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100 Kilogramm Drogen auf einem Foto.

© Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg

Bauer bunkert 100 Kilogramm Drogen - und noch mehr: Breaking Bad Belzig

Eigentlich hielt er Kühe, verkaufte Milch und führte ein unauffälliges Leben. Doch dann entdeckte die Polizei bei dem 60-jährigen Bauern in Bad Belzig Drogen im Wert von 1,5 Millionen Euro.

Von Eva Schmid

Bad Belzig - Es ist ein unscheinbares Dorf, mit alter Dorfkirche, ein paar Kühen und einem Bauern, der Drogen im Wert von rund 1,5 Millionen Euro bunkerte. Einer der spektakulärsten Drogenfunde der Region ist am Donnerstag bekannt geworden: Die Fahnder vom Zoll hoben bei der Durchsuchung des Milchproduktionsbetriebes eines 60 Jahre alten Landwirts aus Werbig, einem 183-Seelen-Dorf, das zu Bad Belzig gehört, ein riesiges Drogendepot aus.

Säckeweise stapelte der Mann weiche und harte Drogen im Keller: 72 Kilogramm Marihuana, rund 16 Kilo Haschisch, rund zehn Kilo Amphetamin, sieben Kilo Kokain und sechs Kilo Ecstasy-Tabletten stellten die Ermittler sicher. „Diese Drogenmenge übersteigt zum Teil die Gesamtsicherstellungsmenge des Jahres 2014“, sagte der Chef der Zollfahndung Berlin-Brandenburg, Oliver Pampel-Jabrane. Damit nicht genug: Die Fahnder entdeckten auch 30 Kilo illegale Pyrotechnik sowie ein Luftdruckgewehr und eine Gasdruckpistole, die nicht zugelassen waren. Unklar sei, ob der Landwirt dafür einen Waffenschein hat, so eine Zoll-Sprecherin.

Zufälliger Fund in Bad Belzig

Dass die Ermittler das Drogendepot entdeckten, war Zufall. Mitte Februar verschafften sie sich per Durchsuchungsbeschluss Zutritt zu dem Gelände des Milchbauern. Der Zoll hatte den Verdacht, dass der Landwirt mit unverzollten Zigaretten handele und seine Fahrzeuge verbotenerweise mit Heizöl betanke. Der Verdacht bestätigte sich: 37.000 illegale Zigaretten wurden sichergestellt, und alle Fahrzeuge des Fuhrparks waren mit Heizöl betankt. Die große Überraschung kam dann beim Gang durch den Keller. In einer Abstellkammer, die mit einem Vorhängeschloss gesichert war, befand sich der Drogenvorrat. Der Mann sitzt bereits seit Mitte Februar in Untersuchungshaft. Zollfahnder und die Potsdamer Staatsanwaltschaft, die mit dem Fall betraut ist, wollten nach Festnahme des Mannes nicht sofort an die Öffentlichkeit gehen, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.

Auch eine Woche später gibt man sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen bedeckt: Wie die Drogen in das kleine Dorf kamen, wohin sie weiterverkauft werden sollten und welche Rolle der Landwirt dabei spielt, ist bisher noch unklar. „Wir stehen erst am Anfang unserer Ermittlungen“, so der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft Christoph Lange. Jedoch sei ein Drogenfund in dieser Größenordnung „eine herausragende Sache, die man nicht alle Monate hat“.

Wie ein 60-jähriger Landwirt in derartig große Drogengeschäfte verwickelt sein kann, darüber kann man derzeit nur spekulieren. Ein Angestellter des Betriebes sagte gegenüber den PNN am Donnerstag lediglich, dass es das Wichtigste sei, den Betrieb weiter am Laufen zu halten. Er rechne mit einem Imageschaden, der Drogenfund habe sich bereits herumgesprochen. Seinen Namen wollte der Angestellte nicht nennen und sich zu weiteren Details auch nicht äußern.

Holländischer Landwirt seit 14 Jahren im Ort - bisher unauffällig

Wer vermutet schon so viele Drogen im Keller eines Milchviehwirtes, fragt man sich in Ermittlerkreisen. Ein mögliches Szenario, wie die Drogen in das Dorf im Fläming kamen, ist laut Ermittler, dass der Chef des Milchbetriebs von einer organisierten Drogenbande eingespannt wurde. Er stellte seinen Keller bereit und wahrte die Fassade nach außen. Gerade die aufgefundene Menge und die Vielfalt der Drogen lasse auf organisierte Drogenkriminalität schließen. Auch dass die Drogen dort nicht seit Kurzem lagerten, ist wahrscheinlich.

Im Dorf sei nichts Auffälliges bemerkt worden, so Ortsvorsteherin Kerstin Zurek. Der aus Holland stammende Landwirt lebe seit 14 Jahren in Werbig. „Ich kann nichts Negatives über ihn sagen – im Gegenteil, er war immer hilfsbereit“, so Zurek. Sie sei fassungslos über das, was nun ans Licht gekommen sei. Die Familie des 60-Jährigen, seine vier Söhne und seine Frau, würden nicht im Ort wohnen. „Wenn wir Gerätschaften brauchten, dann hat er sie uns immer zur Verfügung gestellt“, so die Ortsvorsteherin. Ihr sei all die Jahre nichts aufgefallen, auch von anderen Anwohnern habe sie nichts dergleichen gehört. Laut Zurek wurden weder vermehrt Autos mit fremden Nummernschildern noch Ortsfremde gesehen.

Im Rathaus von Bad Belzig war man am Donnerstag über die Nachricht schockiert: „Ich bin erschüttert, dass es so etwas bei uns gibt“, sagte Bürgermeisterin Hannelore Klabunde-Quast. Zugleich sei sie aber auch erstaunt darüber, dass sich so etwas unbemerkt in so einem kleinen Ort abspielen konnte. Klabunde-Quast forderte eine lückenlose Aufklärung. Dass das noch dauern kann, ließ die Potsdamer Staatsanwaltschaft durchblicken. Nur eines ist bisher sicher: Dem Drogen-Landwirt droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe.

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