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Potsdam-Mittelmark: Gestern jung - morgen alt

Diskussionsrunde über den Weg Potsdam-Mittelmarks zum seniorenfreundlichen Kreis

Diskussionsrunde über den Weg Potsdam-Mittelmarks zum seniorenfreundlichen Kreis Teltow – Der demografische Wandel betrifft alle. Darüber waren sich am Dienstag rund 50 Gäste einig, die in den Teltower Lankeweg gekommen waren zur Veranstaltung „Herausforderung Demografie – auf dem Weg zum seniorenfreundlichen Kreis“. Unter ihnen Vertreter aus Wirtschaft und Verwaltung, die Bürgermeister aus Stahnsdorf und Teltow, Landes- und Kommunalpolitiker. Als Auftakt, dem weitere Gesprächsrunden folgen sollen, hatte Moderatorin Ingrid Witzsche diese Veranstaltung angekündigt, mit der die Akademie „2. Lebenshälfte“ eine Diskussion in Gang setzen möchte, um auf die Veränderungen in der Gesellschaft reagieren zu können. Denn die neue Generation der Älteren würde einmal andere Bedürfnisse und Lebensweisen haben als die Generation der heute 80-Jährigen, betonte Witzsche. Konzepte und Lösungen will deshalb die Akademie-Reihe entwickeln, vorerst ging es um eine Bestandsaufnahme. Anhand von Statistiken machte der Demograf Wolf Beyer deutlich, dass der Anteil der älteren Menschen in naher Zukunft rasant wachsen werde. Er prognostizierte, dass in Potsdam-Mittelmark der Anteil der über 55-Jährigen bis 2020 von 14 Prozent auf 43,65 Prozent der Gesamtbevölkerung ansteigen wird. Der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin bewertete das Zahlenmaterial kritisch: „Das ist Stimmungsmache, was da mit demografischen Prognosen betrieben wird und führt zur Generationenfeindlichkeit.“ Der Wandel sei kein soziales Problem, denn die sozialen Versorgungssysteme seien sicher. Mit der Förderpolitik des Landes, die sich immer mehr auf die Innenstädte richtet, würden zunehmend Bedürfnisse älterer Menschen bedient: altersgerechtes Bauen, öffentliche Verkehrsmittel und Einkaufmöglichkeiten. Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf und Nuthetal befänden sich in dieser Hinsicht schon jetzt auf der Sonnenseite, meinte der Landtagsabgeordnete und mahnte mehr Kinderfreundlichkeit an. Kinder würden in Gaststätten oder auf öffentlichen Plätzen oft als Störfaktor wahrgenommen. Er nannte den Kleinmachnower Marktbrunnen, der Kinder anziehe, deren Lärm jedoch die Anwohner störe. Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) betonte indes, dass das Miteinander der Generationen mehr in den Vordergrund gerückt werden müsse, wenn es darum gehe, Probleme Älterer wie Isolation und schwindendes Selbstwertgefühl lösen zu wollen. Ein Beispiel dafür sei die Stahnsdorfer Kita „Mäuseburg“, in der Senioren gemeinsam mit den Jüngsten das Kartoffelfest feiern. Auch in Teltow gehen Senioren auf Initiative der Akademie „2.Lebenshälfte“ in Kitas und Schulen. Bei dem Projekt „Alter engagiert sich für Zukunft“ bringen die ehrenamtlichen Senioren den Kindern das Schachspiel bei, ebenso singen, basteln und wandern Jung und Alt gemeinsam. Umgekehrt gehen auch junge Menschen in Teltow in das Seniorenpflegeheim Bethesda, um dort die Freizeitarbeit zu unterstützen. Doch trotz dieser Initiativen liegt noch manches Potenzial brach, denn die Kompetenzen der Älteren seien oft auch nicht gefragt, wie Witzsche den PNN sagte. Auch die Versicherungsfragen für Ehrenämtler seien noch nicht zufriedenstellend geklärt und für manches Projekt fehle einfach das Geld. Wie weit die Schere auseinandergeht zwischen Initiativen, die auf die immer älter werdende Bevölkerung reagieren, und Begleitmaßnahmen der Politik, zeigt ein Blick nach Nuthetal. Dort stand die Stelle des Leiters der Akademie „2. Lebenshälfte“ vor dem Aus, da das Land seinen Kostenanteil 2006 nicht mehr zahlt. Nun wird die Gemeinde – trotz ihrer leeren Kassen – in die Bresche springen. Doch Akademie-Chef Ingo Mücke kann seinen Unmut kaum bremsen, „ dass für solche notwendigen Strukturen von Politik und Regierung kein Geld mehr bereit gestellt wird". Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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