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Potsdam-Mittelmark: Vom Birkenwäldchen zum Apfelbaum

Michendorfer feierten die Einweihung ihres neuen, alten Gemeindezentrums

Michendorfer feierten die Einweihung ihres neuen, alten Gemeindezentrums Von Hagen Ludwig Michendorf - Klare Konturen und Farbkontraste, altehrwürdig und doch modern – so präsentiert sich der rekonstruierte Saal in Michendorfs neuem Gemeindezentrum „Zum Apfelbaum“. Am Wochenende wurde Einweihung gefeiert: Am Sonnabend ganz offiziell mit Reden und feierlicher Musik; am Sonntag zünftig mit Stückener Blasmusik und Freibier von Bürgermeisterin Cornelia Jung. Sie sprach ausdrücklich von einer Neueröffnung des Gemeindezentrums, weil das Gebäude bereits seit mehr als hundert Jahren eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Lebens Michendorfs gespielt habe. 1890, so berichtete der Heimatvereinsvorsitzende Dr. Hans-Joachim Strich, habe der Müller der nahen Mühle für einen seiner Söhne das Grundstück gekauft, auf dem heute das Gemeindezentrum steht. Der errichtete hier eine Fleischerei und später eine Ausflugsgaststätte mit Saal und Kegelbahn. Benannt wurde sie nach dem angrenzenden Birkenwäldchen (heute Parkplatz). Es folgten bewegte Jahrzehnte. So wurde der Saal in der DDR-Zeit zur Turnhalle, der Gasthof ging an die Gemeinde. Viele Geschichten darüber konnten auf der Eröffnungsfeier die Angehörigen ehemaliger Wirtsfamilien erzählen. Der letzte Pächter vor der Rekonstruktion war Anfang der 90er-Jahre Horst Brüggemann. Er übergab am Sonnabend der Gemeinde ein aufgearbeitetes, altes Schutzgitter vom großen Gasthof-Ofen. Die Schmiedearbeit zeigt das Michendorfer Wappen mit dem Apfelbaum. An dieses Michendorfer Symbol dachten die Gemeindevertreter um Bürgermeister Hartmut Besch, als sie 1996 den Beschluss zur Rekonstruktion des Gemeindezentrums fassten, und sich für den Namen „Zum Apfelbaum“ entschieden. An das Michendorfer Wappen dachten auch die Architekten, als es um die Gestaltung des Saales ging. Sie wählten einen grauen Farbton in Anlehnung an den silbernen Grund des Wappens, Grün für den Apfelbaum und Rot für die knackigen Äpfel. Ein Bezug zu den Wurzeln des Ortes, der auch dem Heimathistoriker Strich sehr gut gefällt. „Wir haben mit dem Gemeindezentrum ein Stück Geschichte zurückbekommen“, freute er sich zur Eröffnungsveranstaltung. Der Weg bis zur Neueröffnung war lang und schwierig. Schon 1996 wurde der erste Bauantrag für das im kommunalen Eigentum befindliche Haus gestellt. In den Jahren danach entstand unter anderem eine Gaststätte mit kompletter Kücheneinrichtung, die jetzt an einen griechischen Restaurantbetreiber verpachtet ist. Im Obergeschoss wurden drei Räume ausgebaut: ein Beratungsraum, ein Heimatvereinszimmer und ein kleinerer Raum mit Küche, der auch für Familienfeiern gemietet werden kann. Die Fassade des über hundert Jahre alten Hauses wurde saniert, und zum Abschluss baute die Gemeinde den großen und kleinen Saal mit insgesamt 238 Sitzplätzen und moderner Bühnentechnik aus. Zu Konzerten und anderenen Veranstaltungen mit Sitzreihen kann der Saal sogar bis zu 350 Gäste aufnehmen. Direkt am Saal gibt es an der Rückfront des Gebäudes einen Biergarten, der am Sonntag jedoch wegen heftiger Regenschauer nur zaghaft genutzt wurde. Dem Gemeindezentrum angegliedert sind eine Kegelbahn und die örtliche Bibliothek. Insgesamt 1,57 Millionen Euro wurden für das neue Michendorfer Schmuckstück, dass auch allen Ortsteilen offen stehen soll, verbaut. 338000 Euro davon flossen aus den Fördertöpfen für Gemeindefinanzierung und Städtebauförderung. Für die Gemeinde kommt es nun darauf an, das neue Zentrum mit Leben zu erfüllen. Mehrere Vereinsvorsitzende haben laut Bürgermeisterin Jung zur Eröffnungsfeier ihr Interesse angemeldet. Für die nächsten Jahre soll nun per Ausschreibung ein professioneller Betreiber gesucht werden. Vorangegangen waren bewegte Diskussionen im Gemeindeparlament über Finanzierung und künftige Nutzung des „Apfelbaums“ (PNN berichteten). Die Michendorfer Einwohner haben ihr Gemeindezentrum wohl schon wieder ins Herz geschlossen. Die Bürgermeisterin musste am Sonntagvormittag zum Frühschoppen mit Blasmusik noch schnell zusätzliche Tische und Stühle in den Saal tragen. Der Ansturm der Michendorfer hatte auch sie etwas überrascht.

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