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Potsdam-Mittelmark: Süße Ostalgie – Das Blockmalz-Bonbon ist zurück

Kunden rennen Teltower Hersteller die Bude ein

Kunden rennen Teltower Hersteller die Bude ein Teltow. „Mmmh, die schmecken wirklich wie früher“, ruft ein älterer Mann strahlend in die Brandenburg-Halle der am Sonntag zu Ende gegangenen „Grünen Woche“. Am Stand der Biomalz-Backmittel GmbH Teltow türmen sich blaue Tüten in nostalgischem Design, daneben stehen Schälchen mit braunen Bonbons - Blockmalz. Zu DDR-Zeiten sprichwörtlich in aller Munde, verschwand die süßherbe Spezialität nach der Wende vom Markt. Die Kunden mussten sich mit dem bayerischen Konkurrenzprodukt zufrieden geben. Seit kurzem ist Blockmalz allerdings wieder zu haben - und das Echo ist enorm. Allein auf der Grünen Woche gingen in den ersten sieben Tagen rund 2000 Tüten über den Tresen. Viele Menschen seien mit Blockmalz aufgewachsen und erinnerten sich noch gut an Aussehen und Geschmack, erklärt Geschäftsführer Hartwig Stiemer. Obwohl das Produkt erst vier Wochen auf dem Markt sei, habe der Online-Anbieter Ostprodukte.de bereits Muster angefordert. Und gegen die Konkurrenz könne das Teltower Bonbon mit einem ungewöhnlich hohen Malzanteil von 30 Prozent nur gewinnen. Blockmalz ist nicht das erste „DDR-Produkt“, das die Teltower Firma wiederbelebt hat. Seit einem guten Jahr ist auch der Biomalz-Saft wieder zu haben, und die kleinen braunen Flaschen mit dem blauen Etikett gehen längst weg wie warme Semmeln. Von „natürlichem Doping“ spricht Stiemer. Der Malzsaft könne vom Körper sofort aufgenommen werden und sorge für einen Energiekick. Fast alle DDR-Hochleistungssportler seien mit dem braunen Sirup versorgt worden, und heute werde beispielsweise der Berliner Olympiastützpunkt von Teltow beliefert. In die großen Handelsketten hat es Stiemer bislang allerdings noch nicht geschafft. Im vergangenen Oktober habe es einen ersten Testlauf in Berliner und Brandenburger Supermärkten gegeben, erzählt er. Die 10 000 gelieferten Flaschen seien innerhalb von zwei Tagen verkauft gewesen. Während die Kette eine zweite Versuchsaktion vorbereitet, steht in Teltow seither das Telefon nicht mehr still. Täglich schauten fünf bis zehn Kunden am Werk vorbei, um sich ihre Ration Biomalz zu holen, sagt Stiemer. Momentan sei er noch auf der Suche nach Händlern, die das Produkt in ihr Sortiment aufnehmen wollen. Produziert wird nach alter Rezeptur – allerdings nicht in den alten Räumen. Dafür sei einfach kein Platz, sagt Stiemer. Die auf Backmittel spezialisierte Firma lässt die Bonbons auswärts herstellen und im Werk abpacken. Wenn die ersten Supermärkte zuschlagen sollten, will der Geschäftsführer aber einen Umzug in größere Räume ins Auge fassen. Der Biomalz-Saft wird jedoch auch in Zukunft in Finnland hergestellt. Um die Produktion nach Teltow zu holen, wären Investitionen von 100 Millionen Euro nötig, und das könne sich das Unternehmen trotz aller Erfolge nicht leisten. Dafür werde der Saft in Ostdeutschland abgefüllt - bei der Mosterei Nowack in Lassan am Peenestrom. Die Blockmalz-Süßigkeiten werden sicherlich nicht die letzte Neueinführung eines alten Produkts aus dem Hause Biomalz sein. Allein 14 weitere Sorten Bonbons hat Stiemer noch auf Lager. Auch sie könnten in Zukunft wieder in den Läden stehen, natürlich in nostalgischem Design. Das habe nicht nur einen Wiedererkennungswert, sagt der Geschäftsführer. Es sei gegen den Trend und außerdem „einfach wunderhübsch“. S. Schipp

S. Schipp

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