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Kultur: „Der kleine Hei“

„Wist. Der Literaturladen“ verleiht erstmals einen Bücherpreis

„Wist. Der Literaturladen“ verleiht erstmals einen Bücherpreis Der kleine Hai, der im Fenster steht, wird dort nicht mehr lange verweilen. Der kleine Hai, pardon, dieser Hei hier wird mit den Buchstaben ei geschrieben. Gefährlich sieht der aus Hartglas gestaltete Meeresbewohner nicht aus, eher lustig. Und Freude soll er auch denjenigen bereiten, dem er überreicht wird. Buchhändler Carsten Wist hatte die Idee, einen Literaturpreis zu verleihen: an junge Autoren. Nicht unter dem Slogan „Deutschland sucht den Superdichter“ wurde die erste Preisträgerin ausgewählt, sondern ganz nach dem eigenen Gutdünken des Buchhändlers. Und das bedeutet, Carsten Wist ist in der Literaturszene unserer Tage zuhause, er geht nicht nur danach, was medial angepriesen wird, sondern was literarische Qualität besitzt. Katja Oskamp heißt die Autorin, die am 23. Januar um 20 Uhr den „kleinen Hei“ erhält und zwar für ihr Buch „Halbschwimmer“, das im Amman Verlag Zürich erschienen ist. Carsten Wist erzählt, dass ihn das Buch zunächst nicht sonderlich interessierte. Der Name der Schriftstellerin war ihm unbekannt, der Titel nicht sonderlich aufregend, die Gestaltung des Schutzumschlages, auf dem eine halbvolle Milchflasche zu sehen ist, wirkte ebenfalls nicht gerade einladend. „Erst eine Kundin machte mich auf ,Halbschwimmer’ aufmerksam. Sie war ganz begeistert. Also legte ich die Vorurteile beiseite und vertiefte mich in das Buch. Und ich kam ins Staunen.“ Katja Oskamp, die gebürtige Leipzigerin, die in Berlin aufwuchs und heute dort wohnt, betrachtet eine Kindheit in der einstigen DDR. Sicherlich hat dieses Schreiben auch mit dem Ich der Autorin zu tun. Das Reflektieren über die Kinder- und Jugendjahre in der realsozialistischen Phase des Ostens, ist gegenwärtig zu einem Trend geworden. Man erinnere sich an „Zonenkinder“ von Kerstin Hensel und „Meine freie deutsche Jugend“ von Claudia Rusch. Katja Oskamps Geschichten, die durchaus das Zeug gehabt hätten, daraus einen Roman zu „stricken“, seien voller Witz und sprachlicher Delikatesse. Ostalgie habe in dem Buch keinen Platz. „Ich finde ,Halbschwimmer’ auch deswegen so gut, weil in ihm das Nicht-Ausgesprochene Platz hat. Und dies macht Literatur aus, nicht die 1:1-Wiedergabe.“ Katja Oskamp soll sich sehr gefreut haben, als Carsten Wist sie über den Preis benachrichtigte. Dies sei ihr erster, sagte sie dem Buchhändler. „Mit dem Preis, den der Literaturladen jährlich vergeben will, ist eine kleine Geldprämie sowie eine Lesung verbunden.“ Und natürlich wird der Preisträger die Glasplastik des Potsdamer Künstlers Chris Hinze in den Händen halten, diesen Hai dermit ei geschrieben wird. „Ich bin darauf gekommen, weil mein Sohn, der Heinrich heißt, von seinen Geschwistern Hei gerufen wird.“ Der Kleine muss noch wachsen, vielleicht wird aus ihm ein Hai, einer, der sich behaupten kann und freundlich bleibt in unserer von fressgierigen Haien umgebenen Welt“. Carsten Wist zeigt sich glücklich, dass sein Literaturladen seit der Wiedereröffnung im Herbst 2003 von den Kunden gut angenommen wird. Auch die Lesungen in den Räumen in der Brandenburger Straße/Ecke Dortustraße haben wieder einen wunderbaren Zulauf. So gibt es es am 3. Februar , diesmal im Waschhaus, eine Veranstaltung gemeinsam mit dem Brandenburgischen Literaturbüro: der in den USA berühmte Schriftsteller Stewart O’Nan liest aus seinem Roman „Halloween“, der bei Rowohlt erschien.Klaus Büstrin

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