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Kultur: Gloriose Klavierklänge

Jugendsinfonieorchester aus Opole musiziert mit Potsdamer Musikschülern

Jugendsinfonieorchester aus Opole musiziert mit Potsdamer Musikschülern Eine noble Geste der Gäste beim Sinfoniekonzert anlässlich des Beitritts der Republik Polens in die EU war es, ausschließlich Werke von J. S. Bach und Ludwig van Beethoven zu spielen. Auch sonst hinterließ das Jugensinfonieorchester aus der oberschlesischen Stadt Opole beim Konzert im Nikolaisaal am Mittwochabend einen stärkeren Eindruck als sein Potsdamer Pendant. Zwei blutjunge Solisten am Klavier beeindruckten mit herausragenden Leistungen. Oliwia Grabowska behielt in J. S. Bachs Konzert A-Dur bis zum rasanten Schlussteil die Nerven und die kraftvolle Sicherheit des Anschlags. Sprühend energisch erklang Ludwig van Beethovens Chorfantasie c-moll, ein Kuriosum in Anlage und Gestus. Mehr Klavierkonzert als Kantate, eher eine apollinische Fantasie im hochfahrenden Ton des mittleren Beethoven voll improvisatorischer Piano-Passagen und mit einem prächtigen Chor-Hymnus zum Finale. Der jungenhaft wirkende Wojciech Wróbel wirbelte virtuos über die Tasten, löste prachtvoll-plastische Klangkaskaden aus, fand einen hochmögenden Ton. So geriet die höfliche Hommage an die Komponisten der Gastgeber indirekt zu einer Reminiszenz an den größten polnischen Klaviervirtuosen und Komponisten: Wem fiele bei diesen gloriosen Klavierklängen nicht Frederic Chopin ein ? Unter der Leitung von Hubert Prochota zeigte das engagierte Orchester großartige Leistungen in den Streichern und bei den Bläsergruppen. Das Finale gestaltete der Gemischte Chor der Städtischen Musikschule Potsdam ( Leitung: Marion Kuchenbecker) mit dem Text von Johannes R. Becher „Seid gegrüßt, lasst Euch empfangen von des Friedens Melodien“, der im 20. Jahrhundert oft den ursprünglichen Hymnus ersetzt hat. Etwas mehr Disziplin und Fleiß – dies sei im Hinblick auf den demnächst anstehenden Bundeswettbewerb der Jugendorchester gesagt – könnte das Potsdamer Jugensinfonieorchester durchaus vertragen. Franz Schuberts Menuett aus der 4. Sinfonie, zugegeben nicht leicht, aber Pflichtstück des Wettbewerbs, benötigt mehr Schliff, mehr Konzentration. Schön schaurig, wie Filmmusik zu einem gothischen Drama erklang Gisbert Näthers neue Komposition „Mystics“. Tänzerische Bewegung und anmutige Akzente hat Orchesterleiter Jürgen Runge den jungen Potsdamern beim Allegro con gracia aus Peter Tschaikowskys 6. Sinfonie eingehaucht. Wenigstens ein Stück spielten beide Orchester gemeinsam, „Finnlandia“ von Jean Sibelius. Die 110 jungen Musiker der beiden Nachbarstaaten lösten monumentale Tonwogen aus, ein schauriger Aufruhr der Klänge, dem aber hoffentlich ein langes, friedvolles Weiterbestehen der freundschaftlichen Beziehungen in der Europäischen Union folgt. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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