk ist natürlich nur extra.“ In erster Linie gehe es darum, auch an kleine Übungen kämpferisch heranzugehen und Spaß zu haben. „Denn wenn man seinen Job gerne macht, dann hat man Spaß“, sagt Achten. Zuvor wurden bereits Schweizer Schokolade und Rosé Wein verschenkt.

Dass es nicht an Unterhaltung mangelt, zeigt sich auch auf dem Instagram-Account der Frankfurter. Dort verraten die Spieler ihre Lieblingssongs und tanzen zu Justin Bieber oder Elton John. Das ist es auch, was ihr Trainer so an dem Team schätzt: „Die Atmosphäre in der Gruppe ist sehr gut. Wir haben einen super Mix aus jungen und erfahrenen Spielern. Manche sind eher ernst, andere lustig. Wir haben keine Starspieler, sondern alle sind auf der selben Höhe.“

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Eine Portion Humor konnten die United Volleys in dieser Saison gut gebrauchen. Durch zahlreiche Coronafälle fielen immer wieder Spiele aus oder wurden verlegt. Einmal musste die Mannschaft sogar ohne Zuspieler anreisen, aber selbst diese Herausforderung nahmen die Frankfurter mit Humor und veröffentlichten in den sozialen Medien spaßhaft einen Suchaufruf nach einem neuen Zuspieler. Letztlich fiel die Wahl auf Libero Satoshi Ide, der sogar zum zweitwertvollsten Spieler des Abends gewählt wurde. Trotzdem gibt Achten zu bedenken: „Wir haben an diesem Abend 0:3 gegen Berlin verloren. Das Spiel hätte nicht stattfinden müssen; die Regeln der Bundesliga sind problematisch.“

Die Liga zog dem Verein nach der Zwischenrunde Punkte ab

Nun – kurz vor Ende der Saison – verletzte sich auch noch Zuspieler Byron Keturakis und fällt für den Rest der Spielzeit aus. So muss Leon Dervisaj einspringen, mit dessen Hilfe Frankfurt sich gleich zweimal hintereinander gegen Lüneburg durchsetzen und einen Platz im Halbfinale sichern konnte. Dort geht es nun gegen die BR Volleys, was für die Frankfurter ziemlich überraschend kam.

Ursprünglich sollten sie die Zwischenrunde als Tabellendritter beenden, was bedeutet hätte, dass sie jetzt gegen Düren antreten müssten und nicht gegen den Favoriten. Aber die Liga machte ihnen ein Strich durch die Rechnung und zog dem Verein Punkte ab. Grund dafür waren „wiederholte Verstöße im wirtschaftlichen Lizenzierungsverfahren“, wodurch Frankfurt von Platz drei auf Platz vier rutschte. Achten kritisiert die Entscheidung: „Für die Spieler und Trainer ist das unfair, denn sie haben mit den Lizenzen nichts zu tun. Wir haben Fehler gemacht, aber die Strafe ist in meinen Augen zu groß. Die Liga unterschätzt, was das mit einer Mannschaft macht.“ Für die Spieler sei es psychisch eine Herausforderung gewesen, mit der Entscheidung umzugehen.

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Aber trotz aller Hürden reist der Trainer mit einem guten Gefühl nach Berlin, wo am Mittwoch die Best-of-five-Serie startet (19.30/Spontent). Er dürfte wissen, was es heißt, sich als Underdog gegen den Favoriten durchzusetzen, denn erst in der vergangenen Saison führte er sein damaliges Team, die Netzhoppers Königs Wusterhausen, ins Pokalfinale und schmiss die Volleys aus dem Wettbewerb. „Wir sind auf jeden Fall motiviert, mit mehr als drei Spielen rauszugehen. Ich habe keine Angst vor Berlin.“

Achten weiß um die Stärken des Gegners: Im Vergleich zur letzten Saison würden die Volleys mehr als Team kämpfen und hätten etliche Spitzenspieler vorzuweisen. Aber ganz egal wie das Spiel ausgeht, ist Achten stolz auf sein Team, das sich zu den vier besten Mannschaften Deutschland zählen darf. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass er seinen Vertrag bis zum Sommer 2023 verlängert hat. So erwarten die Frankfurter wohl auch in der kommenden Saison kreative Ideen und viele Lacher im Training.

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