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Kultur: Vom Hacksilber zum Golddollar

Spektakuläre Münzschätze aus Brandenburg und Mecklenburg

Nicht in die Tiefen des Mittelalters zurückreichende Funde, sondern ein erst 1938 versteckter Schatz ist das Highlight der Münzausstellung, die von den Archäologischen Museen der Landesdenkmalämter Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gestern im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) eröffnet wurde. Um die staatliche Abgabepflicht für Edelmetall zu umgehen, verbarg damals ein Fürstenwalder 160 amerikanische 20-Golddollar-Münzen und 58 deutsche 20-Goldmark-Stücke an einem sicheren Ort. Offensichtlich hatte der vermutlich im Zweiten Weltkrieg Gefallene niemandem etwas davon gesagt, denn der Hort wurde erst in den 90er Jahren bei Bauarbeiten wiederentdeckt. Die insgesamt 5,4 kg schweren Münzen gelten auch heute noch als so genanntes Handelsgold. Banken wären verpflichtet, sie anzukaufen und dafür etwa 60 000 Euro auf den Tisch zu legen.

Dieses Beispiel zeigt, welche Faszination die Ausstellung „Vom Hacksilber bis zum Golddollar ausstrahlt, die bis zum 9. April gezeigt wird. Sie ist ein Ergebnis der Kooperationsvereinbarung, die das HPBG und Landesdenkmalamt 2005 geschlossen haben. Vom Direktor des Archäologischen Landesmuseums, Franz Schopper, und dem Numismatiker Burkhard Schauer wurden die in Vitrinen untergebrachten Schätze aus Gold und Silber näher vorgestellt. Sie reichen bis zum Hacksilber des 10. Jahrhunderts zurück. Damals wurde nach Gewicht bezahlt, und so sind die aus dem Fernhandel stammenden italienischen, ja sogar byzantinischen Münzen oftmals halbiert oder geviertelt. Einer der wichtigsten Funde dazu gelang in Dossow (Vorpommern).

Auch im 11. Jahrhundert hatte unsere Region noch keine eigenen Münzen, im Umlauf war der Sachsenpfenning, wie er in Brandenburg/Havel bei Schachtungen entdeckt wurde. Dies änderte sich dann gut 100 Jahre später. Die ersten in Brandenburg geschlagenen Denare (beidseitig geprägte schwere Silberpfennige) und Brakteaten (einseitig geprägte Hohlpfennige) stammen aus den Jahre 1150- 1170. Etwa 2000 davon wurden 1880 bei Michendorf durch den Potsdamer Fleischermeister und Hobbyarchäologen Julius Lange entdeckt. Darauf geht die Ausstellung leider nicht ein. Ebenso hätte man sich einen Hinweis auf den Wipper- und Kipperaufstand gewünscht, der 1622 in Brandenburg ausbrach. Damit protestierte vor allem die Stadtarmut gegen skrupellose Geschäftsleute, die den Edelmetallgehalt der Münzen herabsetzten. Ansonsten wird diese Praxis (der Name ist vom Wiegen/Wippen der Münzen auf der Waage und ihrem anschließenden Auskippen abgeleitet) an einem Fund aus Rathenow belegt. Sie steht für die Inflationen, die im Laufe der Jahrhunderte Bürgertum und Handwerk mehrfach an den Bettelstab brachten. Keine Funde gab es bisher zur Münzverschlechterung unter Friedrich II., die seine Kriege mitfinanzierte, wohl aber in Ziesar und Chorin zu den Neuprägungen (Friedrichsdor) seiner Münzreform.

1871 wurde mit der Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs als neue Währung die Mark eingeführt, die nun auch Geschichte ist. Die Zeit, als seriöse Käufer „mit klingender Münze bezahlten und die Älteren einen „Notgroschen zurücklegten, ging zu Ende und wurde von der Zahlung mit Papiergeld, Scheck, neuerdings über Plastikkarte und Internet abgelöst. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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