Zum Tod von Gisela Kurze: Den Überlebenden zugewandt
Gisela Kurze sorgte maßgeblich für den Aufbau der Potsdamer Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße. Im Dezember ist sie im Alter von 87 Jahren gestorben.
Als Gisela Kurze das Haus in der Leistikowstraße sah, in dem über Jahrzehnte das Gefängnis des sowjetischen Geheimdienstes KGB untergebracht gewesen war, schien sie zu ahnen, dass es zu ihrem späten Lebensprojekt werden würde. Gisela Kurze hatte ein Herz, das immer groß genug war, sich den Überlebenden dieses unmenschlichen Ortes zuzuwenden und die Schicksale der vielen unschuldig Inhaftierten lebendig zu halten.
Das Gründungsmitglied der Potsdamer „Arbeitsgemeinschaft Gedenk- und Begegnungsstätte ehemaliges KGB-Gefängnis Leistikowstraße“ und Vorstandsmitglied der Menschenrechtsorganisation Memorial Deutschland verstarb bereits am 2. Dezember des vergangenen Jahres, wie der Verein der Gedenkstätte am Montag mitteilte.
Kurze brachte Opferbiografien heraus
Kurze gehörte zu den Menschen, die das ehemalige Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Besatzungsmacht in den 1990er-Jahren in Augenschein nehmen konnten, weit vor der offiziellen Öffnung als Gedenk- und Begegnungsstätte im Jahr 2008. So berichten die Vereinsmitglieder Gisela Rüdiger und Bettina Paulsen. Gisela Kurze ließ der Ort nicht mehr los. Die Biografien der unschuldig Inhaftierten interessierten sie.
„Sie wollte aufklären und an diese Menschen erinnern“, schreibt der Verein in seinem Nachruf auf Gisela Kurze und ihr bürgerschaftliches Engagement. So hat Kurze Opferbiografien herausgegeben, viele Zeitzeugengespräche geführt, um die Geschichte wach und lebendig zu halten. „Ihre Zuwendung zu den Überlebenden war einmalig“, heißt es in der Reaktion des Vereins auf den Tod der 87-jährigen gebürtigen Berlinerin.
2007 erhielt sie den Verdienstorden des Landes Brandenburg
Ihr Engagement blieb nicht unbemerkt. So erhielt Gisela Krause im Jahr 2007 aus den Händen des damaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) den Verdienstorden des Landes Brandenburg.
Ihr wirkliches Vermächtnis ist das Haus in der Leistikowstraße 1, das zu einer Gedenk- und Begegnungsstätte umgebaut wurde. „Wir verdanken ihr wesentlich den Erhalt des Gebäudes als Erinnerungsort für die Opfer des Stalinismus“, heißt es im berührenden Nachruf des Vereins „Gedenk- und Begegnungsstätte ehemaliges KGB-Gefängnis Potsdam“.
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