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Kultur: Ausreichend „Stoff“ für Musikjunkies

Die Rock- und Popkonzerte in Potsdam

Die Rock- und Popkonzerte in Potsdam Die Spezie des Potsdamer Konzertgängers hat allen Grund, auf das Jahr 2004 mit einem zufriedenen Lächeln zurückzuschauen. Die zwei größeren für Rock und Pop zuständigen Konzertstätten Lindenpark und Waschhaus haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um die Musikjunkies der Landeshauptstadt mit ausreichend „Stoff“ zu versorgen. Der Nikolaisaal machte mit außergewöhnlichen Veranstaltungen von sich hören. Musikalisch herausragend sicherlich der überwältigende Auftritt von Lambchop. Sie veredelten mit ihrem zarten Poesie-Pop den Filmklassiker „Sunrise“. Überhaupt bewies der Nikolaisaal im vergangenen Jahr ein Händchen für delikate Musikkost. Die fluffige „Soulounge“ machte hier Zwischenstopp, die Afro-Jazz-Queen Sonja Kandels berührte das Publikum mit zarter Stimme und ungefilterten Emotionen, und einzig Götz Alsmann spaltete die Meinungen im Publikum in: „Ist der albern!“ und „Was für ein Genie! Exklusive Töne wurden in den Studios von Radio Fritz angeschlagen. Dort gaben sich im Jahr 2004 die Stars die Klinkekabel in die Hand, um vor kleinem Publikum zu performen: Green Day, Ash, Jimmy Eat World, Seeed, Sportfreunde Stiller – Bands, die Hallen und Arenen füllen, traten im winzigen Rahmen vor Fritz-Gewinnern auf. Die „Glücklosen“ konnten immerhin vor dem Radio dabei sein, wenn in den Babelsberger Studios die Wände wackelten. Einziges Manko: Von den ohnehin wenigen Zuschauern, war es noch weniger Leuten vergönnt, die Bands überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Da Künstler und Publikum auf einer Ebene stehen, mag die intime Atmosphäre für die ersten Reihen großartig sein. Dahinter muss man sich aber zufrieden geben, kurzzeitig einen Blick auf den Stick des Drummers erhascht zu haben. Besonders ärgerlich, wenn Kampfzwerge des Rock, wie Tim Wheeler von „Ash“ oder Green Days Billy Joe Armstrong auftraten. Auch die „Visions Parties“ im Waschhaus schwemmten renommierte Rock-Acts nach Potsdam. Im Endeffekt zogen die Veranstaltungen mit „Danko Jones“ oder „Aereogramme“ aber zu wenig Zuschauer. Fürs nächste Jahr ist bis auf weiteres keine „Visions Party“ in Potsdam in Planung. Dass es in der Landeshauptstadt immer noch keine angemessen große Konzerthalle gibt, hat internationale und nationale Musiker nicht davon abgehalten, hier Halt zu machen. Vielleicht ist es gerade die Nähe zum Publikum, die Stadienfüller wie Monster Magnet, Potsdam mit seinen kleineren Locations wie den Lindenpark in den Tourplan aufnehmen lassen. „Is“ ja nu“ keener jestorben“ – gewohnt unpathetisch ging Peter Schmidt beim Abschiedskonzert von „East Blues Experience“ im Oktober auf die nahende Auflösung der Band ein. „Wir sehen uns wieder!“, versprach er dem aus allen Nähten platzenden Lindenpark. Na hoffentlich.Christoph Henkel

Christoph Henkel

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