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Kultur: Abschied vom Provisorium

Ausstellung und Kleinkunst-Nacht im KunstWerk

Ausstellung und Kleinkunst-Nacht im KunstWerk Wenn alles nach Plan läuft, wird das KunstWerk in den Elflein-Höfen 2005 kaum noch wiederzuerkennen sein. Keine Eisentreppe mehr, die so steil ist, dass die Schuhe des Vordermanns das Gesicht streifen können, wenn kein Abstand gehalten wird, und so eng, dass ein Aneinandervorbei unmöglich ist. Keine Wände mehr, die weiße Streifen auf dunklen Jacken hinterlassen. Es wird auch keine Stahltür mehr geben, im zweiten Stock, die ins Leere führt, bzw. auf“s Dach aus Pappe, von der aus die Nachbarschaft zu überblicken ist. Statt dessen werden alle Kabel unter Putz liegen, Heizkörper diskret unter den Fenstern hängen, eine Terrasse mit Geländer wird die Dachpappe ersetzen und den Bühnenraum werden endlich auch Menschen mit Rollstuhl erreichen können. Mit einer Ausstellung über die bauliche Geschichte des Hauses in der Hermann-Elflein-Straße 10 und mit einer Langen Nacht voller Kleinkunst, verabschiedete sich der Offene Kunstverein von seinem charmanten Provisorium. Ab Januar geht es, voraussichtlich für ein Jahr, in die Schopenhauerstraße. Anschließend zurück in die umgebauten und erweiterten Räumlichkeiten, die dann, über den AStA der Uni Potsdam, auch von studentischen Initiativen genutzt werden sollen. Fotolabor, Ateliers, Probenräume für Bands und Theatergruppen, Büros für die studentischen Zeitungen sind geplant. Bis in die 50er Jahre hinein war auf dem Gelände die Brauerei Kranitzberg gewesen. Manfred Rühl vom Offenen Kunstverein hat für die Ausstellung „Vom Brauhaus zum KunstWerk“ alte Baupläne und historische Fotografien zusammengestellt. Die verschiedenen Gesichter des Geländes und die Zeichnungen zu Baumaßnahmen sind zu sehen, die Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt und im 20. und 21. bisher nur geplant wurden. Bereits 1995/1996 hatte es Pläne für einen grundlegenden Umbau gegeben. Dann floss jedoch kein Geld. Erst 2001 wurde das Projekt von der Stadt bewilligt. Nun gibt es neue Pläne und die sollen umgesetzt werden. Das Abendprogramm begann mit Kurzfilmen, Chorgesang und eigenwilligem Puppenspiel. Der Theaterraum war überfüllt, in der Tür drängten sich die Leute, Kinder schlüpften nach vorne, Jugendliche saßen um die Bühne herum auf dem Boden. Nach dem Lunachor, von Arne Assmann geleitet und auf der Trommel begleitet, kam der Kurzfilm „Die Tortenschlacht“ von Nikki Bernstein. Er wurde Mitte der 90er Jahre gedreht. Auch diejenigen, die ihn schon kannten, amüsierten sich gern wieder über das Zusammentreffen einer Gruppe obdachloser, hungernder Kinder mit einer Gruppe von verwöhnten Leckermäulern, das in wilder Tortenschlacht endet. Noch mehr amüsierte der Kurzfilm „Löffel-Dauer-Werbung“ (2003) von Max Buschner. Zwei Jungs demonstrieren in einer Verkaufsshow die unschlagbare Überlegenheit eines Löffels gegenüber einer Schere, einer Nudelzange, eines Messers und einer Gabel, wenn es darum geht, Kornflakes, Honig oder Zucker zu bändigen. Ganz ohne Technik und mit einfachsten Requisiten erzählte Philipp Plesmann, angehender Puppenspieler, ebenfalls kurze Geschichten, deren fantasievoller Humor begeisterte. Aus einer Zeitung wurden durch bloßes Einreißen die zwei Beine des Großen, des Starken, der im Schwimmbad umherstolziert. Und durch ein paar weitere Risse wurde die Figur des Kleinen, des Feinen, den alle ignorieren und der auf dem 10-Meter-Brett schlottert. Das vielfältige Programm zog sich bis weit in die Nacht hinein. Noch mehr Leute kamen, der Alkoholpegel im Publikum und auf der Bühne stieg. Langweilige Darbietungen wurden mit Gleichmut ertragen. Während die guten, wie zum Beispiel der a capella-Gesang der „Mermaids“, umso begeisterter unterstützt wurden. Dagmar Schnürer

Dagmar Schnürer

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