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Kultur: „Aktionismus ohne Grund“

Potsdam sieht EU-Debatte um Kulturhauptstadt 2010 gelassen

Potsdam sieht EU-Debatte um Kulturhauptstadt 2010 gelassen „Ich denke, die Vernunft wird siegen.“ Mit diesen Worten beurteilt Moritz van Dülmen, Projektleiter der Potsdamer Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2010, das derzeitige Geschehen in Dublin. Dort haben die EU-Kulturminister konferiert und sich – bisher ohne Ergebnis – mit dem Vorschlag des französischen EU-Parlamentariers Michel Rocard auseinander gesetzt. Rocard hatte verlangt, nur noch bis zum Jahr 2008 Kulturhauptstädte zu benennen und die restlichen bis 2019 reichenden Länderfestlegungen zu streichen. Dies würde, so hatte der Deutsche Kulturrat gewarnt, die Benennung einer deutschen Stadt im Jahr 2010 gefährden. Für Projektleiter van Dülmen war der Rocard-Vorschlag zwar ein Grund, gespannt nach Dublin zu blicken. Allerdings: „Ich sehe es eher gelassen.“ Potsdam habe die bisherige Arbeit für die Bewerbung nicht umsonst gemacht. „Es sind 16 Städte am Arbeiten, überall sind Geschäftsstellen eingerichtet.“ Sollte es auch nur zu einer Verzögerung des Kulturhauptstadt-Termins für Deutschland kommen, gehe das für die Kommunen mit erhöhten Investitionskosten einher. Einen „objektiven Grund“ für den „Aktionismus“ des französischen Parlamentariers kann Moritz van Dülmen nicht erkennen. Hintergrund der Forderung von Rocard ist, dass die zehn neuen EU-Beitrittsländer vor 2019 die Chancen haben sollen, Kulturhauptstadt Europas zu werden. Auf diesen Missstand habe Deutschlands Kulturstaatsministerin Christina Weiss bereits im vergangenen Jahr hingewiesen, sagte van Dülmen. Sinnvoll sei es in diesem Zusammenhang aber, den Beitrittsländern ab 2011 eine Beteiligung zu ermöglichen. „Für dieses Jahr laufen noch keine Bewerbungsfristen.“ Ab 2011 könne man also die Reihenfolge der Länder, die eine Kulturhauptstadt stellen, „auflockern, in dem man immer ein neues EU-Land dazwischen schiebt“. Kulturhauptstädte der Beitrittsländer einfach zu benennen, wäre für van Dülmen „rückwärts gewandt“. Schließlich sei der Wettbewerb innerhalb eines Landes um den Titel gewollt, damit die Städte sich profilierten. Werde einfach der Zuschlag erteilt, geschehe das nicht. Zurzeit läuft für die Potsdamer Bewerbung der Endspurt. Ende März muss sie ans Land übergeben werden. „Wir feilen an den Texten“, so van Dülmen. Mittlerweile sei auch die „Werbung für die Bewerbung“ unter dem Titel „Stell Dir vor“ fertig. Die Stimmung in der Stadt für die Kulturhauptstadt-Bewerbung schätzt der Projektleiter als „insgesamt positiv“ ein. Die Potsdamer sagten, „ja, wir wollen sowas“, auch auf Grund der guten Erfahrungen mit dem Großprojekt Bundesgartenschau. Sabine Schicketanz

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