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Potsdam-Mittelmark: Von Maskes Mantel bis Weingärtners Plakette

Im Frankfurter Sportmuseum wird die reichhaltige Sportgeschichte der Stadt an der Oder bewahrt

Im Frankfurter Sportmuseum wird die reichhaltige Sportgeschichte der Stadt an der Oder bewahrt Von Wilko Döll Den Namen von Profi-Boxweltmeister Henry Maske kennt in Frankfurt (Oder) jedes Kind. Schwieriger wird es dagegen schon mit Hermann Weingärtner – dabei war er es, der den internationalen Ruf von Frankfurt als Sportstadt begründete. Bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit erkämpfte sich der hier geborene Turner Weingärtner 1896 in Athen gleich drei erste Plätze. Seine Teilnehmer-Plakette ist heute eines der wertvollsten Ausstellungsstücke im Frankfurter Sportmuseum. „Wir wollen in diesem Museum die reichhaltige Sportgeschichte dieser Stadt bewahren“, erklärt Klaus Lange vom Trägerverein der Einrichtung. Neben der Weingärtner-Plakette finden sich weitere wertvolle Erinnerungsstücke. Unter schützendem Glas hängt das Trikot, in dem die Hürdensprinterin Karin Balzer 1964 in Tokio Olympiasiegerin wurde. Etwas weiter stehen die Sportschuhe von Ronny Weller, dem stärksten Mann Deutschlands. Nebenan leuchtet der goldene Mantel, mit dem einst Henry Maske - inzwischen Frankfurter Ehrenbürger - in den Boxring kletterte. Für Lange, der jahrzehntelang beim früheren Fußballclub Vorwärts Frankfurt gearbeitet hat, ist ein blauer Trainingsanzug ein ganz besonderes Stück: „Den trug Erich Hamann 1974 bei der Fußball-WM.“ Der aus der Oderstadt stammende DDR-Nationalspieler schlug seinerzeit im Spiel gegen die Bundesrepublik den entscheidenden Pass auf Jürgen Sparwasser, aus dem der das Siegtor machte. Viele Fotos, alte Urkunden, Vereinswimpel, zahlreiche Medaillen und Sportgeräte komplettieren die Sammlung. Statistiken weisen auf die mehr als 50 aus Frankfurt stammenden Olympiasieger sowie Welt- und Europameister hin. Klaus Lange hat die vielen Reliquien der Sportgeschichte nicht allein zusammengetragen. In Rudi Ramm, dem einstigen Direktor der Kinder- und Jugendsportschule in Frankfurt, fand er einen ebenso hilf- wie kenntnisreichen Partner für sein Projekt. „Im Jahr 2000 haben wir angefangen und erste Ideen für das Museum entwickelt“, berichtet der pensionierte Lehrer. Anfangs zogen die beiden alten Herren in Frankfurt von Verein zu Verein, erkundeten dort das Interesse für ein Museum und sammelten gleichzeitig Material und Informationen über den Sport. Im Stadtarchiv fanden sie heraus, dass es schon 1406 den ersten Sportverein in Frankfurt gab. „Damals waren die Schützen in einer Gilde organisiert“, erklärt Lange. Für die Idee des Sportmuseums konnten die beiden Rentner mehrere Firmen, die großen kommunalen Vermieter, die Stadtverwaltung und auch das Arbeitsamt begeistern. Die Partner kümmerten sich um eine ABM, um Räume und die Sachkosten für die Einrichtung des Museums. „Zum 750-jährigen Bestehen von Frankfurt in diesem Sommer konnten wir das Museum endlich eröffnen“, erzählt Ramm. Es liegt direkt neben dem Grenzübergang nach Polen. Den benutzen täglich Tausende, die Zahl der Museumsbesucher aber hat mal gerade erst die 600 überschritten. „Wir organisieren hier alles ehrenamtlich und können nur für einige Stunden pro Woche die Öffnungszeiten absichern“, erklärt Lange. Mit neuen Ausstellungsideen wollen die Organisatoren mehr Sportfans anlocken. Momentan bereiten sie die Gestaltung eines besonderen Schaufensters vor. Dort sollen sich die Frankfurter Kandidaten für die Olympischen Sommerspiele 2004 in Athen präsentieren - in der großen Tradition von Hermann Weingärtner. Im Winter ist das Museum freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 13 bis 16 Uhr geöffnet.

Wilko Döll

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