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Potsdam-Mittelmark: „Lassen Sie sich inspirieren!“

Ausstellung zeigt Festumzüge zu Wilhelmshorster Ortsjubiläen / Vorbereitung zum 100. Geburtstag 2007

Ausstellung zeigt Festumzüge zu Wilhelmshorster Ortsjubiläen / Vorbereitung zum 100. Geburtstag 2007 Von Gerold Paul Michendorf · Wilhelmshorst - „Das war doch in den 80ern! Wer is“n det da?“ „Wenzel“. „Ja, richtig, den kenn ick noch“. Solche dialektischen Dialoge hörte man am Sonnabend gelegentlich zur feierlichen Vernissage im Wilhelmshorster Haus der Begegnungen an der Bahnlinie. Die Arbeitsgemeinschaft Ortsgeschichte lud zu ihrer „Ersten historischen Ausstellung“ überhaupt ein. Mit einem Auge blickte man auf die drei Vierteljahrhundert-Jubiläen 1932, 1957 und 1982 zurück, mit dem anderen peilt man auf das runde in Kürze. Obwohl das Areal unter dem Namen Schönenberg schon vor 675 Jahren besiedelt (und im 30-jährigen Krieg geschleift) worden sein soll, gilt das Jahr 1907 offiziell als Gründungsdatum. Eine Chronik des Waldfleckens gibt es trotz oder wegen eines DDR-Gesetzes allerdings nicht. Danach sollte jeder Ort eine solche erstellen, aber Teile der Einwohnerschaft verweigerten der Administration die erwünschte Lesart in Rot. So hat man zwar viel Material, aber halt keine Annalen: „Wir fangen tatsächlich bei Null an!“, so Rainer Paetau, Sprecher der AG Ortsgeschichte. Die kleine Exposition im Gemeindezentrum selbst kam nach einem Aufruf zustande, alles noch verfügbare Gut zu den drei Fest-Anlässen (außerhalb der Reihe feierte man 1997) herauszusuchen. Mit bestem Erfolg, die Resonanz war so groß wie der Besuch dieser Vernissage: Mehr Gäste als Stühle; und so wurde auch längst nicht alles kopiert und gezeigt, was man fand. Paetau erläuterte das Prinzip: Man habe sich auf Bild- und Fotodokumente zu den Festen konzentriert, um die Einwohner schon mal auf das Jahr 2007 vorzubereiten. „Schauen Sie genau hin, wie unsere Vorvorderen feierten, achten Sie auf Details!“. Sicherlich werden die orts- und personenkundigen Besucher vor Ort Kunz oder Hinze aus ihrer Nachbarschaft wiedererkennen, Fremden hingegen muss diese auf zwei Räume verteilte Schau „Ortsjubiläen in Wilhelmshorst“ eher fremd bleiben, zumal man „bewusst“ auf Bildtitel und Begleittexte verzichtete. Man erkennt mehr oder weniger fröhliche und von der jeweiligen Ordnungsmacht behütete Festumzüge, mal mit Pferdewagen, mal mit Schalmeienbegleitung, Radfahrer und Krankenschwester-Kolonnen oder die Freiwillige Feuerwehr – Menschen über Menschen aus fast einhundert Jahren. Das erste Exemplar des „Wilhelmshorster Boten“ von 1932 ist mit einem Vorwort von Direktor Wilm zu sehen, Programmabläufe und Umzugslinien, an denen sich das Anfang Februar konstituierende Fest-Komitee 2007 orientieren möchte. Alles ortsinterner denn von weiterem Interesse, klar. Wichtig (zu hören) war, dass diese Feiern von der Gemeinde vorfinanziert und durch Eigeninitiative ausgeglichen werden mussten: Das reichte von Kuchenbasaren, Sonderstempeln, Souvenirs und Blaudruck bis zum Wilhelmshorster Bierglas zum 75., längst eine Rarität – die anwesende Seniorin Anna Sewig, 90, hätte dazu sicher Auskunft geben können. Kein Geld aus dem Fiskus also, wahrscheinlich auch nicht 2007. Für Historiker Rainer Paetau („Grabe, wo Du stehst“) und seinen Stellvertreter Wolfgang Linke war die Veranstaltung zwar ein großer Erfolg, zugleich aber Rückzug aus der Öffentlichkeit bis zur 100-Jahrfeier. Die AG konzentriert sich auf ein 250-seitiges „Jubiläumsbuch“ zur Orts-Geschichte (keine Chronik! betonte Paetau), offen noch, wer es druckt. Darin wird man auch – hübsches Detail – den amtlichen Hinweis wiederfinden, dass 1952 in Wilhelmshorst „200 versteuerte bellende Hunde“ registriert worden sind. Die Ausstellung in der Albert-Schweitzer-Straße öffnet bis 27. Februar samstags und sonntags jeweils 13 bis 17 Uhr.

Gerold Paul

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