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Potsdam-Mittelmark: Keine Alternative zur Autobahn

Trotz Maut weichen Fuhrbetriebe und Unternehmen nur ausnahmsweise auf die Landstraße aus

Trotz Maut weichen Fuhrbetriebe und Unternehmen nur ausnahmsweise auf die Landstraße aus Potsdam-Mittelmark - Die Maut hinterlässt Spuren: Vom Niemegker Firmensitz nach Beelitz fährt die Abfallwirtschaft Potsdam-Mittelmark seit 1. Januar nicht mehr auf der Autobahn. Auch zur Deponie Neuendorf spart man die Gebühren. Von Niemegk nach Werder nehmen die Lkw-Fahrer jetzt die Abfahrt Glindow und nicht erst die Abfahrt Phöben. Andere Müllabfuhr-Strecken wurden ebenfalls so gestrickt, dass man sich ein paar Autobahnkilometer sparen kann. „Wir testen noch, was geht“, sagt APM-Geschäftsführer Thomas Wendenburg, „ganz umfahren lässt sich die Maut aber nicht“. Der Zeitfaktor spielt, wie überall in der Wirtschaft, auch bei der APM eine Rolle. Die beiden Laster, die volle Müllcontainer von den Wertstoffhöfen zur Deponie nach Fohrde bringen, nutzen weiter den schnellen Weg. Auch Richtung Teltow würde die Landstraße zum unverhältnismäßigen Zeitverlust führen. Etwa 50000 Euro Maut hat die APM dieses Jahr kalkuliert. Klar, dass sich die in den Müllgebühren wiederfinden, sagt Wendenburg. „Maut und Dieselpreis waren mit ein Grund für die Erhöhung am 1. Januar.“ Andere Unternehmen und Speditionen machen es genauso, wie eine PNN-Umfrage zeigte. Sie weisen die Maut sogar extra auf ihren Rechnungen aus wie der Bau-Dienstleister BKN in Neuseddin. „Mit Baumaschinentransporten können sie nicht auf die Landstraße“, sagt Geschäftsführer Mathias Dünnebier. Schön wär“s, denn die Maut liege durchaus nicht im Cent-Bereich, widerspricht Birgit Schwabe Aussagen von Verkehrsminister Manfred Stolpe. „Wir haben pro Lkw und Monat 1000 Euro kalkuliert“, sagt die Filialleiterin der HKG-Spedition Michendorf. Deutschlandweit transportiert die Filiale mit sechs gekühlten Lkw Lebensmittel für Supermärkte – Lieferzeiten und das sensible Transportgut verbieten die Landstraße. Durchschnittlich 1,50 bis 2 Euro pro Palette müssten die Kunden draufzahlen. Umzugs- und Containerdienste, die sich im Umfeld bewegen, haben oft das Glück, mit 8-Tonnern unterwegs zu sein, wie der Cos-Containerdienst in Michendorf. Maut wird erst für mehr als 12 Tonnern kassiert. Für andere im Nahbereich agierende Fuhrbetriebe lohnt es sich immer noch, die Maut für bestimmte Einzelfahrten zu zahlen. Die Umfrage ergab, dass sie ohnehin nur 10 bis 30 Prozent der Fahrten auf der Autobahn abwickeln. Viele Ziele würden wie eh und je auf der Landstraße erreicht, sagt Hans-Jürgen Lösch, Disponent der BZR Wildenbruch, die Baustoffe und Schutt transportiert. „Aber nach Spandau sparen wir auf der Autobahn mehr Zeit als Geld.“ Ausweichen mache nur im Nahverkehr Sinn, meint auch Rosemarie Penqitt, Co-Inhaberin des gleichnamigen Werderaner Fuhrbetriebs. „Wenn die Zeit da ist, lohnt die Landstraße höchstens Richtung Leipzig.“ Für Manfred Schmidt, Inhaber der Schmidt-Spedition Glindow, ist es besonders schlimm gekommen: Ihm ging dank Maut ein Auftrag über 1,4 Millionen Euro verloren. Seine Spedition hat als Nebengeschäft eine Sortieranlage für Groschenromane. Unverkaufte Exemplare werden geordnet und in anderen Regionen angeboten. Ein Kunde aus Holland habe den Großauftrag abgesagt. Mit täglich zwei Sattelzügen wäre ihm die Maut zu teuer geworden. Schmidt: „Von dem Auftrag hätte ich ein Jahr lang 20 Leute beschäftigt.“ 32 Lkw hat seine Firma, die im deutschlandweiten Fernverkehr ihr Geld verdienen. Wie bei der HKG zahle sich das Umsatteln auf die Landstraße mit den engen Tourenpläne nicht aus. 400000 Euro Mehrkosten sieht er auf die Firma zukommen. Problematisch wirke sich die Maut besonders bei Fahrten aus den Neuen in die Alten Länder aus. „Da sind die Lkw leer und niemand zahlt“, ein Ergebnis der unterschiedlichen Industriedichte. Wie andere Logistiker fragt Schmidt, ob der Maut-Druck angemessen ist? „Die Hoffnung, dass der Verkehr auf die Schiene ausweicht, ist eine Illusion“, meint der Fuhrunternehmer. Das Preis-Leistungsverhältnis bei der Bahn stimme einfach nicht. Selbst wenn die Maut, wie in der Branche befürchtet, im nächsten Jahr auch auf der Landstraße zu zahlen ist, die Gebühr weiter steigt, bleibe der Laster konkurrenzlos. Henry Klix

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