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Kultur: KinderRechte

Ein Kunstprojekt anlässlich des Kindertages mit einem Besuch im Bildungsministerium

Ein Kunstprojekt anlässlich des Kindertages mit einem Besuch im Bildungsministerium Von Almut Andreae 1. Juni 2004: Kindertag in Potsdam. Viele Schüler haben verkürzten Unterricht, einige Prüfungen, andere ganz und gar schulfrei. Für insgesamt 19 Kinder aus jeweils zwei Potsdamer Grund- und Gesamtschulen steht dieser Tag unter einem ganz besonderen Stern. Um sich über ihre Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte an ihren Schulen zu informieren, haben sie sich an die Quelle, das heißt zu dem für sie zuständigen Bildungsministerium begeben und warten nun gespannt auf das, was ihnen im Laufe des Vormittags von verschiedenen Mitarbeitern des Hauses zum Thema „KinderRechte“ an Schulen mit auf den Weg gegeben wird. Unbestrittener Höhepunkt: Ein Gespräch mit dem Bildungsminister höchstpersönlich, für das sich Steffen Reiche eine geschlagene Stunde Zeit nehmen wird. Die Schüler sind zwischen 10 und 16 Jahre alt, etwa die Hälfte von ihnen Klassen- oder gar Schülersprecher. Sie wurden von der Evangelischen Grundschule, der Hanna-von Pestalozza-Schule, der Montessori-Gesamtschule und der Voltaire-Gesamtschule entsendet, um an vier aufeinander folgenden Tagen an dem Projekt „KinderRechte“ mitzuwirken, für dessen Idee die Potsdamer Künstlerinnen Angela Frübing und Doris Maria Langenhoff verantwortlich sind. Unter dem Motto „Bilden mit Kopf und Hand“ möchten die beiden Künstlerinnen in dem Workshop, der seinen Auftakt im Bildungsministerium nimmt, gemeinsam mit den Schülern erkunden, welche Möglichkeiten es laut Brandenburgischem Schulgesetz konkret für die selbstbestimmte Gestaltung und Einflussnahme seitens der Schüler auf ihren Lernalltag gibt. Detaillierte Informationen über Schülerrechte aber auch -pflichten, die Klärung eigener Standpunkte und die Formulierung von Wünschen und Erwartungen aus Schülerperspektive stehen für die 19 Kinder und Jugendlichen an diesem Vormittag auf der Tagesordnung. Rede und Antwort stehen ihnen zunächst drei Mitarbeiter vom Ministerium. Angefangen vom Organigramm des Hauses, über die direkte Anschauung des kiloschweren Gesetzestextes bis hin zur Diskussion von Änderungswünschen der Schüler an ihren Schulalltag vor dem Hintergrund ihrer Realisierbarkeit wird in einer konzentrierten Runde nicht nur Klartext geredet, sondern auch offenkundig, dass die Schüler bestens vorbereitet sind. Wertvolle Orientierung und Leitfaden zugleich ist der Fragen- und Beobachtungskatalog, den sie in Vorbereitung des Vormittages zusammen mit den Leiterinnen des Projektes und der Assistentin Annina Wiechmann, zur Zeit Praktikantin an der Galerie „M“ des BVBK, ausgearbeitet haben. Als hilfreich, da noch am meisten praxisrelevant, entpuppt sich in dieser ersten Stunde ferner, was Frau Fachini, derzeit Lehramtsstudentin an der Universität Potsdam, den Schülern als langjährige Schülerfortbildnerin an Tipps rund um die Projektorganisation und Vorbereitung eines Gesprächs mit Lehrern oder anderen Erwachsenen an die Hand geben kann. Trotz der Kopflastigkeit und Komplexität der Materie, die zum Auftakt dieses Workshops verhandelt wird, sind die Schüler ganz Auge und Ohr, werden nicht müde, immer neue Fragen zu stellen und sich Notizen zu machen. Insgeheim fiebern sie dem Gespräch mit Minister Reiche entgegen, dem sie sich mit einer eigenen Moderation und Vorgaben zum Ablauf des Gesprächsverlaufs sehr gekonnt präsentieren. Der Minister lässt sich“s gerne gefallen und erteilt bereitwillig auf den Ansturm an Fragen Auskunft. Mit ihren Fragen kitzeln die Schüler interessante Thesen und Visionen des Ministers hervor. Visionen tauchen da auf von zu schaffenden Bildungslandschaften, einer Verbesserung in der pädagogischen Ausbildung der Lehrer oder gar der Möglichkeit eines individuellen Schuleintritts ab dem 5. Geburtstag. Am nachhaltigsten aber plädiert der Bildungsminister dafür, die Schüler bei der Gestaltung ihres Schulalltags mehr und ganz unmittelbar mit einzubeziehen. Traumschulen sind aus seiner Sicht all jene Schulen, denen es gelingt, „Schule mit Schülern“ zu machen, verbunden mit dem Ideal, die Schüler einer Klasse in Kleingruppen von zwei bis drei Schülern so individuell wie möglich zu betreuen. Befragt auf die Konsequenzen von PISA verweist der Minister auf die gezielte Förderung der Ganztagsbetreuung an den brandenburgischen Schulen, auf den zur Zeit laufenden Modellversuch selbstständiger Schulen („MoseS“) sowie auf die zum Teil bereits in Kraft getretenen Bildungsstandards, die mittlerweile – so im Austausch mit Bayern – auch länderübergreifend angeglichen und überarbeitet werden. An den anderen Tagen des Workshops gilt es für die Schüler, den Erkundungstag im Ministerium in Wort und Bild umfassend zu dokumentieren und künstlerisch umzusetzen. Die Ergebnisse sind ab 14. Juni in einer Ausstellung in der Galerie „M“ des BVBK zu besichtigen.

Almut Andreae

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