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Potsdam-Mittelmark: Deponie kommt in die Tonne

Neues Müllzeitalter: Mit Neuendorf wurde gestern die letzte Deponie im Landkreis geschlossen

Neues Müllzeitalter: Mit Neuendorf wurde gestern die letzte Deponie im Landkreis geschlossen Potsdam-Mittelmark - Das Gesetz stammt nicht etwa von Jürgen Trittin, sondern noch aus der aus der Feder von Ex-Umweltminister Klaus Töpfer: Ab heute darf in Deutschland nur noch „inerter“ Müll deponiert werden – vorbehandelter Müll also, der keine Klimagase mehr abgeben kann und nicht mehr mit anderen Stoffen reagiert. Mülldeponien, die die Umwelt und das Grundwasser vergiften können, gehören endgültig der Vergangenheit an. Mit der Deponie in Neuendorf (bei Brück) wurde gestern die letzte Halde alten Schlags geschlossen, die es im Landkreis noch gab. Niemegk, Wiesenburg und Treuenbrietzen mussten schon in den Vorjahren dran glauben. „Solche Kippen waren tickende Zeitbomben“, sagte Umweltamtsleiter Wolfgang Lorenz. Auch wenn der Müll jetzt teurer wird, der neue Weg sei richtig. Drei Jahrzehnte dauere die Nachbetreuung von geschlossenen Müllkippen – bis hin zur regelmäßigen Kontrolle des Grundwassers. Aufwändig muss vorher saniert werden, auch am Standort Neuendorf. Für den ersten Sanierungsschritt wurden vor fünf Jahren bereits 4,5 Millionen Euro ausgegeben. Der zweite wird nochmal 2,3 Millionen kosten: Die Oberfläche wird geglättet, der Müllberg so versiegelt, dass das Gas entweicht aber kein Regenwasser eindringt. Unter dem Müll besteht bereits eine schützende Tonschicht. Das neue Müllzeitalter haben die Bewohner des Landkreises bereits Anfang des Jahres zu spüren bekommen: Die Müllgebühren waren um etwa 15 Prozent gestiegen. Im Januar wird eine zweite Erhöhung fällig. In welcher Höhe sei noch unklar, sagte Lorenz, „jedenfalls unter 15 Prozent“. Den Müll auf die Deponie zu bringen, habe nur 58 Euro pro Tonne gekostet. Die Vorbehandlung im Recyclingpark Brandenburg (Havel) – einer Tochter von Reethmann und der Stadt Brandenburg – kostet laut Lorenz 140 Euro. „Ein marktüblicher Preis.“ Dort wird der Müll mit einer Kugelmühle zerkleinert und in mehreren Schritten – Siebung, Sichtung und Trocknung – in seine Bestandteile zerlegt: Etwa die Hälfte wird im Zementwerk Rüdersdorf als Ersatzbrennstoff verwendet, ein zweiter Teil kompostiert. Die mineralischen Reststoffe werden deponiert. Von 50000 Deponien, die Anfang der 70er Jahre in Deutschland vorhanden waren, dürfen nur noch 140 weiterbetrieben werden. Der Landkreis hat den Schritt ins neue Müllzeitalter nur in letzter Minute geschafft: Erst im März wurde entschieden, was ab heute mit dem Müll passiert. Bemühungen, in einem Abfallzweckverband eine gemeinsame Lösung mit Brandenburg (Havel), Potsdam Mittelmark und Potsdam zu finden, waren zuvor gescheitert. Die jetzt abgeschlossenen Verträge gelten laut Umweltamtsleiter Lorenz für sieben bis zehn Jahre, dann muss erneut ausgeschrieben werden. Für Müllfahrer Timo Kossack, der gestern seine Abschiedsfuhre von Teltow nach Neuendorf brachte, hat die Umstellung noch einen angenehmen Nebeneffekt: Die etwa ein Kilometer lange, schmutzige Kraterschneise, die als Straße zur Deponie ausgeschildert ist, ist Vergangenheit. Der Weg zum Brandenburger Recyclingpark ist geebnet. Henry Klix

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