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Potsdam-Mittelmark: Die Flut beherrscht den Unterricht

Nach den Weihnachtsferien beschäftigt viele Schüler vor allem eines: die Katastrophe in Asien

Nach den Weihnachtsferien beschäftigt viele Schüler vor allem eines: die Katastrophe in Asien Region Teltow - An der evangelischen Grundschule in Kleinmachnow gibt es ein neues Pausenspiel. Mehrere Kinder fassen sich an den Händen, rennen in einer Reihe los und machen sich vor anderen Kindern ganz groß. Sie nennen es das Wellenspiel. Nachdem in den Weihnachtsferien die Bilder der Flutkatastrophe in Asien niemanden verborgen geblieben sind, entlädt sich das Gesehene im kindlichen Spiel. „Es ist eine Form, die Bilder zu verarbeiten und zu fassen“, sagte Schulleiterin Kirsten Tenhafen. „Es ist wichtig, dass Kinder sich auf ihre Art damit auseinander setzen.“ Mit dem Beginn des Unterrichts nach den Weihnachtsferien erreichte die Katastrophe in Fernost gestern die hiesigen Klassenzimmer. Die Schüler der Teltower Grundschule 1 kamen mit der Sorge um Mamata zur ersten Stunde. Das Mädchen lebt in Indien und ist Patenkind der Schule, dem über Spenden das Schulgeld finanziert wird. Gestern morgen erfuhren die Kinder mit Erleichterung: Mamata lebt im Landesinnern, ihr geht es gut. Aber Fragen gab es noch viele weitere. So begann der Unterricht der 12. Klasse an der Kleinmachnower Waldorf-Schule mit Fragen, wie man frühzeitiger vor Naturkatastrophen warnen kann und ob sich die Erdachse tatsächlich verschoben habe. Als Biologie- und Chemielehrerin hatte Ulrike Böttger nicht auf alles eine Antwort, das Ausmaß der Tragödie sei ohnehin schwer zu begreifen. Zumindest einige Vorstellungen von den Naturgewalten können sich die Siebtklässler der Teltower Gesamtschule machen: Sie beschäftigen sich gerade mit Erdplatten und der Entstehung von Beben. Plattentektonik steht an den Gymnasien in der 8. Klasse auf dem Lehrplan, „später spielt in der gymnasialen Oberstufe Geologie kaum noch eine Rolle“, bedauert Olaf Thiele vom Weinberg-Gymnasium. Die Folgen der Katastrophe und die Hilfe der internationalen Gemeinschaft wird die Kleinmachnower Gymnasiasten auch in der Politischen Bildung beschäftigen. In der Kleinmachnower Eigenherd-Schule flackerte gestern das Licht zweier Kerzen neben einem Blumengebinde in der Schulhalle. „Tragen wir dazu bei, dass das neue Jahr mit einer beispiellosen Hilfe beginnt“, steht auf einer Tafel. Darunter ein Aufruf an die Eigenherd-Schüler, von ihrem Taschengeld für die Flutopfer zu spenden. „Das Redebedürfnis der Kinder kannte kaum Grenzen“, beschreibt Bernd Bültermann den ersten Unterrichtstag des neuen Jahres an seiner Schule. Wie seine Kollgin Brigitte Gülmer von der Steinweg-Schule war Bültermann erstaunt, wie aufgeklärt die Kinder waren und selbst solche Begriffe wie Tsunami kannten. Auch dass zusammen in den Familien gespendet und Hilfspakate gepackt wurden, erzählten die Schüler. Nun überlegen sie, was sie an den Schulen tun können, auch in den Fördervereinen, in Lehrerkollegien und Elternbeiräten macht man sich über Spendenaktionen Gedanken. An der evangelischen Grundschule werden die Kinder heute im Religionsunterricht eigene Gebete aufschreiben – in Form einer Träne. Zusammen werden sie zu einer runden Gebetsdecke gestaltet: Viele Tränen gehen um die Welt. Peter Könnicke/Volker Eckert

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