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Potsdam-Mittelmark: Die Jugend hat ein Wörtchen mitzureden

In Treuenbrietzen und Beelitz sollen die Jugendlichen bei der Kommunalpolitik mitentscheiden

In Treuenbrietzen und Beelitz sollen die Jugendlichen bei der Kommunalpolitik mitentscheiden Von Michael Kaczmarek Potsdam-Mittelmark. „Schüler vom Gymnasium sind doof.“ Dieses Vorurteil mancher Gesamtschüler von Treuenbrietzen soll durch das örtliche Jugendparlament abgebaut werden. Das hat sich die neu gewählte Parlamentschefin Sabrina Bock vorgenommen. Dazu soll mit Hilfe der Direktoren der beiden Schulen ein Projekt umgesetzt werden. „In der nächsten Hauptversammlung wird dann beschlossen, was wir uns für das nächste Jahr noch so alles vornehmen“, erklärt die 15-jährige Sabrina. Seit knapp zwei Jahren setzt sie sich mit etwa 20 Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren für die Belange der Jugend in der Stadt ein. Ihre Hauptanliegen haben sie in zwei Ausschüssen organisiert: „Schule“ und „Freizeit, Sport, Kultur“. „Wir werden von allen Seiten und besonders von unserem Bürgermeister Michael Knape stark unterstützt“, so Sabrina. Was in Treuenbrietzen so gut funktioniert, will man jetzt auch in Beelitz ausprobieren. Beim Aufbau eines Jugendparlaments können auch die Jugendlichen der Spargelstadt auf die Unterstützung ihres Bürgermeisters bauen. „Für ein generelles Rederecht der künftigen Jugendvertreter vor der Stadtverordnetenversammlung muss zwar noch die Hauptsatzung geändert werden, aber mir ist das sehr wichtig“, erklärt Thomas Wardin. Nur so könne die Jugend ernsthaft ihre Probleme und Anliegen den städtischen Entscheidungsträgern nahe bringen. „Wenn wir die Wünsche und Probleme direkt von den Jugendlichen erfahren, hilft uns das bei unserer Arbeit“, so Wardin. In Beelitz läuft zur Zeit die heiße Vorbereitungsphase für die Gründung eines Jugendparlamentes. Mit Aushängen und Informationsveranstaltungen sind Thomas Kropp und seine Kollegen von der Stiftung Sozialpädagogisches Institut „Walter May“ in Potsdam an die Beelitzer Schulen und Jugendeinrichtungen gegangen, um die Jugendlichen von dem Projekt zu überzeugen. Am 24. Oktober wird dann um 15 Uhr das erste Vorbereitungstreffen im Ratssaal des Beelitzer Rathauses stattfinden. Dort können alle 13- bis 27-Jährigen, die sich im künftigen Jugendparlament engagieren wollen, teilnehmen. Geklärt werden neben organisatorischen Fragen, vor allem, welche Themen den Jugendlichen am Herzen liegen. Am 31. Oktober und am 1. November gibt es dann ein 2-Tage-Treffen in Potsdam, bei dem sich die Jugendlichen zusammensetzen, um ihrem „Parlament“ eine Struktur zu geben und ihre wichtigsten Themen zu definieren. Thomas Kropp ist vom Nutzen des Jugendparlaments überzeugt: „Demokratie lebt vom Mitmachen. So lernen die Jugendlichen wie bestimmte Entscheidungen getroffen werden und warum manchmal Sinnvolles nicht umgesetzt werden kann.“ Das Verständnis dafür, dass zum Beispiel ein Altersheim wichtiger ist als eine neue Skateboardanlage, sei nötig, um Frustrationen abzubauen. „Und wir werden die Arbeit des Jugendparlament auch nach der Gründungsphase weiter begleiten.“ So würden sich Fragen mit der Zeit ergeben, etwa: Wie mache ich die Öffentlichkeit auf unser Thema aufmerksam? Wie schreibe ich eine Rede, die dann den Ausschuss überzeugen soll? Und wo und wie kann Geld beantragt werden, auch wenn die Stadtkassen leer sind? Die Jugendlichen würden dabei lernen, ihre Wünsche klar zu formulieren und wie schwierig es ist, die Gruppe von eigenen Ideen zu überzeugen. Auch der Beelitzer Bürgermeister hofft, dass die Jugendlichen so „Demokratie lernen“ und andere Meinungen respektieren würden. „Auch ich habe Projekte, die ich umsetzen möchte, aber für die einfach das Geld fehlt“, erläutert Wardin. Dennoch sei er optimistisch: „Wir haben viele aktive Jugendliche, die sich engagieren wollen und dies bald noch besser können.“ Wenn es nach Thomas Kropp geht, so solle sich dieses Projekt auch in weiteren Städten verbreiten. „Besonders wenn ich sehe, was zur Zeit in der Politik passiert, finde ich es wichtig, die nachfolgende Generation fit für demokratische Prozesse zu machen“, meint Kropp. Das Projekt sei nicht nur für die Jugendlichen sondern auch für die Stadt selbst ein Gewinn: „In Treuenbrietzen ist der Bürgermeister stolz auf sein Jugendparlament. Schließlich will die Stadt den Jugendlichen einen attraktiver Lebensort bieten, damit sie da bleiben wollen", erklärt Kropp.

Michael Kaczmarek

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