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Kultur: Deftig und duftig

Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt/Oder bot Feiertagsmusik vom Feinsten

Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt/Oder bot Feiertagsmusik vom Feinsten Feiertagsmusik vom Feinsten erklang am Pfingstsonntagnachmittag im Nikolaisaal zu Potsdam. Auf Wunsch der Abonnenten war ein festlich-unterhaltsames Programm aus böhmischer und russischer Musik des 19. Jahrhunderts zusammengestellt worden. Unter der Leitung von Heribert Beissel verbreitete das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt rechte Festtagsstimmung. Der Schwerpunkt lag bei beliebten Werken von Bedrich Smetana und Antonin Dvorak, dazu gab es zwei kleinere russische Kompositionen für Violincello zu hören. Alexander Glasunows „Chant du Ménestrel“ ist nicht mehr als ein kurzes Salonstück, eine attraktive, idylische Cello-Romanze in spätromantischem Duktus. Auch Peter Tschaikowkys „Pezzo caprichoso“ op. 62 brachte den elegischen Klang des Cellos melancholischen Kantilenen zum Leuchten, und besitzt zudem einige hochvirtuose Passagen. Als Solist trat Thomas Georgi, Solocellist des Brandenburgischen Staatsorchesters, auf. Er verfügt über einen schmelzenden Ton und flinke Fingerfertigkeit, spielte jedoch seltsam trocken und wenig schwungvoll. Ganz besonderen Charme verströmt die böhmische Orchestermusik des 19. Jahrhunderts. Eine zweite symphonische National-Musik, die so intensiv aus Tanz, Folklore und Mythen schöpft, lässt sich schwerlich finden. Von durchweg bewundernswerter Plastizität erscheint das musikalische Vorstellungsvermögen von Bedrich Smetana. Sein Zyklus „Mein Vaterland“, von dem wohl jeder „Die Moldau“ aus dem Musikunterricht kennt, setzte dem tschechischen Volk ein eindruckvolles Denkmal. Aus der selten vollständig aufgeführten sechsteiligen Sinfonischen Dichtung spielten das Brandenburgische Staatsorchester Nr. 1. „Vysehrad“ und Nr.2 „Vitava“ („Die Moldau“). Die Geschichte vom Vsehrader Felsen erklang zu Konzertbeginn, als das Zusammenspiel noch unter einem gewissen In-die-Gänge-kommen-müssen litt. Allerdings steigerte sich die Orchesterform und die Aufführung der „Moldau“ geriet am Schluss zu einem veritablen Höhepunkt. Präsent, mit durchsichtigem Klang und präzisem Wechselspiel malten Streicher und Holzbläser magisch-poetische Szenerien entlang dem Fluss, der als tiefgründiges Sinnbild des Lebens erschien. Antonin Dvoraks „Slawische Tänze“ op. 46 forderten des Dirigenten ganzen Einsatz heraus. Heribert Beissel ließ viele Glanzlichter in seinem Orchester aufleuchten. Ganz feurig trabte und trieselte der Furiant Nr. 1 daher, heiter galoppierte die böhmische Polka Nr. 3, ausladend und behäbig schritt der Paartanz „Sousedska“ voran, als quicklebendiges, gut gebändigtes Chaos stürmte der Furiant Nr. 8 in g-moll über die Bühne. Das erinnerte an Pfingstfrühkonzerte, wie gut hätte man diese Musik im Freien anhören können! Überaus passend zum Sonntagnachmittag war auch die „Tschechische Suite“ op. 39 D-Dur von Dvorak. Viel leichter und luftiger als in den deftigen „Slawischen Tänzen“ werden hier tänzerische Motive verarbeitet und mit romantischen Zügen verkleidet. Sehr ausgewogen spielten die Streicher auf und unterstützen die böhmische Harmoniemusik der Holzbläser mit dezenten Akkorden. Nach einem verhaltenen Beginn hatte das Brandenburgische Staatsorchester hier und in der „Moldau“ ein Hochmaß an transparenter, duftiger Klangfülle erreicht. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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