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Ein Bauantrag soll hier künftig reichen: Neuer Innenbereich zwischen Schwielowseestraße und Bahngleisen.

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Potsdam-Mittelmark: Bauen bis zum Waldesrand

In Caputh, Ferch und Geltow sollen die Ortsgrenzen geweitet werden – fast 400 000 Quadratmeter Bauland will man damit gewinnen

Schwielowsee - An der Straße das Haus, zum Ufer runter viel Grün – es sind meist langgezogene Villengrundstücke am Schwielowsee in Caputh. Bald darf in der Schwielowseestraße auch in der zweiten und dritten Reihe gebaut werden. Und nicht nur hier: Das Bauen an den Ortsrändern oder innerhalb von Straßenblöcken soll auch in Ferch und Geltow einfacher werden. Die Gemeinde Schwielowsee will dazu die sogenannten Innenbereiche der drei Ortsteile weiten.

Fast 400 000 Quadratmeter Grün- und Ackerflächen, Gärten, Brachen oder Wochenendhausgebiete sollen durch geglättete Ortsgrenzen zu Bauland veredelt werden. Im Bauausschuss am Dienstagabend wurden die dazu erforderlichen Satzungsentwürfe auf den Weg gebracht. Sie werden im Oktober / November erstmals öffentlich ausgelegt. Auch Landes- und Kreisbehörden können dann ihre Bedenken geltend machen. Zu vielen der Flächen gab es schon Vorabstimmungen. Sie sollen auch im neuen Flächennutzungsplan der Gemeinde als Wohn- oder als Mischgebiete ausgewiesen werden.

So könnten im Schmerberger Weg in Caputh 10 000 Quadratmeter für Häuslebauer hinzukommen, dort soll vom Spitzbubenweg bis zum Wald weiter gebaut werden dürfen. Mit dem ungenutzten Parkplatz an der Michendorfer Chaussee soll ein 8000 Quadratmeter großes Wohngebiet entstehen. Allein am Caputher Schwielowsee- und Gemündeufer würden dem Planentwurf zufolge fast 40 000 Quadratmeter neues Bauland hinzukommen. Damit nicht das ganze Ufer verbaut wird, soll die Baudichte auf 15 bis 20 Prozent beschränkt werden, mehr Grundstücksfläche darf durch die neuen Häuser also nicht versiegelt werden. Auch auf der anderen Seite der Schwielowseestraße werden es rund 34 000 Quadratmeter Bauland mehr, dann kann bis zu den Bahngleisen gebaut werden. Vorbilder dafür gibt es schon in der Nachbarschaft, allerdings hatten es die Bauherren da noch schwerer.

Während in Außenbereichen langwierige Bebauungsplanverfahren geführt werden müssen, reicht im Innenbereich ein Bauantrag. Er muss genehmigt werden, wenn der Neubau sich in die Umgebung einpasst, der Bauherr also nicht anders baut wie seine Nachbarn. Der größere Innenbereich könnte zum Bau von 200 neuen Eigenheimen führen, schätzt Bauausschusschef Heiko Hüller (FDP/CDU). Er sprach von einer „Weichenstellung“ für die Gemeinde. Allerdings müsse darauf geachtet werden, dass die neuen Baugrundstücke gut erschlossen werden. „Wenn man eine Stichstraße braucht, ist gute Nachbarschaft gefragt“, so Hüller.

Nützlich wäre sie sicher auch in Geltow, wo der komplette Block zwischen Meiereistraße, Hauffstraße und Wildparkstraße zum Innenbereich werden soll. Fast 55 000 Quadratmeter Wohnbauland würden hinzukommen. Bislang ist hier nur die erste Reihe bebaut, dahinter sind Obstbauflächen und Äcker. Rund 20 000 Quadratmeter neues Bauland wurden am Kuckucksweg am östlichen Ortsrand ausgemacht, ein Viertel ist mit Datschen bebaut. Am Vogelweg, Am Grashorn oder Am Wildgatter gibt es weitere Glättungen der Geltower Ortsgrenze, mit denen 30 000 Quadratmeter gewonnen werden.

In den neuen Satzungen sollen teilweise auch gleich Ausgleichmaßnahmen für die Natur-Eingriffe festgelegt werden, die wohl besonders am Heideberg in Ferch nötig werden: Die 62 000 Quadratmeter große Fläche am Westrand des Ortes, die Innenbereich werden soll, liegt komplett im Landschaftsschutzgebiet „Potsdamer Wald- und Havelseen“. Allerdings hat das Landesumweltministerium die „Ausgliederung“ in Aussicht gestellt, zumal hier schon Wohn- und Wochenendhäuser stehen. Es ist die einzige neue Fläche, die nicht komplett als Wohn- oder Mischgebiet ausgewiesen wird – ein Teilbereich soll Wochenendhausgebiet bleiben.

Satte 75 000 Quadratmeter Wohnbaufläche sollen in Ferch auf beiden Seiten der Beelitzer Straße hinzukommen, wo teilweise schon vorhandene Stichwege das Bauen in zweiter und dritter Reihe möglich machen sollen. Zurzeit stehen auch hier häufig Datschen.

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