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Sport: Australian Open: Falsche Taktik, falsche Schläge - Barbara Rittner verliert gegen Anna Kurnikowa

Es war die Chance ihres Lebens, wenigstens einmal im großen Grand Slam-Spiel eine der Hauptrollen zu besetzen. Doch nach einer geradezu demütigenden 3:6, 1:6-Niederlage gegen Russlands Tennis-Sternchen Anna Kurnikowa am "Super Sunday" der Australian Open hätte Barbara Rittner am "liebsten die ganze Umkleidekabine auseinander genommen.

Es war die Chance ihres Lebens, wenigstens einmal im großen Grand Slam-Spiel eine der Hauptrollen zu besetzen. Doch nach einer geradezu demütigenden 3:6, 1:6-Niederlage gegen Russlands Tennis-Sternchen Anna Kurnikowa am "Super Sunday" der Australian Open hätte Barbara Rittner am "liebsten die ganze Umkleidekabine auseinander genommen." Im ersten Achtelfinalspiel bei einem der vier Topwettbewerbe lief für die Leverkusenerin alles schief, was schief laufen konnte: Mit der falschen Taktik und den falschen Schlägen stets zur falschen Zeit stürzte sich die deutsche Nationalspielerin selbst ins Tal der Tränen. "Mir ist hundeelend zu Mute", sagte Rittner, "ich bin stinksauer auf mich."

So ruhten zu Beginn der zweiten Grand Slam-Woche die deutschen Hoffnungen einzig und allein auf dem wackeren Nordhessen Rainer Schüttler, der sich mit einem souveränen 6:4, 6:2, 7:5-Erfolg über den kanadischen Doppelspezialisten Daniel Nestor erstmals in die Grand Slam-Runde der letzten 16 vorgespielt hatte. "Ich bin momentan ganz gut drauf - und sicherlich auch für eine Überraschung gut", sagte Schüttler vor dem Duell mit dem Comeback-Spieler dieses Turniers, dem Spanier Carlos Moya, am Montagmorgen. Den ehemaligen Weltranglisten-Ersten, der in einem Fünf-Satz-Thriller den Siegeszug von Australiens Kämpfernatur Lleyton Hewitt Sonntagfrüh um genau 1.15 Uhr stoppte, hat Rainer Schüttler bereits zweimal auf Reisen im Tour-Zirkus geschlagen.

Neben Schüttler, dem letzten Mohikaner des Deutschen Tennis Bunds, hatten am Sonnabend Lars Burgsmüller und Marlene Weingärtner vergeblich versucht, das Achtelfinale beim ersten Grand Slam-Highlight zu erreichen. Burgsmüller erlebte bei der 1:6, 2:6, 1:6-Niederlage gegen den englischen Gewaltaufschläger Greg Rusedski eine formvollendete Demontage und fühlte sich "wie von einem Presslufthammer in den Boden gestampft". Weingärtner hielt sich bem 2:6, 4:6 gegen die Südafrikanerin Amanda Coetzer wacker, aber in Reichweite eines Grand Slam-Knalleffekts war die Heidelbergin nie.

Umso mehr trauerte Barbara Rittner den verpassten Chancen gegen das langbeinige Center-Court-Starlet Anna Kurnikowa nach: "Man möchte am liebsten vor Wut und Scham im Boden versinken", sagte die 27-Jährige, in den ersten Turniertagen noch ein Muster an Präzision und Coolness. Doch gegen die erschreckend schlechte Russin war Rittner noch ein gutes Stückchen schwächer. "Wenn man sich so aus Melbourne verabschiedet, ist die Enttäuschung einfach riesengroß", sagte Rittner. Zumal die Fed- Cup-Spielerin ganz nebenher auch noch satte 60 000 Mark Preisgeld verschenkte - und damit den größten Scheck ihrer bisherigen Profikarriere. Gegen die hypernervös beginnende Multi-Millionärin aus Moskau verlegte sich Rittner trotz einer Mut machenden 3:1-Führung im ersten Satz viel zu sehr auf die Defensive, aus falsch verstandenem Respekt, "weil mir alle vorher gesagt haben, wie gut und aggressiv sie spielt". Doch auf die Idee, eigenständig ihre Marschroute zu ändern, kam Rittner offenbar nicht: "Ich war wie gelähmt." Von den letzten zwölf Spielen gewann Rittner nur noch eines. "Eigentlich ist es ein Traum, gegen so eine schwache Top-Ten-Spielerin anzutreten. Da muß man fast die Sensation schaffen", sagte Rittner, die sich nach dem Fiasko in der "Vodafone Arena" fühlte wie die "Deppin des ganzen Turniers".

Auch die Gastgebernation hatte nach sieben heißen und hochkarätigen Grand Slam-Tagen nur noch einen, allerdings ganz starken Trumpf im Rennen: Mit bestechender Offensivkraft und Präzision kam Australiens Nationalheld Patrick Rafter zu einem überraschend glatten 6:2, 6:3, 6:3-Sieg über den Weltranglisten-Zehnten Tim Henman (England) und erreichte erstmals im neunten Melbourne-Jahr, bei seinem Heimspiel, das Viertelfinale. Rafter hatte vor dem Turnierstart angekündigt, er werde Ende des Jahres wahrscheinlich zurücktreten. Der Publikumsliebling trifft morgen auf den Slowaken Dominik Hrbaty, der US Open-Champion Marat Safin mit 6:2, 7:6 und 6:4 souverän ausknockte.

Im Damenwettbewerb kommt es am Dienstag zu den Viertelfinals zwischen Jennifer Capriati und Monica Seles sowie Lindsay Davenport und Anna Kurnikowa.

Jörg Allmeroth

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