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Kultur: „Kino im Kahn“ geht in die (Zwangs)pause

Heute „Good bye, Lenin“ / Im Oktober wird neu durchgestartet

Heute „Good bye, Lenin“ / Im Oktober wird neu durchgestartet Das traditionsreiche „Kino im Kahn“ muss nach der heutigen Open-Air-Vorstellung erst einmal pausieren. Seit 1997 lud die urige Spielstätte im Bauch des Theaterschiffs kontinuierlich einmal wöchentlich zur „Flimmerstunde“ ein. 5000 Euro kostete dies dem Verein im Jahr. „Diese Summe können wir nicht mehr aufbringen“, konstatiert Matthias Peter, der die Reihe aus der Taufe hob und sie seitdem als Filmvorführer und Programmgestalter betreut. Um durch die finanziellen Kürzungen der freien Träger das Theaterschiff insgesamt nicht zu gefährden, muss die Kinoreihe heruntergefahren werden. Sie erwies sich trotz des angehobenen Eintritts auf 5 Euro als Zuschussgeschäft. „Wir müssen für die Filme nun mal eine Mindestgarantiesumme bezahlen und sie für eine ganze Woche einkaufen, obwohl wir sie nur einmal zeigen.“ Doch die Programmstruktur des Schiffes lasse keine mehrmaliges Aufführen zu. Zum ohnehin finanziellen Engpass komme noch hinzu, dass das Schiff im September zum TÜV auf die Werft muss „und das kostet richtig viel Geld. Da brauchen wir jeden Pfennig.“ Nun hat sich Potsdams kleinstes Kino mit einem Hilferuf an andere Filmfreunde, darunter auch an den Filmverband gewandt, um Unterstützung zu erhalten. „Filmleute sollten zusammenrücken“, hofft Peter, „zumal wir auch immer die Produktionen hiesiger Filmschaffender gezeigt haben.“ So setzt er unter anderem auf die Solidarität Volker Schlöndorffs, dessen gesamtes filmisches Werk im Schiff aufgeführt wurde. „Wir könnten uns auch Kooperationen mit anderen Potsdamer Kinos vorstellen.“ Durch die Wiedereröffnung des Filmtheaters „Melodie“, das ebenfalls abseits des Mainstreams Programmkino anbietet - allerdings täglich – musste das Theaterschiff einen Zuschauerschwund hinnehmen. „Aber man kann nicht alles an der Konkurrenz festmachen. Programmkino ist immer eine Nischenveranstaltung für Filmenthusiasten, die schwer kalkulierbar ist.“ Matthias Peters Idee ist es, jetzt erst einmal mit dem Kinoprogramm zu pausieren, um dann von Oktober bis April wieder wöchentlich zu spielen. „Im Sommer würden wir hingegen nur einmal monatlich einen Film zeigen. Mit dieser Zwischenlösung könnte man schon etwas sparen und die ohnehin besucherschwächeren Monate ausbremsen. Man kann die Gefahr aber nicht ausschließen, dass Kino im Kahn ganz beendet werden muss. Doch noch geben wir nicht auf, dafür hatten wir über die Jahre zu viele treue und zufriedene Besucher.“ Wer sich zu der heutigen FilmsommerNacht aufmacht, kann sich jedenfalls auf ein Ambiente freuen, das an ein natürliches Amphitheater erinnert. Bei Wim Wenders „Der Himmel über Berlin“ rückte am Mittwoch zwar die Polizei an und drängte auf Grund einer Anwohnerbeschwerde auf Mäßigung der Lautstärke, dennoch zeigte sich die lauschige Kinonacht, bei dem sogar der Mond mitspielte, als ein durchaus himmlisches Vergnügen. Versiert handhabte Matthias Peter die über 50 Jahre alte, aber robuste Technik. Hoffentlich wird die heutige Aufführung von „Good bye, Lenin“ nur zum Abgesang auf die DDR und nicht gleichzeitig auf die Kino-Reihe. Sie hat nicht nur open air ihren Reiz. Kino im Kahn erinnert mit seinen 50 Plätzen an frühere Kino-Cafés, in denen man sich gemütlich hinfläzen, dabei ein Glas Wein trinken und auch eine Zigarette rauchen kann. Durch die kleine Anmoderationen von Matthias Peter erhält der Abend immer auch eine persönliche Note. Jetzt heißt es also Ferien für Kino im Kahn, doch im Herbst soll wieder durchgestartet werden. Heidi Jäger

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