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Kultur: Unterhaltsamer Abschluss

Bachtage: Orchesterkonzert in der Friedenskirche

Bachtage: Orchesterkonzert in der Friedenskirche Die IV. Bachtage Potsdam gingen nach zwei Wochen mit glänzenden Konzerten, Meisterkursen und gefeierten Interpreten aus fünf Ländern zu Ende. Nach Angaben der Veranstalter erlebten 3200 Besucher die 17 Veranstaltungen in historischen Räumen der Landeshauptstadt. Dabei waren eine Fülle von Bach-Werken und Kompositionen, mit denen auf die Wege von und zu Bach in Vergangenheit und Gegenwart verwiesen wurde, zu erleben.Namhafte Künstler aus fünf Ländern prägten das Festival. Festival-Chef Björn O. Wiede betonte zum Abschluss: „Die künstlerische Qualität der Veranstaltungen und die Resonanz bei Publikum und Presse haben außerordentlich überzeugt. Diese Ausgabe der Bachtage erfüllt uns mit Stolz. Wir werden den konsequenten Weg hoher künstlerischer Qualität fortsetzen und dazu in den kommenden Jahren Marketing und Management zusammen mit neuen Partnern ausbauen. Die Stadt Potsdam und das Land werden sich diesem Angebot nicht verschließen.“ PNN * * * Der Kurfürst von Hannover war nicht gerade amüsiert, als sein Hofkomponist Georg Friedrich Händel vertragsbrüchig wurde und sich in England niederließ. Nachdem er als George I. den englischen Thron bestieg, zeigte er sich dem Komponisten gegenüber jedoch versöhnlich. Dieser revanchierte sich mit einer „Water Music“, aufgeführt während einer Themsefahrt des Monarchen. Jahresspätere Bootsfahrten ließen sich Majestät gleichfalls vom künstlerischen Leiter der neugegründeten Royal Academy of Musik umrahmen. So entstanden mehrere „Wassermusiken“ als eine Folge von Freilandmusiken, bei denen jedoch keine Generalbassinstrumente, wie beispielsweise Cembalo, mitwirkten. Als Händel später eine Umarbeitung für den Konzertsaal vornahm, fügte er sie ein. Und so konnte Björn O. Wiede in der Manier der Altvorderen vom Tasteninstrument aus die Suiten I und II dirigieren, die dem gut besuchten Abschlusskonzert der Bachtage Potsdam in der Friedenskirche die festlichen Akzente setzten. In bunter Folge wechseln die Tanzsätze in ihrem kurzweilig-unterhaltenden Charakter, wie Air und Bourree oder das Menuett in verschiedenen Spielarten. Teilweise tragen die Sätze auch keinerlei Bezeichnungen oder nur pure Tempoanweisungen wie Adagio e staccato, was sich als eine hornschmetternde Jagdszene erweist. In der etwas behäbigen Wiedergabe durch das sehr kleinbesetzte Bach-Collegium machte die F-Dur-Suite ihrer pastoralen Tonart alle Ehre. Gefälligkeit und Ruhe breiteten sich aus, leider mit der Tendenz zur Langeweile. Regelrecht träge räkelte sich das Largo der Ouvertüre, wiegend schaukelte das Air vorüber Entgegen ihrer einstigen Bestimmung ließ Björn O. Wiede die Tanzsatzfolgen als Musica da camera spielen. Was übrigens seinem Bachtage-Konzept entsprach, die Werke des Meisters konsequent in sparsamer Instrumentalbesetzung gleichsam als Kammermusik erklingen zu lassen und von romantischer Patina zu befreien. Wie verwandelt zeigten sich die Musiker in der D-Dur-Suite, deren Tonartenton „des Triumphes, des Hallelujas, des Kriegsgeschreis und des Siegesjubel“ (Schubart) sie vom trompetenumglänzten Entree bis zur federnd vorbeihuschenden Bourree mit schier ausufernder Spiellust vorzüglich trafen. Was auch kein Wunder schien, denn diese Suite II enthält die weitaus bekannteren Melodien und Tanzsätze wie „Alla Hornpipe“ und „Lentement“. Inspiriert, glanzvoll und gelöst musizierten sie schließlich Johann Sebastian Bachs Orchestersuite (Ouvertüre) III in D-Dur BWV 1068. Die drei Trompeten schmetterten mit den wirbelnden Pauken um die Wette. Detailreich funkelnde Glanzlichter und Akzente die Fülle wohin man hörte. Aus diesem klangvergnüglichen Gespinst von pompöser Ouvertüre und Gavotte sowie rascher Bourree und Gigue ragte die bekannte Air nicht nur durch ihre pure Streicherbesetzung heraus. Warm und edel, jedoch ohne jegliche Schmonzettenambitionen schwang sich die Melodie durch den Raum. Kein verschlepptes Tempo, keine romantische Zuckerglasur trübte den innigen und erfrischend klar sich ausbreitenden Gesang. Den Heroen der Barockmusik war nicht nur bei diesem heftig akklamierten Finale, sondern während der gesamten Bach-Dekade ein mehr als nur guter Dienst erwiesen.Peter Buske

Peter Buske

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