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Kultur: Feodoras Erben

Das Krongut Bornstedt öffnet sein Herrenhaus für ein Kunst-Publikum

Das Krongut Bornstedt öffnet sein Herrenhaus für ein Kunst-Publikum „Auch eine Prinzessin muss lernen, ihr Brot selbst zu verdienen.“ Dies ist nicht der Rat zeitgenössischer Manager für hochadelige Damen. Das lebenspraktische Diktum stammt von den Lippen Prinzessin Feodoras, der Schwester der letzten deutschen Kaiserin Auguste Victoria. Seit 1903 wohnte die Prinzessin auf dem Krongut Bornstedt, das ihr auf Lebenszeiten als Heim zugesichert wurde. Doch nur bis zu ihrem Tod 1910 konnte sie das für sie eingerichtete Herrenhaus zu einem Ort für Kunst, Künstler und die gute Gesellschaft machen. Gerne erinnert man sich auf dem Krongut der Prinzessin aus dem norddeutschem Geschlecht. Die Betreibergesellschaft versucht nach ihrem Vorbild Kunst und Kommerz auf dem Krongut miteinander zu verbinden. Zwar hört Geschäftsführer Cees Zonneveld die K-Alliteration nicht so gerne – vielleicht weil man „Kapitalismus“ mithören könnte? –, doch im Grunde versucht er derzeit genau dies: künstlerische Arbeiten neuester und älterer Provenienz an historischem Ort mit so interessierten wie potenten Kunden zusammen zu bringen. Dazu öffnen sich jetzt die Türen des Herrenhauses für ein größeres Publikum. Bisher war das Anwesen im italienischen Landhaus-Stil Hochzeitsgästen vorbehalten. Die nun gezeigte Ausstellung sei ein weiterer Schritt, das Herrenhaus zugänglich zu machen, so Zonneveld. Als eigenständige Galerie möchte er die Schau in zwei Foyers aber nicht verstanden wissen. Es sei Zeitgenössisches an historischem Ort. Damit jetzt auch das Herrenhaus bekannt und attraktiv wird, hat das Krongut für 2005 gut 40 Veranstaltungen geplant. Eine halbe Million Besucher sind das ehrgeizige Ziel. Am Wochenende werden sie auch mit einer Führung alle Räume des Herrenhauses besichtigen können. In der Woche ist eine Ausstellung zu betrachten. Mit den jetzt für zwei Monate gezeigten Arbeiten von Ima Partridge wird den Augen buntfarbige, dekorative Kost einer malenden Autodidaktin geboten. Aber was haben darunter die Fotos des stets gleichen Models zu suchen? Sie verweisen – wenig glücklich gehängt wie überhaupt kurios in der Ausstellung – auf die erste Karriere der gebürtigen Münchnerin, die seit über vier Jahren in Potsdam lebt. In den 70er und 80er Jahren war sie in der Modebranche tätig. Gemalt und gezeichnet hat Ima Partridge schon damals, das Entstandene aber vernichtet. Allein, Bilder haben sie stets begleitet. Ihr Vater stand als Filmvorführer hinter dem Projektor, sie als Model von New York bis Europa vor der Kamera. Nicht ohne Witz ist ihr Resümmee: „Die Welt der Illusionen war mein Leben“. Und nicht erwartet hätte man wohl auch, dass stetig „genaues Hingucken“ zu ihren Passionen zählt. Trotzdem sind ihre Bilder weniger realistisch als gegenständlich. Ihre Motive hat sie nicht nur mit den Augen, sondern auch einfühlend auf sich wirken lassen. Oder sie hat sie gleich mit dem Blick nach innen aus sich geschöpft. Sie gleite „nicht in Eso-Kitsch“ ab, lobt jemand in ihrem Internet-Gästebuch. Ein Teil ihrer Aquarelle, Gouachen und Pastelle gehört aber dieser Richtung an. Da gibt es den „Augenblick im Kosmos“, „Krishna“s bird“ und auch schon einmal eine im Titel Wort witzelnde „Reh in carnation“. Andere Arbeiten sind Blumenbilder von dekorativem Reiz. Da leuchten weiß die „Nachtblüten“ vor kräftig blauem Grund, steht der rote „Goldmohn“ vor Untergrund in Farbe des edlen Metalls. Alles eine Geschmackssache, wie Partridge weiß. Interessanter sind Arbeiten, die einen eigenen Blick auf den wuchernden „Centralpark“ im New Yorker Stadtdschungel oder die aufragenden Häuser vom „Potsdamer Platz“ zeigen. Die Berlin-Impression erinnert stilistisch an Lyonel Feinigers Bilder der Hallenser Marktkirche. Auch ihre Kirche auf der „Einladung“strebt diesem Vorbild nach. In einem ist die Malerin der preußischen Prinzessin auf jeden Fall verwandt: in der Neigung zur Kunst und dem Versuch, selbst etwas zu schaffen. Zudem ist erfreulich, dass mit den Foyers im Bornstedter Herrenhaus für Potsdam ein weiterer Kunstort gewonnen ist. Er soll auch lokalen und regionalen Malern offen stehen. Für die Ausstellungen in diesem Jahr werden noch künstlerische Arbeiten gesucht. Götz J. Pfeiffer Bis 28. Februar im Herrenhaus des Kronguts Bornstedt, Mo-So 10-17 Uhr.

Götz J. Pfeiffer

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