zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Zurück für die Zukunft

Einbau des Großen Refraktors in Kuppelbau auf dem Telegrafenberg

Einbau des Großen Refraktors in Kuppelbau auf dem Telegrafenberg Teltower Vorstadt - „Möge immer ein guter Stern über dem Großen Refraktor stehen.“ Mit diesem Wunsch kommentierte Gerda Neese gestern die Heimkehr des viertgrößten Linsenteleskops der Welt auf den Telegrafenberg nach Potsdam. Dass das 1899 im Beisein von Kaiser Wilhelm II. eingeweihte Großinstrument zur Sternerkundung dem Schicksal des rostenden Verfalls knapp entkommen konnte, daran hat die bescheidene Dame entscheidenden Anteil: Die von ihr ins Leben gerufene Pietschker- Neese-Stiftung stellte gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz über eine halbe Million Euro für die zweijährige Sanierung des Doppelfernrohres durch die Jenenser Firma 4H-Jena-Engineering zur Verfügung. Gestern wurde mit dem Wiedereinbau des Großen Refraktors in die 200 Tonnen schwere Kuppel auf dem Gelände des heutigen Wissenschaftsparks „Albert Einstein“ begonnen. Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) würdigte die Mäzenatin gestern während einer Feierstunde auf dem Telegrafenberg als jemanden, „der Potsdam liebt und Wissenschaftshistorie zu seinem Lieblingsfeld erkoren hat“. Die geborene Potsdamerin nannte als Motivation für ihre Stiftung, sie wolle „die Erinnerung an ihre väterliche Familie erhalten“. Bereits ihre Großmutter, Käthe Pietschker, eine geborene von Siemens, hatte sich für Potsdam engagiert. Sie stiftete einst das Werner-Alfred-Bad zu Ehren ihres Sohnes, des im November 1911 tödlich verunglückten Flugpioniers Werner Alfred Pietschker. Gerda Neese sagte während des Einbaus des riesigen Doppelfernrohres, ihr Mann Otto Neese, einst Physiker in Jena, habe ihr „die Ehrfurcht vor dem Universum“ beigebracht. Sie selbst wollte gestern nicht offiziell das Wort ergreifen und im Hintergrund bleiben. Heidi Büttner, Leiterin der Potsdamer Außenstelle der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz, sagte denn auch: „Die meisten Stifter sind nicht die mit den Goldknöpfen, sondern ganz bescheidene Menschen.“ Marie-Luise Strohbusch vom Förderverein „Großer Refraktor Potsdam“, der ebenfalls ein fünfstellige Summe für die Rettung des Instruments sammelte, erklärte, mit der feierlichen Einweihung des historischen Wissenschaftsgerätes sei im späten Frühjahr nächsten Jahres zu rechnen. Die ehemalige Mitarbeiterin des Astrophysikalischen Observatoriums war im vergangenen Jahr unter anderem für ihren Einsatz im Förderverein mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Etwa eine halbe Million Goldmark flossen seinerzeit in den Bau des riesigen Instruments, erzählte der Vorsitzende des Fördervereins, Ernst-August Gußmann. Der Name Refraktor komme vom lateinischen „brechen“, Lichtstrahlen werden an den Linsen gebrochen und gebündelt. Das Teleskop, mit dem 1904 die Entdeckung der interstellaren Materie (Materie im All außerhalb von Sternen) durch Johannes Hartmann gelang, soll dem wissenschaftlichen Nachwuchs, den künftigen Forschern, zur Verfügung stehen. In den unteren Räumen des 17 Meter großen Refraktorgebäudes wird das Geoforschungszentrum (GFZ) für 300000 Euro ein Schülerlabor einrichten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false