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Kultur: „Manchmal bewegt man noch nachts die Finger“ Denys Proshayev heute Abend im Nikolaisaal

„Musik ist kein Beruf, sondern eine Lebensweise“, sagt Denis Proshayev, der heute im Nikolaisaal das zweite Klavierkonzert von Ludwig von Beethoven mit der Kammerakademie Potsdam spielen wird. Vor zwei Jahren gewann der junge Russe den ersten Preis beim ARD-Musikwettbewerb.

„Musik ist kein Beruf, sondern eine Lebensweise“, sagt Denis Proshayev, der heute im Nikolaisaal das zweite Klavierkonzert von Ludwig von Beethoven mit der Kammerakademie Potsdam spielen wird. Vor zwei Jahren gewann der junge Russe den ersten Preis beim ARD-Musikwettbewerb. Zuvor hatte er schon bei etwa fünfzehn Wettbewerben erfolgreich teilgenommen. Doch erst mit diesem renommierten Preis öffneten sich ihm viele Türen. Inzwischen gilt der Sechsundzwanzigjährige, der in der Ukraine aufgewachsen ist, als eine der großen Hoffnungen am Pianistenhimmel. Er selbst entschied sich in der Jugend für den Pianistenberuf, gegen den Wunsch seiner Eltern, die einen bürgerlichen Beruf lieber gesehen hätten. Nach dem Besuch des Musikgymnasiums in Kiew, ging Proshayev nach Deutschland, um an der Hochschule für Musik und Theater bei Professor Vladimir Krajnev Klavier zu studieren. Seit drei Jahren widmet er sich auch dem Dirigier-Fach. Momentan konzentriert er sich mehr auf seine solistische Karriere, doch er hatte auch schon einige Auftritte als Dirigent. Ob sich daraus mehr entwickelt, wird die Zeit zeigen. Viele Dinge interessieren den aufstrebenden jungen Mann, wie Psychologie und Philosophie, doch die Musik steht an erster Stelle. „Der Beruf des Musikers erfordert viel Kraft, Energie und persönliche Hingabe“, sagt Proshayev, „Manchmal bewegt man noch nachts im Schlaf die Finger.“ Die größte Gefahr für die Musik sieht Proshayev darin, dass sie zu einem maschinellen Prozess wird. Der sehr gut deutsch sprechende Pianist besitzt genaue Vorstellungen über den Beruf des Musikers und die Bedeutung der Musik: “ Menschen, die sich mit Kunst, Musik, Literatur beschäftigen, haben eine besondere Weltwahrnehmung, sie sind sensibler und genauer.“ Das gilt auch für die Besucher von klassischen Konzerten, die sich ihr Leben oft nicht ohne Musik vorstellen können. Dabei erfordert der Besuch eines Konzerts gewisse Kenntnisse und Vorbildung, betont Denys Proshayev: „Sie können nicht eine Bruckner-Symphonie hören ohne eine gewisse Vorbereitung, „Das ist genau wie in der Literatur, wo Sie ein großes Werk auch erst nach einer Einführung verstehen können.“ Darum kann es für den jungen Pianisten auch manchmal Situationen geben, wo es besser ist, für zwei anstelle für zweitausend Menschen zu spielen. Damit das Interesse und die Freude an klassischer Musik nicht verloren gehen, sei es wichtig, die Kinder auszubilden. „Wenn man mit vierzig Jahren zum erstenmal in die Oper geht, kann man es vergessen.“ Die Kunst ist und bleibt für Proshayev etwas Besonderes. Sie bildet das ganze Spektrum der Gefühle und Gedanken der Menschen ab. Sie begleitet Menschen ein Leben lang. Als Künstler, auch als nachschöpferischer Musiker, öffnet man in der Kunst eine Seite zur Irrealität, die über die reale Wahrnehmung hinausgeht. Mit der Interpretation von Beethovens zweitem Klavierkonzert stellt sich Denys Proshayev einer besonderen Herausforderung: „Das Schwerste, was es gibt, sind Bach und die Wiener Klassik.“ Bei diesen Werken merkt man jede Schwäche des Interpreten, besonders, weil es schon viele berühmte Vorgänger und Aufnahmen gibt. Im ersten Moment klingt das b-moll-Konzert, ein Jugendwerk, noch sehr mozartisch, mit hellem Klang, doch auch hier mischen sich schon viele neue Töne darunter, die auf die typisch Beethovenschen Klangvorstellungen und Farbmischungen weisen. Besonders im Adagio und in der später komponierten Kadenz des ersten Satzes wird der tiefe Unterschied zwischen Beethoven und seinen Vorgängern der Wiener Klassik deutlich. Gleich bei der ersten Probe mit der Kammerakademie Potsdam habe er unglaublich viel Engagement, Hingabe und Begeisterung gespürt, erklärt Proshayev und fügt hinzu:„Die Stadt Potsdam kann froh sein, dass sie solch ein gutes Orchester hat.“Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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