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Kultur: Mit echter Andacht

Das Atrium-Ensemble sang im Nikolaisaal

Das Atrium-Ensemble sang im Nikolaisaal „Vier Stimmen – ein Klang“ nannte sich die Stunde der Musik am Nachmittag des 1. Advent im Foyer des Nikolaisaals. Mit vier Stimmen, Männerstimmen, wartete das Atrium-Ensemble aus Berlin auf. Die Herren Sebastian Lipp, Klaus-Martin Bresgott und Frank Schwemmer haben sich 1999 zusammen gefunden, um zu einem Klang zu verschmelzen. Eine schwierige Aufgabe, gerade weil man von Männerchören und Männergesangsquartetten nicht immer Bestes hört, gerade im Bereich der Intonation. Das Atrium-Ensemble besticht jedoch in dieser Hinsicht durch eine ganz hervorragende Sauberkeit in der Tongebung. Und das ist schließlich das A und O in der Wiedergabe von Musik. Doch das Atrium- Ensemble wollte sich anfangs nicht zu einem homogenen Klang entwickeln. Bei den hochromantischen Sätzen von Max Bruch (Morgenständchen) und den vier Volksliedbearbeitungen von Johannes Brahms war Sebastian Lipp mit seinem ersten Tenor noch außerhalb des angestrebten Klangs. Zu fest und zu trompetenhaft klang seine Stimme, die aber im Laufe des Konzertnachmittags sich in wunderbarer Weise in die anderen drei Stimmen integrierte. Und so wurde so manchem Hörer spätestens bei Frank Schwemmers fünf Vertonungen von Rilke-Gedichten gewahr, warum dieses Ensemble so hoch gelobt wird: nämlich wegen seiner stimmlichen Flexibilität und auch seiner ausgezeichneten Wortverständlichkeit. Frank Schwemmer, Basssänger des Atrium-Ensembles und erfolgreicher Komponist, hat die Texte Rilkes ganz auf Klang abgeklopft. Dennoch weiß er Bildhaftes in seiner Musik trefflich zu gestalten. Und somit sind die feine Heiterkeit und die tiefe Ernsthaftigkeit, die den Dichtungen eigen sind, auch in Männerquartetten zu hören. Diese Sätze und die eher rhythmisch betonten „Drei Heinrich-Heine-Schlager" für Männerquartett von Benjamin Rinnert wurden von den vier Herren des Ensembles mit viel Verve und Sinn für den jeweiligen Inhalt gesungen. Schwemmers, Rinnerts und auch die romantischen Liedsätze des Engländers Ralph Vaughan Williams hatten eine unmittelbare Frische in der Gestaltung und eine tonliche Noblesse, so dass man einfach wieder an die Schönheit des Männerchorgesangs bzw. Männergesangsquartetts glauben darf. Nach der Pause läutete auch das Atrium-Ensemble die Adventszeit mit vorwiegend weihnachtlichen Liedern ein. Alte Weisen wie „Auf dem Berge, da wehet der Wind", „Still, still, still, weils Kindlein schlafen will", „Es kommt ein Schiff geladen" (besonders beeindruckend) wurden mit echter Andacht gesungen, so dass nichts Kitschiges oder Rührseliges in der Interpretation zu hören war. Im Gegenteil: Das Singen der immer wieder geforderten altbekannten Lieder der Veranstalter muss wohl Freude bereitet haben. Klaus Büstrin

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