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Potsdam-Mittelmark: „Löbliche Kompanie“ einst auf königlichen Befehl gegründet

Schützengilde Werder feiert 300. Jubiläum / Festschrift geplant

Schützengilde Werder feiert 300. Jubiläum / Festschrift geplant Von Reiner Hähle Werder. Die Schützengilde zu Werder 1704 feiert in diesem Jahr ihr 300. Vereinsjubiläum. Sie ist damit der älteste Sportverein der Blütenstadt. Dieser Tage werden von den Vereinsmitgliedern zahlreiche historische Dokumente ausgewertet, um das örtliche Schützenwesen der vergangenen drei Jahrhunderte näher zu beleuchten. Zum Schützenfest im August soll das Jubiläum gefeiert werden, bis dahin ist auch die Herausgabe einer Festschrift geplant. Von Anfang an verstand sich der 1994 wiedergegründete Verein als legitimer Nachfolger der im Jahr 1707 auf Geheiß König Friedrich I. gegründeten „Löblichen Schützenkompanie zu Werder“. Aus den Aufzeichnungen eines im Original erhaltenen Stamm- und Rechnungsbuches von 1752 geht hervor, dass die Gilde tatsächlich auf königlichen Befehl (!) gegründet wurde. Außer dem Buch sind weitere Dokumente der Vereinsgeschichte, wie ein Protokollbuch der Jahre 1927 bis 1943 oder ein Kassenbuch von 1935 bis 1944, erhalten. Aufschlussreich sind auch die Berichte des ehemaligen Werderaner Bürgermeisters Franz Dümichen, der Chronistin Marianne Gesterling sowie Erinnerungen des 86-jährigen Schützenkönigs und Alterspräsidenten des Vereins, Rudolf Nähring. Aus den Quellen, teils in schönstem Sütterlin verfasst, konnten schon viele interessante historische Details rekonstruiert werden. So die Geschichte des Apothekers Aschenborn, der in Nachbarschaft des ersten Schützenhauses in der Galgenberggasse (unterer Teil des Hohen Wegs) einen Weinberg unterhielt. Er sah sich durch die Aktivitäten der Schützen gestört und klagte auf Einstellung ihrer Aktivitäten. Der Prozess dauerte sieben Jahre und endete zu Ungunsten der Schützen. Danach entstand ein neuer Schießplatz und später auch ein Schützenhaus „auf dem Cämmerey-Territorio hinter dem Weinberge an dem Kesselberge“, wie aus alten Schriften hervorgeht, dem Gebiet also der späteren Höhengaststätte Friedrichshöhe. Da der Weg dorthin weit und sandig war, verloren die Schützen viele Mitglieder. 1796 wurde der Schießplatz mit Schützenhaus deshalb auf die Insel verlegt. Dort befindet sich das Schützenhaus, dass zu DDR-Zeiten zweckentfremdet von ortsfremden Betrieben genutzt wurde, noch heute und wartet auf die Sanierung. Ein Antrag der Gilde auf Rückübertragung blieb indes erfolglos. Auch kleinere Besitztümer der Schützen gingen in den Jahrzehnten nach dem Krieg verloren. Deshalb musste nach der Neugründung im Jahr 1994 eine neue Amtskette für den Schützenkönig her, sie wurde von Joachim Hintze gesponsort. Auch eine neue Vereinsfahne entstand – als Vorlage diente eine colorierte Postkarte vom 200. Vereinsjubiläum im Jahre 1904. Schützenball und Schützenfest wurden als Traditionen wieder belebt, das Mitgestalten von Festumzügen der Blütenstadt ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Mit einer eigenen Schießanlage mussten die Schützen allerdings noch etwas warten: Nach der Wiedergründung wurden anfangs Schießstände anderer Vereine in Nauen und Potsdam genutzt. Erst nach Besichtigung der Kellerräume der Vulkanfiberfabrik im Januar 1998 fand man ein geeignete neues Objekt in Werder. Durch umfangreiche Eigenleistungen der Mitglieder wurde das Pachtobjekt zur neuen Heimat für Werders Schützen. Im April 1999 konnte zum Anlass des 120. Baumblütenfestes die neue Schießhalle mit sechs Schießständen für Klein- und Großkaliber und drei für Luftgewehr und zwei Versammlungsräumen eröffnet werden.

Reiner Hähle

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