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Potsdam-Mittelmark: Sturmlauf gegen Windkraft

Kommende Woche soll über Pläne für Windräder auf den Rieselfeldern entschieden werden / Stahnsdorf bekräftigt Widerspruch

Kommende Woche soll über Pläne für Windräder auf den Rieselfeldern entschieden werden / Stahnsdorf bekräftigt Widerspruch Von Peter Könnicke Stahnsdorf. Die Regionale Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming strebt den Abschluss des zweiten Beteiligungsverfahrens zum Teilregionalplan „Windenergienutzung“ an. Das Thema steht auf der Tagesordung der Regionalversammlung in der kommenden Woche. Unter den 17 festgelegten Eignungsgebieten befindet sich auch der „Westliche Teltow“: Auf den ehemaligen Rieselfeldern um Ruhlsdorf, Großbeeren, Sputendorf, Schenkenhorst und Güterfelde soll auf einer Fläche von 355 Hektar ein Windpark entstehen. Im vergangenen Herbst, im Vorfeld der Kommunalwahlen, kam es zu zahlreichen öffentlichen Debatten über Sinn und Unsinn von Windkraftanlagen. In Stahnsdorf erhielt das Vorhaben einer Windfarm auf den Rieselfeldern eine energische Abfuhr. Die Bürgerinitiative „Stahnsdorf Süd“ bezog mit Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) gemeinsam Stellung gegen den „Frontalangriff auf die Ortschaften“, der in den 21 Windkrafträdern gesehen wird. Innenminister Schönbohm mahnte vor der Zerstörung ländlicher Strukturen, Umweltminister Birthler outete sich als Kritiker von Windkrafträdern. Anfang der Woche hat die Gemeinde Stahnsdorf ihre offizielle Stellungnahme zum überarbeiteten Plangebiet abgegeben. Wichtigster Einwand: Ein Windpark würde dem Ziel widersprechen, das Gebiet für die touristische Naherholung zu entwickeln. Seit Beginn der 1990er Jahre gibt es von der gemeinsamen Landesplanung Überlegungen, hier einen Regionalpark zu entwickeln. Der „Teltowpark“ soll ein ökologischer Ausgleichs- und stadtnaher Erholungsraum sein. Zudem würde die Umsetzung des Teilplanes die Bemühungen verhindern, historische Wegeverbindungen innerhalb des Regionalparks sowie zum Potsdamer und Berliner Umland zu erhalten oder wieder herzustellen. Ein Teil dieser Wegebeziehung wird in Stahnsdorf als besonders wichtig gesehen, um Bereiche der hiesigen Kulturlandschaft erlebbar zu machen. So werden sie im engen Zusammenhang mit den Ideen betrachtet, mit der diesjährigen Ausstellung „200 Jahre Schloss und Park Gütergotz“ die Region touristisch aufzuwerten und zu entwickeln. Dazu sollen die Bezüge zum Jagdschloss Stern sowie die spätere Sanierung des Schlosses Güterfelde und die teilweise Rekonstruktion des Schlossparks wesentlich beitragen. Durch eine Ausweisung des nahegelegenen Gebietes für Windernergienutzung werden ein negativer Einfluss auf die kultuerelle Aufwertung befürchtet und Sichtbeziehungen, die durch einen Aussichtsturm auf den Rieselfeldern erlebbar gemacht werden sollen, als gefährdet gesehen. Insgesamt hat die Gemeinde ein gutes Dutzend Einwände erarbeitet: Innerhalb des Eignungsbebietes ansässige Pferdehöfe werden in ihrer Existenz bedroht gesehen, dem gemeindlichen Flächennutzungsplan werde widersprochen, Belange des Umwelt- und Naturschutzes würden verletzt. In der Regionale Planungsgemeinschaft haben die Autoren des Teilplans „Windernergienutzung“ aufgrund zahlreicher Bedenken für drei Gebiete Änderuungen und Abstriche vorgenommen. Nach Eingang der Stahnsdorfer Stellungnahme werden auch für das Gebiet „Westlicher Teltow“ in der Planungsbehörde Änderungen nicht ausgeschlossen. Zumal auch das brandenburgische Umweltministerium in einem Schreiben an Landrat Lothat Koch als Vorsitzenden der Regionalen Planungsgemeinschaft die Bedeutung und kulturhistorische Eigenart des Gebietes mit seinen weiten Sichtbeziehungen betont hat. Nach Ansicht der Oberen Naturschutzbehörde würden Windenergieanlagen die touristische Entwicklung des „Teltowparks“ empfindlich stören. Daher sollten, so die Bitte des Ministeriums, die Einwände und Anregungen gründlich abgewogen und über eine Streichung des Gebietes aus dem Regionalplan nachgedacht werden. Zu der finalen Beschlussfassung über den Teilplan kommt die Regionalversammlung nach der Kommunalwahl letztmalig in alter Formation zusammen. Sollte der Teilplan beschlossen werden, hätte Stahnsdorf dem staatlich geförderten Privileg „Windkraft“ Rechnung zu tragen. Um das Vorhaben zu verhindern, wurde und wird sich um politischen Druck bemüht. „Das wird auch zur Nagelprobe für die hiesigen Landtagskandidaten“, meint Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser. Auch Anwälte von Bürgerinititiative sehen Potenzial, um rechtlich zum Sturm gegen die Windkraft zu blasen. Auf der anderen Seite scheuen sich die Regionalplaner nicht, Einwände rechtlich bewerten zu lassen, um sie für nichtig zu erklären.

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