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Potsdam-Mittelmark: Kleinmachnow wie es die Tauben sahen

Der frühere Filmarchitekt Helfried Winzer stellt unter dem Titel „100 Jahre Kleinmachnow“ Modelle des einstigen Gutsbezirkes aus

Der frühere Filmarchitekt Helfried Winzer stellt unter dem Titel „100 Jahre Kleinmachnow“ Modelle des einstigen Gutsbezirkes aus Kleinmachnow. Das Bild vom alten Kleinmachnow für spätere Generationen bewahren, ist Ziel des Kleinmachnower Heimatvereins. Der Entschluss, darin mitzuarbeiten, stand für den Künstler Helfried Winzer bald fest. So heißt es in einer Vorbemerkung, mit der in der vergangenen Woche Winzers Ausstellung „Kleinmachnow vor 100 Jahren“ in den Kammerspielen eröffnet wurde. Gleichzeitig wurde der einstige Babelsberger Filmarchitekt Helfried Winzer zum Ehrenmitglied des Heimatvereins ernannt. In den nächsten sechs Wochen können zahlreiche Facetten und verschiedene Arbeitsphasen von Winzers künstlerischer Auseinandersetzung mit Kleinmachnow begutachtet werden. Dabei dürfte das Modell vom Dorfkern besonders viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es sei keine eigentliche Veranstaltung des Heimatvereins, sonders Helfried Winzers Personalausstellung – Ergebnisse seines Schaffens aus 50 Jahren, sagte Rudolf Mach, Vorsitzender des Vereins. „Helfrieds Winzerfest“ betitelte Mach die Ausstellung – der Künstler präsentiere wie ein Winzer im Herbst die Ernte seines Schaffens. Besonderes Interesse entwickelte der Filmarchitekt Winzer, viele Jahre bei der DEFA beschäftigt, für die Geschichte des Gutes Kleinmachnow. Über 400 Jahre befand es sich im Familienbesitz der von Hakes, bis 1920 war es ein gut funktionierendes Rittergut – als Dorf-Ensemble noch bis zur Kriegszerstörung 1943 als Teil der inzwischen gewachsenen Gemeinde vorhanden – und heute fast ein Nichts. Bereits in den vergangenen Jahrzehnten, so Winzer, fertigte er zahlreiche Handzeichnungen, Linolschnitte und Fotos vom alten Dorf. Er studierte einschlägige Literatur, recherchierte in Archiven und Postkartensammlern und führte Gespräche mit kundigen Leuten. Es folgten erste Rekonstruktions-Versuche. Dabei reizte ihn besonders die Vogelsperspektive des Dorfkerns – die Sicht der Tauben, die im Innenhof des Gutes in einem Vogelschlag ihr Domizil hatten. Mit den ersten Arbeiten reifte Winzers Gedanke für ein Modell, das den einstigen Ursprung Kleinmachnows nachempfindet. Für jedes Haus fertigte er exakte, maßstabgerechte Zeichnungen und bildhafte Darstellungen an. 1999 begannen die Arbeiten am Modell, mit dem der Künstler hofft, den Einwohnern und Besuchern ein anschauliches Bild von dem Teil des Ortes zu vermitteln, der sich bis kurz nach der Fertigstellung des Teltowkanals Gutsbezirk Kleinmachnow nannte. Das Modell der „Alten Hakeburg“ ist dabei ein wesentlicher Teil in der Arbeit Winzers, der seit 50 Jahren in Kleinmachnow lebt. Teile des Burgturms wurden schon bei den Hakes nicht mehr genutzt. Und durch den Bombenangriff 1943 auf Kleinmachnow war es mit der Pracht der alten Burg vorbei, nur Trümmer blieben übrig. Helfried Winzer sei es gelungen, die untergegangene Vergangenheit wieder „begreifbar“ zu machen, würdigt Heimatvereins-Chef Mach. Winzer habe die verschiedenen Gebäude des Ensembles maßstabsgerecht im Modell abgebildet und wieder aus der Unsichtbarkeit herausgeholt. Und nicht nur der Heimatverein und Förderverein zum Wiederaufbau der Alten Hakeburg würden durch die Tätigkeit Winzers profitieren, sondern auch die Gemeinde Kleinmachnow. Es entstehe professionell und ehrenamtlich ein Teil des „schönen“ früheren Kleinmachnows, und die Gemeinde wisse dies zu schätzen, indem sie die Kammerspiele zu Verfügung stelle und bei der Einrichtung der Ausstellung half. Wahrscheinlich werde das Modell auch einen Platz, eventuell auf Zeit, im neu gebauten „Bürgerhaus“ finden. Dies sei durchaus realistische „Zukunftsmusik“, wie in einem Gespräch mit Bürgermeister Wolfgang Blasig in Aussicht gestellt wurde. In den kommenden sechs Wochen der Ausstellung wird auf rege Resonanz und reichlich Interesse der Kleinmachnower an der Geschichte ihres Ortes gehofft. Auch Kleinmachnower Schulen, Direktoren, Lehrer, Schüler und Vereine sollten von dem Angebot Gebrauch machen. Nach Absprache sind auch Führungen unter der Helfried Winzers Leitung möglich. S. Kohlemann

S. Kohlemann

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