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Potsdam-Mittelmark: „Der Märker sagt: Da kannste nicht meckern“

Traugott Heinemann-Grüder, Chef des neuen Tourismusverbands Fläming, über Skate-Tourismus und märkische Gastfreundschaft

Traugott Heinemann-Grüder, Chef des neuen Tourismusverbands Fläming, über Skate-Tourismus und märkische Gastfreundschaft Am 1. Januar haben sich die Tourismusverbände von Teltow-Fläming und Potsdam-Mittelmark zusammengeschlossen. Um welche Region wird sich der neue Tourismusverband Fläming kümmern? Die Reiseregion Fläming ist größer als der Hohe und der Niedere Fläming. Sie umfasst fünf Naturräume, nämlich auch die Teltower Platte, das Baruther Urstromtal und die Zauche. In Potsdam-Mittelmark sprechen wir über den Raum südlich der Autobahn von Potsdam nach Magdeburg. Der nördliche Teil vermarktet sich als Havelland mit einem eigenen Tourismusverband Havelland. Die Grenzen lassen sich aber nicht rasierklingenscharf ziehen, der Gast bewegt sich ja auch in der ganzen Landschaft. Welche Vorteile hat die Fusion? Wir wollen nicht Geld oder Personal sparen, sondern mit dem vorhandenen Potenzial mehr bewegen. 85 Prozent des Marketings, der Produktentwicklung, der Vertriebs- und Werbearbeit haben wir ja schon seit Jahren gemeinsam gemacht. Wir hatten schon einen gemeinsamen Katalog. Messeauftritte, das Fläming-Frühlingsfest, der Fläming-Radwandertag wurden gemeinsam auf die Beine gestellt. Gemeinsam können wir Doppelarbeit vermeiden und schaffen die Kreisgrenze aus dem Weg. Der Gast findet im Reisekatalog Fläming 2005 einen gemeinsamen Ansprechpartner. Und erstmals können wir einen Geschäftsbereich Internetmarketing aufbauen. Was macht der? Das, was auf Messen stattfindet, soll auch im Internet stattfinden. Die verschiedenen Angebote, zum Beispiel zum Thema Rad fahren, sollen mit allen relevanten Seiten aus diesem Bereich verlinkt werden. Radsportvereine, Radreiseveranstalter und Radclubs sollen innerhalb dieses Mediums mit unserer Reiseregion kommunizieren können und entsprechende Hinweise bekommen, wenn sie nach verwandten Themen suchen. Beim Fläming denkt man auch an die Fläming-Skate-Bahn, Reittourismus, Naturparks, Hügel, Kloster, Burgen. Was ist der Bereich, der die größte Zukunft hat? Die einmalige Infrastruktur für das Inline-Skaten trägt derzeit maßgeblich zur Profilierung des Flämings als Freizeitregion bei. Das Erfolgsgeheimnis von Fläming-Skate ist die nahtlose Durchgängigkeit auf inzwischen über 100 Kilometern Rad- und Skatewegen zwischen Luckenwalde und Jüterbog, zwischen Baruth und Dahme. Wenn sich der Fläming als Skate-Region profilieren will, sollte man diesen Ansatz ausbauen. Also wird künftig mit Sport- und Fitnessurlaub geworben? Vor fünf Jahren war der Schwerpunkt des Katalogs der kulturhistorische Landschaftsraum, der Bereich Aktivität nahm fast keinen Raum ein. Heute besteht fast ein Drittel des Katalogs aus Nordic Walking, Inline-Skating, Rad fahren, Wandern oder Reiten. Fit und aktiv sein in dem wunderschönen Landschaftsraum, kombiniert mit den kulturhistorischen und kulinarischen Möglichkeiten – diese Mischung wird es sein, die uns langfristig Gäste sichert. Kloster Zinna und Teltower Rübchen, Fläming-Skate und Wörlitz – das wird alles mit unserer Reiseregion verbunden. Und Spargel aus Beelitz, wo der neue Verband ja seinen Sitz hat Ja, es wird auch darum gehen, das Profil bestimmter Standorte zu schärfen. Jeder einzelne Ort hat seine Vorzüge, die wir unter dem Dach der Reiseregion darstellen werden. In Beelitz ist es natürlich der Spargel. Hier geht es um eine strategische Partnerschaft zwischen Erzeugern, Gastronomie und Tourismuswirtschaft. Wir hoffen, dass auch aus den neuen Regionalbeiräten unseres Verbandes Impulse kommen werden, das Profil zu schärfen und sich zu vernetzen. Solche Ansätze bestehen auch schon, wenn ich an die Bemühungen Treuenbrietzens denke, mit seinem Skate- und Radwegenetz an die Fläming-Skate angebunden zu werden. Wie kommt es zum derzeitigen Aufschwung im Fitness- und Aktivbereich? Die Kulturhistorie war schon immer vorhanden, die Burg Rabenstein und der Bischofssitz in Ziesar existierten schon vor der Wende. Die Draisinenbahn zwischen Zossen und Jüterbog musste aber erst gebaut werden. Da musste allein drei Jahre verhandelt werden, um eine stillgelegte Bahnstrecke zu erwerben. Und so ist das in anderen Bereichen auch. Die touristische Produktentwicklung dauert ihre Zeit. Die Märker sind nicht eben als besonders freundlich bekannt. Ist das ein Hindernis für Ihre Arbeit? Gastfreundschaft ist die Grundvoraussetzung für Tourismus. Das Qualitätsmanagement ist bereits gut organisiert. Aber es ist ein Phänomen in Brandenburg, dass der Ruf schlechter ist als die Realität. Das liegt vielleicht wirklich an der brandenburgischen Art. Der Märker wird eher nicht sagen, dass ihm etwas gut gefallen hat. Er wird sagen: ,Da kannste nicht meckern.“ Das große Lob wird in einer negativen Botschaft verpackt. Aber die Gäste können dieser rauen aber herzlichen Art auch etwas abgewinnen. Die Zuwachsraten sprechen da ihre eigene Sprache. Das Gespräch führte Henry Klix

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