zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Entspannung pur

Bad Freienwalde als ältester Kurort Brandenburgs ist jetzt ein staatlich anerkanntes Moorheilbad

Bad Freienwalde als ältester Kurort Brandenburgs ist jetzt ein staatlich anerkanntes Moorheilbad Von Bernd Kluge Schon Preußens Könige hatten eine Schwäche für Bad Freienwalde. In den goldenen 20ern des vorigen Jahrhunderts war der idyllisch zwischen Hügeln, am Rande des Oderbruchs gelegene Ort dann bei Berlinern Ausflüglern sehr begehrt. Nunmehr ist das frischgebackene Moorheilbad Ziel Tausender Kurgäste aus Berlin und Brandenburg. Sie schwören auf die Behandlung mit dem schwefelhaltigen, wohltuenden Torfschlamm - wahlweise als Packung oder Bad, als Material für therapeutische Knet- und Tretübungen. „Das Zeug wirkt wahre Wunder“, ist Walter Feuerschütz überzeugt, der bis zum Kinn in einer moorgefüllten Wanne der Fachklinik der Allgemeinen Hospitalgesellschaft Hilden liegt. Mehrere Hüftoperationen hat der 88-Jährige bereits hinter sich, das mehr als 40 Grad warme Bad verschafft seinen schmerzenden Knochen Linderung. „Das Moor ist quasi unser Gold“, lächelt Badefrau Ilona Feder. Und das stammt aus einem kleinen Teich in der Nähe von Falkenberg, einem Nachbarort von Bad Freienwalde. Seit 1975 wird das natürliche, durchblutungsfördernde Heilmittel dort gestochen, in Fachklinik und Moorbad aufbereitet und nach der Behandlung zum Regenerieren zurück in den Teich geschafft. Zu DDR-Zeiten kamen vor allem Bergleute aus den Kohlerevieren der Lausitz in den Genuss dieser entspannenden Therapien. Die 1994 eröffnete Fachklinik verfügt über 220 Betten. Mehr als 43 000 Patienten mit rheumatischen Beschwerden oder mit Erkrankungen des Bewegungsapparates wurden bereits während der jeweils dreiwöchigen Kuren stationär behandelt. Nicht nur mit dem Heilmittel Moor, sondern auch mit medizinischen Bädern, Massagen aller Art, Kneipkuren, Hydro- und Elektrotherapien. „Einen Ärztemangel kennen wir hier nicht“, freut sich Gudrun Zander, Chefärztin in der Fachklinik. Im medizinischen Bereich arbeiten ihren Angaben zufolge 80 Fachkräfte. „Was jedoch noch fehlt, sind ausgebildete Badeärzte“, sagt Kurdirektor Jens Lüdecke. Dabei handelt es sich um niedergelassene Mediziner, die eine Zusatzqualifikation im Bereich der Kur-Therapien vorweisen können und Patienten entsprechende Behandlungen verschreiben. In Bad Freienwalde gibt es gegenwärtig nur einen Badearzt. Trotz diesers „Schönheitsfehlers“ darf sich der älteste Kurort Brandenburgs seit diesem Monat staatlich anerkanntes Moorheilbad nennen. „Der Titel verspricht nicht zuviel“, meint Gertraud Liebe aus Seelow, die dick eingepackt sowie mit einer warmen Moorpackung auf Rücken und Schultern auf einer Liege entspannt. Schon mehrfach ist sie während der so genannten offenen Badekuren ihrem Rheuma quasi zu Leibe gerückt, freiwillig und ohne Rezept. „Meine Gesundheit liegt mir am Herzen und eine Kur verschreibt einem der Arzt doch sowieso nicht“, meint die 60-Jährige. Sie nutzt die „Bad Freienwalder Gesundheitswochen“ im Winter, mehrtägige Behandlungs-Pakete zu Sonderkondition inklusive Übernachtung und Vollverpflegung. Herzstück dieser ambulanten Betreuung ist das im Jahr 2002 nach umfangreicher Sanierung neueröffnete Kurmittelhaus. Es war 1788 vom Architekten des Brandenburger Tores in Berlin, Carl Gotthard Langhans, erbaut worden. „Hierher kommen Patienten auf Rezept, nach der Verordnung durch den Badearzt oder auf eigene Kasse“, erläutert Chefärztin Zander, die in jüngster Zeit eine Zunahme der „Selbstzahler“ ausgemacht hat. „Die Leute sind bereit, etwas für ihr Wohlgefühl zu tun und dafür Geld auszugeben.“ So sieht das auch Gertraud Liebe, die nach den Behandlungen gern durch den romantischen, einst von Peter Joseph Lenné angelegten Kurpark und das dazugehörige Kurviertel mit seinen malerischen Gründerzeit-Villen spaziert.

Bernd Kluge

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false