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Kultur: Begeistern – aber anders

Alexander Veljanov von Deine Lakaien in den Thalia-Kinos / Lindenpark-Konzert jetzt auf DVD

Alexander Veljanov von Deine Lakaien in den Thalia-Kinos / Lindenpark-Konzert jetzt auf DVD Ruhig, aber zielstrebig lenkt Alexander Veljanov seine Schritte in den Saal 2 der ThaliaKinos in Babelsberg. Sein Gesicht mit den dunklen, braunen Augen ist ernst. Mit seinem schwarzen Mantel und seinen schwarzen Haaren, die er seit Jahren in einer unverkennbaren Art frisiert, hebt er sich ab. Auch wer ihn nicht kennt, wird aufmerksam auf den Mann mit der tiefen, melodischen Stimme, der Sänger von Deine Lakaien ist und am Freitagabend eingeladen wurde, um die „Live in Concert“ DVD zu präsentieren. Die DVD bietet einen zweistündigen Mitschnitt des Deine Lakaien Konzertes im Potsdamer Lindenpark im Herbst 2003. Ohne große Knall-und Lichteffekte Wer sich auf ein Konzertvideo mit vielen visuellen Effekten, eingestreuten Filmausschnitten oder Landschaftsaufnahmen im Stil der MTV-Musikclips renommierter Bands gefreut hatte, der merkte schnell, dass diese DVD nicht so werden sollte. Deine Lakaien vertrauen auf die alleinige Wirkung ihrer Bühnenpräsenz und so wurde „Live in Concert“ ein Zusammenschnitt von Konzertaufnahmen; nicht mehr, aber auch nicht weniger. Auf die Frage, warum man sich für diese Art Film entschieden habe, erklärte Veljanov, dass man heutzutage schon viel zu viel Musik sehen würde, statt sie zu hören. Mit vielen Knall- und Lichteffekten würde derzeit versucht, schnell Stimmung zu erzeugen, ob auf Konzerten oder im Fernsehen. Die DVD sollte Dokumentation des Ergebnisses ihrer nunmehr schon 18-jährigen musikalischen Arbeit für ihr Publikum sein. Diese bewusste Nähe zum Publikum steckt schon im Namen Deine Lakaien, symbolisiert er doch die Haltung des Duos Veljanov/Horn zu ihren Anhängern, wie sie ihre Fans nennen. Lakaien sind herrschaftliche Diener, und so erklärt sich auch die Verbeugung des Sängers vor dem Publikum nach nahezu jedem Lied. Die beiden Musiker wollen ihre Musik für das Publikum spielen, eine Aufgabe, die laut Veljanov, viele Bands vernachlässigen. Seit ihrem ersten Album „Deine Lakaien" 1986, dem elf weitere folgten, behalten sie nun schon dieses Konzept bei und demonstrieren durch neunjährige Präsenz in den deutschen Charts, dass sie damit durchaus Zukunft haben. Ihre Musik, die sich irgendwo zwischen elektronischer Independentmusik und Gothicszene bewegt, ist dicht und intensiv. Mal wird sie mit elektronischen Sounds und Rhythmen und mal nur durch das von Ernst Horn, einem studierten Musiker, gespielte und geschlagene Piano untermalt, mal wirkt sie bedrohlich, dann wieder beruhigend, was nicht zuletzt an der melodischen Bassstimme Veljanovs liegt. Unterstützen lassen sie sich dabei regelmäßig von Gastmusikern, wie dem Gitarristen Robert Wilcocks und dem Cellisten B. Deutung von den „The Inchtabokatables“. In ihren Texten verarbeiten sie persönliches wie auch politisches Leid und wollen so mit der Gesamtheit ihrer Musik einen Dienst am Publikum verrichten. Dieser Dienst wird von den Fans begeistert angenommen, wie sich in einem Gespräch mit Aurelia Pacher herausstellt. Der Name ist Programm Aurelia kommt aus Straubigen, einer kleinen Stadt in der Nähe von Regensburg. Seit Oktober 2001 besucht sie möglichst viele Konzerte „ihrer“ Lakaien. Auf die Frage, warum sie so viele hundert Kilometer in Kauf nimmt, um nur eine DVD Präsentation mit zu erleben, wiederholte sie das, was auch Alexander Veljanov vorher gesagt hatte: Sie liebe diese Musik und finde bei den Lakaien eine Reduzierung auf das Wesentliche wieder, die man in der kommerziellen Musik leider nur noch selten höre. Und wenn man Aurelia Pacher anschließend mit anderen Fans aus Potsdam und Alexander Veljanov an einem der Filmtheater-Tische sitzen, reden und lachen sieht, bekommt man den Eindruck, dass der Name Deine Lakaien nicht einfach nur Methode ist, sondern wirkliches Programm. Dass es den Musikern Veljanov und Horn weniger um hohle Entertainmenteffekte geht, sondern um die musikalische Nähe zu ihrem Publikum. Die Begeisterung, mit der dieses reagiert, scheint ihnen Recht zu geben.Philipp Rothmann

Philipp Rothmann

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