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Zweite Liga: 1. FC Union: Alt raus, jung rein

Der 1. FC Union sortiert sich in der Rückrunde neu – und setzt auf die Frische der Neuverpflichtungen.

Von Katrin Schulze

Berlin - Seine großen braunen Augen schauten noch etwas suchend drein, als er am Freitagabend durch die Kabinengänge wanderte. Die Rhetorik seines neuen Klubs hatte Chinedu Ede dafür schon drauf. „Unser Ziel ist immer noch der Klassenerhalt“, sagte der Offensivspieler in Diensten des 1. FC Union. „Wir werden alles dafür tun, jeden Punkt zu holen.“ Ja, so in der Art lautet der gegenwärtige Wortschatz beim Berliner Fußball-Zweitligisten. Bloß nicht zu hohe Ansprüche formulieren!

Chinedu Ede, in der Winterpause vom MSV Duisburg nach Köpenick gewechselt, ist also angekommen bei Union. Beim 1:0 (0:0)-Erfolg über Rot-Weiß Oberhausen am Freitag wurde der 22 Jahre alte Deutsch-Nigerianer zwar erst in der 65. Minute eingewechselt, weil er wegen einer Blessur am Zeh noch einen leichten Traingsrückstand hatte, dennoch blitzten seine Fähigkeiten ein ums andere Mal auf – auch wenn sich der Profi selbstkritisch gab. „Es geht immer noch besser“, sagte er. „Den letzten entscheidenden Pass konnte ich diesmal noch nicht geben.“

Damit fügte sich Edes Leistung aber ganz gut in den Gesamteindruck, den die Köpenicker am Freitag hinterließen. Obwohl Trainer Uwe Neuhaus zufrieden war, dass seine Mannschaft „mal wieder zu Null gespielt“ hatte und darin eine „gewisse Stabilität“ erkannte, funktionierte die Abstimmung unter seinen Profis noch nicht optimal, viel Konstruktives nach vorne brachten sie gegen ordentlich gestaffelte Oberhausener nicht zustande. Auch der Treffer durch Angreifer John Jairo Mosquera entstand eher durch Zuhilfenahme des Zufalls und des Gegners als mittels eigenen Könnens.

Irgendwie wirkte es so, als befände sich der 1. FC Union noch in einer Findungsphase. Die kleine Neuordnung zum Rückrundenstart, zu der auch die Aussortierung der betagten Profis Michael Bemben und Marco Gebhardt zählt, war zumindest beim ersten Spiel nach der kurzen Winterpause noch im Gange. Für Bemben lief der zweite Winterzugang Paul Thomik von Beginn an auf. Ähnlich wie Ede in der Offensive spurtete Thomik fleißig und flink auf seiner rechten Abwehrseite, „man merkte aber, dass ich ein halbes Jahr nicht gespielt habe“, wie er fand. „Es ist klar, dass mir die Sicherheit noch fehlt.“ An der Sicherheit mag es noch hapern, doch die Unverbrauchtheit der Neulinge bringt Schwung in das Köpenicker Team. Das zeigte sich gestern in Ansätzen schon bei einem Trainingsspiel zwischen der ersten Mannschaft und der U 23, das die Profis mit 3:1 gewannen. Chinedu Ede trat da selbstbewusst auf – und schoss auch ein Tor. So soll’s bald auch in der Liga laufen.

Alt raus, jung rein. Auf diese Weise will sich der Klub durch die verbleibenden 16 Partien der Saison spielen. Dass die jungen Akteure dabei noch Fehler machen und ohne die letzte Routine auftreten, ist zum einen nur logisch. Zum anderen kann Union dieses Risiko durchaus eingehen, denn im Prinzip haben die Köpenicker ihr proklamiertes Saisonziel Klassenerhalt jetzt schon so gut wie erreicht. Und wenigstens einer wagte sich deshalb am Freitagabend dann auch rhetorisch nach vorne. „Natürlich gehen wir Schritt für Schritt vor“, sagte Paul Thomik. „Im Endeffekt ist aber für Union alles möglich.“ Sein Kollege Chinedu Ede hörte das nicht mehr.

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