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Kultur: „Gesichter einer Filmstadt“ nimmt Gestalt an

Rück- und Vorschau des Filmmuseums Potsdam / Neue Dauerausstellung ab 1. April

Rück- und Vorschau des Filmmuseums Potsdam / Neue Dauerausstellung ab 1. April Mit 78,5 Tausend Besuchern übertraf das Filmmuseum sein Vorjahresergebnis um einige tausend Besucher - in Zeiten in denen Kulturinstitutionen um ihren Fortbestand bangen und das Museum in neue Trägerschaft überführt werden soll, ein besonders erfreuliches Ergebnis. Für sein Kinoprogramm 2002 konnte das Filmmuseum Potsdam in diesem Herbst zwei renommierte Auszeichnungen entgegennehmen: den Kinopreis des KINEMATHEKS VERBUNDES der Bundesrepublik und den Programmpreis der DEFA-Stiftung. Bundesweite Aufmerksamkeit fand vor allem die groß angelegte Filmreihe „Verlorene Erinnerungen -Chilenische Geschichte in 30 Jahren Film“ über den Sturz Allendes im Jahre 1973, die im September im Museum lief. Höhepunkt war die Carlos Saura gewidmete Werkschau. Diejenigen, die den Regisseur im Kino in einem Gespräch über das Filmemachen selbst erleben konnten, hatten einen unvergesslichen Abend. Mit „Cinéfête“, dem französischen Jugendfilmfestival verwandelte sich im März und September das Kino in einen Lernort: Schüler aus Potsdam und Umgebung konnten erleben, wie sinnvoll und manchmal sogar mühelos das Lernen einer schönen Sprache sein kann. Wegen des überwältigenden Zuspruchs zu dieser Veranstaltungsreihe mit der französischen Botschaft gibt es 2004 eine Fortsetzung. Zu den prominenten Gästen des vergangenen Jahres gehörten unter anderen neben Carlos Saura der Schauspieler Klaus Maria Brandauer, der französische Theater- und Filmschauspieler Denis Lavant sowie der international angesehene Dokumentarist Patricio Guzmán. Dem Kinogenie Andrej Tarkowskijs war eine vollständige Werkschau, eine Lesung und sogar ein Hörspielabend gewidmet. Wie allen Kinos machte der heiße Sommer den Programmmachern zu schaffen, denn die Menschen saßen lieber am Wasser als im dunklen Kino. Erfreulicherweise konnten die Ausstellungen - vor allem die bei Kindern und Eltern gleichermaßen sehr beliebte Schau zur Sendung mit der Maus - den Besucherrückgang im Kino gut ausgleichen. Die zahlreichen Möglichkeiten zum Ausprobieren und Entdecken, jede Menge neuer Sachgeschichten und Besuche der „Mausmacher“ Armin Maiwald, Christoph Biemann und Friedrich Streich in Potsdam sorgten für 25 000 gut gelaunte Besucher. Zu den Höhepunkten des Jahres gehörte eine Ausstellung zum Werk des Oskar-Preisträgers István Szabó, die gemeinsam mit ungarischen Partnern entstand. Die Ausstellung lief als Beitrag des Museums zu Kulturland Brandenburg, das im Rahmen des Themenjahres Europa vor allem Projekte unterstützte, die der Öffnung nach Osteuropa gewidmet waren. Die überfüllte Eröffnung und die Freude des Regisseurs über die Würdigung seines Werkes wurden bedauerlicherweise dadurch getrübt, dass zwischen März und Juni nur 1500 zahlende Besucher in die Ausstellung kamen. Der notwendige Spagat zwischen anspruchsvollen Themen und Publikumserfolg beschäftigt Kuratoren und Museumsleitung bei jeder Entscheidung für ein Vorhaben. Mit Foyerausstellungen ehrte das Museum unter andern die Regisseure Hans Heinrich und Robert A. Stemmle. Der Sandmann grüßt seine Anhänger über den rbb kurz vor sechs Uhr abends – als die Entscheidung im Sommer noch offen war und Sandmann-Fans der Region um ihren Liebling bangten, stellte das Museum aus dem Fundus der Sandmann-Fahrzeuge eine kleine Ausstellung zusammen. Durch großzügige Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und des Kulturministeriums kam die Sammlung des DEFA-Regisseurs Frank Beyer in die Archivbestände des Filmmuseums. Ihre umfangreiche Sammlung beherbergt Schätze aus der Geschichte des Studios Babelsberg von 1912 bis heute. Die Mitarbeiter dieser Abteilung gönnten sich keine Jahresendpause, denn nach zehn Jahren Laufzeit wird im Februar die Ausstellung „Filmstadt Babelsberg“ geschlossen. Seit über zwölf Monaten werden alle Bestände gesichtet, wird ausgewählt, geschrieben, gescannt und restauriert, denn am 1. April öffnet die neue Dauerausstellung „Babelsberg - Gesichter einer Filmstadt“. Obwohl die neue Ausstellung alle neun Jahrzehnte der Studiogeschichte bedenkt, liegt ihr Fokus auf der DEFA-Zeit und der DDR-Geschichte. Als sich die Museumsmacher dafür entschieden, diesen bei jüngeren Leuten und vielen Bundesbürgern eher unbekannten Teil der Filmgeschichte in den Mittelpunkt zu rücken, war die Ostalgiewelle noch weit entfernt. Nun sind die Museumsmacher gespannt, ob ihre Entscheidung vom Publikum angenommen wird. Ab Ende April wird zur Ergänzung der Dauerausstellung eine Zarah Leander-Schau für Liebhaber ihrer unvergleichlichen Stimme und ihrer Ufa-Filme gezeigt. Die Schau entstand in Düsseldorf, wo sie augenblicklich läuft und ist zu einem erheblichen Teil mit Exponaten aus der Potsdamer Leander-Sammlung bestückt, die die größte weltweit ist. Das Kinojahr 2004 beginnt mit einer Daniel Brühl-Filmreihe. Das 1.Globalisierungskritische Filmfestival in Potsdam, ebenfalls im Januar, dokumentiert und diskutiert die Auswirkungen der globalisierten kapitalistischen Ökonomie und den wachsenden Widerstand dagegen. D. M.

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