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Potsdam-Mittelmark: Hartz IV: Mehr Kunden bei Lebensmittelausgabe

Zahl der Bedürftigen in Teltow hat sich verdoppelt / Dank an ehrenamtliche Helfer der Tafel

Zahl der Bedürftigen in Teltow hat sich verdoppelt / Dank an ehrenamtliche Helfer der Tafel Teltow – Die ersten kommen kurz vor 15 Uhr, obwohl sie wissen, dass die Ausgabestelle für kostenlose Lebensmittel in Teltow erst in zwei Stunden öffnet. Der Frost beißt unangenehm, trotzdem wolle sie warten, sagt eine Frau und blickt dabei unverwandt auf die Potsdamer Straße. Von dort werden bald die anderen kommen, aber sie wird eine der ersten sein, die eine Lebensmittelration erhält. Seit sich Hatz IV ankündigte, verdoppelte sich die Zahl der Bedürftigen, die samstags vor der Potsdamer Straße 34 auf Lebensmittel warten. Noch vor einem Jahr waren es knapp 100, seit Dezember sind es 200. Kopf und Hals mit einem Schal umschlungen, treten sie von einem Bein auf das andere. Drinnen, im ehemaligen Angelladen, ist jetzt Hochbetrieb. Eben brachte ein Lieferauto der „Potsdamer Tafel“ noch Kisten und Kartons von Supermärkten. Die werden von zwei Männern in den großen Lagerraum getragen, wo sich bereits andere Kisten mit Gemüse, Obst, Broten und Kartons stapeln. Es ist ziemlich eng, alles muss noch vor der Ausgabe sortiert werden. Gemüse und Obst nimmt die meiste Zeit in Anspruch, denn was bei den Märkten übrig beleibt, ist nicht immer verwertbar. Während einige Frauen Radieschen, Kohlköpfe und Äpfel begutachten, kochen andere Eier. Dann werden Portionen für Familien zusammengestellt, damit später alles schnell ausgegeben werden kann. Diesmal wird es sogar Kuchen geben, aber die Milch wird wieder nicht für alle reichen. „Nur an Familien mit Kindern kann Milch abgegeben werden“, bedauert Ingeborg Kuke, die das ehrenamtliche Team der Ausgabestelle seit der Gründung leitet. Das war im Juli 2000 und für die Zahl von seinerzeit rund 50 Bedürftigen war die Tafel damals noch reichlich gedeckt. „Seit kurzem versorgen wir fast 200 Leute jeden Samstag, kann sein das es bald mehr werden", meint Kuke. Manchmal würden bereits um 13 Uhr die ersten vor der Tür stehen, erzählt sie und schüttelt dabei den Kopf. Alle Helferinnen tragen dicke Pullover und Jacken, weil die Heizung für das Gebäude nicht ausreicht. „Aber die Kühle ist wenigstens für die Lebensmittel gut“, vermag Gertrud Rosch den niedrigen Temperaturen sogar noch Gutes abgewinnen und fügt hinzu: „Wir haben viel zu tun, da wird einem warm bei der Arbeit“. Zum Kaffeetrinken bleibt kaum Zeit und auch für die Ehrung, die Gertrud Rosch und Margot Lobitz am Samstag erhielten, blieben nur ein paar Minuten. Trotzdem wissen es beide zu schätzen, dass Gabriele Schrader extra aus Beelitz kam, um ihnen im Namen des Vereins „Kulturtafel“ Dank zu sagen. Die Initiative der Beelitzerin will mit kleinen Präsenten das Ehrenamt würdigen, vor allem weil die offiziellen jährlichen Auszeichnungen immer nur wenige treffen. Die Gutscheine, die sie überreicht, sponserten örtliche Firmen wie der Friseursalon Heinrich, der Blumenladen „Flowerpower“, Kosmetiksalon Lewin und Bücherstube Teltow. Auch Bärbel Arndt erhielt einen Gutschein. Die ehemalige Krankenschwester besucht zweimal in der Woche Bewohner im Pflegeheim „Bethesda“, um mit ihnen zu singen, zu basteln oder um ihnen vorzulesen. Über einen Gutschein konnte sich ebenso Petra Hilpert freuen, die seit vier Jahren die Mädchenzukunftswerkstatt bei Fragen rund um den Computer unterstützt. Mit ihr unternahmen die Mädchen erste Schritte ins Internet und lernten, wie vorteilhaft Suchmaschinen sind. Ehrenamt soll in erster Linie ein Sinn-Findungsangebot sein, wirbt Erika Pusch, die seit September im Stadthaus Ehrenämtler berät. Rund 50 Leute, so die erfolgreiche Bilanz, haben sich bereits gemeldet und beraten lassen. K. Graulich

K. Graulich

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