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Schauspielerin und Regisseurin. Corinna Fock-Wiedenmann hat sogar in Hollywood Kurse besucht, doch die kleinen Bühnen sind ihr lieber. Seit acht Jahren engagiert sie sich in Potsdam in der Theaterarbeit.

© Andreas Klaer

Kultur: Schaf und Schumann

Der Verein Bühne ohne Grenzen führt am Wochenende eine kleine Oper für Kinder auf

Etwas Besonderes zu sein und einen tollten Namen zu tragen – das wünscht sich wohl jeder. Auch das Schaf aus der „Kleinen Oper für Kinder“ von der niederländischen Autorin Sophie Kassies will sich endlich von der Masse seiner Kollegen in der Herde unterscheiden und nicht mehr einfach nur Schaf heißen, auch wenn es eines ist. Denn auf der grünen Weide hat es einen Prinzen kennengelernt, der ebenfalls nicht mit sich zufrieden ist und vor seinen prinzlichen Aufgaben flüchtet. Und welcher Prinz will schon ein gewöhnliches Schaf zum Freund haben?

Am kommenden Wochenende wird die Geschichte der beiden als Kinderoper vom Theaterverein Bühne ohne Grenzen aufgeführt. Der Bühne ohne Grenzen e.V. gründete sich vor einigen Jahren aus einem Freundeskreis von Schauspielern, Regisseuren und Potsdamer Theaterfreunden. Mit dabei auch Corinna Fock-Wiedenmann. Die ausgebildete Schauspielerin zog 2005 aus Bayern nach Potsdam, studierte ein paar Semester Psychologie und lässt sich zurzeit zur Theatertherapeutin ausbilden. Dabei kann sie ihre Leidenschaft für das altmodische Theater, wie sie es nennt, für kleine Bühnen und freies Theater ausleben und anwenden. „Theatertherapeuten arbeiten beispielsweise mit Gefängnisinsassen oder mit Kindern aus schwierigen Familienverhältnissen“, sagt sie.

Allgemein sind ihr Theaterprojekte für Kinder und Familien wichtig. Am liebsten als Inszenierung einer kleinen Gruppe, bei der man als Schauspieler von Anfang an in den Prozess miteinbezogen wird. Nach einigen Familienstücken in den vergangenen Jahren wird nun vom Verein die Kinderoper aufgeführt: „Das Schaf“ als märchenhaftes Theaterstück mit klassischen Liedern versetzt. Zwei Musicaldarsteller aus Berlin, Bianca Arndt und Daniel Pabst, wurden für das Schaf und mehrere Partnerrollen engagiert. Für Livemusik reichte das Geld leider nicht mehr, sagt Corinna Fock-Weidenmann mit Bedauern, und so wird ein DJ die klassischen Melodien einspielen. Zu Stücken aus „Carmina Burana“, von Schumann und Beethoven singen die Schauspieler und erzählen die Geschichte vom kleinen Schaf, das auf der Suche nach einem tollen Namen nicht nur dem Prinzen begegnet. Am Ende der 45-minütigen poetischen Reise, so die Regisseurin, ist es schließlich auch ohne Namen glücklich, es bleibt einfach ein Schaf. Denn das Leben ist schön, auch für die, die nichts Besonderes sind – so die Botschaft.

Corinna Fock-Wiedenmann ist überzeugt, dass Kinder jeden Alters von klassischer Musik profitieren. Am besten ist es, wenn Kinder selbst ein Instrument erlernen. „Es gibt Studien, die besagen, dass die kognitive und feinmotorische Entwicklung zusammenhängen“, sagt sie. Auch für ihre eigenen Kinder – bald kommt das zweite – wünscht sie sich das. Trotz Babybauch hat sie die Regie für das Stück übernommen. „Die eigentliche Regisseurin sagte kurzfristig ab, aber wir haben von der Stadt Fördergelder bekommen, über die wir uns sehr gefreut haben und die wir natürlich nutzen wollen.“ Erst seit Januar wird geprobt, schon am kommenden Wochenende finden vier Aufführungen im Restaurant „Le Manege“ im Kutschstallhof statt. Das Bühnenbild hat Annette Mrosk, die einst am Hans Otto Theater Chefbühnenbildnerin war, entworfen. Nicht zum ersten Mal wird die Lokalität für Theaterzwecke genutzt. „Es ist so ein schöner Raum“, sagt Corinna Fock-Wiedenmann und freut sich, dass sie diesen kostenlos nutzen dürfen. Nicht nur Kinder im Theateralter, auch Eltern und kleine Geschwistern sind am Wochenende herzlich willkommen. Der Saal ist bestuhlt, vor der Bühne ist Platz zum gemütlichen Lümmeln für die Kleinsten. „Wir würden uns freuen, viele Kinder für die klassische Musik begeistern zu können“, sagt die Regisseurin. Sie hat bereits Ideen für weitere Projekte: integratives, freies Theater für Menschen verschiedener Nationen und einen Kinder-Knigge-Kurs, der zu Zeiten Friedrich des Großen spielt. Da soll es nicht nur um gute Manieren gehen – auch um gesundes Essen, vermittelt auf eine spielerische Art und Weise.

Am Samstag, dem 18. Januar, und Sonntag, dem 19. Januar, jeweils um 11 und 16 Uhr im Le Manege im Kutschstallhof. Der Eintritt kostet 6, für Kinder 3 Euro. Kartenreservierung unter Tel.: (0331) 95 105 85

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