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Potsdam-Mittelmark: „Das Erbenhaus muss gerettet werden“ Annenwalder Heimatverein will historisches Gebäude erhalten

Von Juliane Sommer „Schreibste ihm, schreibste ihr, schreibste auf M.K.

Von Juliane Sommer „Schreibste ihm, schreibste ihr, schreibste auf M.K.-Papier“ - Diese Werbung des Berliner Papierfabrikanten Max Krause war in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts einer der beliebtesten Werbesprüche in Berlin, sagt der Annenwalder Glaskünstler Werner Kothe. Krause soll nun postum zur Rettung des Annenwalder „Henrizischen Erbenhauses“ beitragen. Der Fabrikant hatte in den 20er Jahren das Annenwalder Gut in der Uckermark bei Lychen besessen, zu dem auch das Erbenhaus gehörte. Dieses stammt aus dem 18. Jahrhundert und gehört laut einem Gutachten der Denkmalschutzbehörde zu den wertvollsten Gebäuden des einstigen Glasmacherdorfes. Krause nutzte es als Ferienheim für die Arbeiterkinder seines Unternehmens, die hier unbeschwerte Tage verbrachten. „Und einige von ihnen leben noch, wir haben Kontakt zu ihnen und möchten sie in unser Dorf einladen“, sagt Paul Hofmann vom Annenwalder Heimatverein. Mit dieser Aktion will der Verein Öffentlichkeit für das alte Fachwerkgebäude, das sich mittlerweile in Privatbesitz befindet, herstellen. Antrag auf Abriss gestellt Denn das Haus ist nicht nur von Verfall bedroht, die Eigentümerin hat auch einen Antrag auf Abriss gestellt und gleichzeitig Klage gegen die Unterschutzstellung durch die Denkmalbehörde erhoben. Die Besitzerin selbst will sich dazu nicht äußern. „Es ist ein laufendes Verfahren vor Gericht“, sagt sie. „Und im Übrigen geht das niemanden etwas an. Schließlich handelt es sich um mein Privateigentum.“ Das sehen die Aktiven des Heimatvereins völlig anders. „Es gehört unverzichtbar zum Ortsbild“, sagt Hofmann. Für den Restaurator, der vor drei Jahren nach Annenwalde gezogen ist, würde mit einem Abriss das Gebäudeensemble rund um die bereits sanierte Schinkel-Kirche unwiderruflich zerstört. Das wäre aus Sicht des Vereins nicht nur eine kulturelle Untat, es würde auch die Bemühungen zunichte machen, den Ort für Touristen attraktiv zu gestalten. Das fürchtet auch Kothe, der in Annenwalde wieder eine Glashütte errichtet hat, in der er den Rohstoff für seine Kunstwerke gewinnt und die gleichzeitig Anziehungspunkt für Gäste ist, die die Region um Templin und Lychen erkunden. Für ihn ist Annenwalde mit seiner spezifischen Geschichte ein besonderer Ort, von denen es nicht viele in der Uckermark gibt. Dorf nach Anna Margareta benannt Mitte des 18. Jahrhunderts errichtete hier der Glasmacher Johann Friedrich Zimmermann mit seiner Frau Anna Margareta auf grüner Wiese eine Glashütte, um die sich bald ein ganzes Dorf scharte. „In dem Henrizischen Erbenhaus wohnte die Tochter von Anna Margareta, nach der der Ort benannt wurde“, sagt Kothe. In diesem Jahr feiert das Dorf seinen 250. Geburtstag. Zu den Feierlichkeiten sollen auch die noch lebenden einstigen Berliner Ferienkinder eingeladen werden, denen Max Krause schöne Tage in ländlicher Idylle beschert hatte. Ob allerdings der Rechtsstreit um den Erhalt des Erbenhauses bis dahin entschieden ist, gilt im Ort als ungewiss. Als Zeichen dafür, dass die Historie des Dorfes erhaltenswert ist, hat Paul Hofmann eine direkt gegenüber dem Erbenhaus stehende Säule restauriert, die einst den Eingangsbereich zum Gutshof markierte. Für ihn ist der Kampf um das Erbenhaus noch nicht verloren.

Juliane Sommer

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