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Landeshauptstadt: Was kostet gute Inklusion?

Fragen und Fakten zum Brandenburger Pilotprojekt „Eine Schule für alle“

Seit diesem Schuljahr läuft das Pilotprojekt des Landes „Inklusion - Eine Schule für alle“. Doch wie sehen eigentlich die Rahmenbedingungen aus? Kann Inklusion so gelingen?

Wie viele Schüler werden in einer Inklusionsklasse unterrichtet?

Als obere Grenze für die Pilotschulen sind 25 Schüler vorgesehen. Meist müssen die Schulen bis an diese Grenze gehen, auch wenn die Klassengröße als zu groß befunden wird. In der Neuen Grundschule in freier Trägerschaft als assoziierte Pilotschule sind es 17 Kinder.

Wie viele Lehrer wurden neu eingestellt?

Noch im April versprach Bildungsministerin Martina Münch, 100 zusätzliche Lehrer für das Inklusionsprojekt einzustellen. Doch nach Angaben des Brandenburgischen Pädagogenverbands (BPV) wurden „definitiv keine zusätzlichen Stellen geschaffen“. Die Lehrer seien entweder nur vorübergehend eingestellt oder umgesetzt worden. Vor allem aus Berufsschulen seien Lehrer abgezogen worden, kritisiert Dagmar Graefe vom BPV.

Wie wird für Inklusion ausgebildet?

In der Lehrerausbildung spiele Inklusion bisher kaum eine Rolle, sagt Dagmar Graefe vom BPV. Sie kritisiert, dass die eigentliche Hochschulausbildung für Sonderpädagogen in Potsdam erst abgeschafft wurde und nun ab dem Jahr 2013/14 erneut beginnen soll.

Lernen die Schüler mit Förderbedarf in Förderschulen nicht besser?

„Zahlreiche Studien haben ergeben, dass Schüler mit Förderbedarf in integrativen Settings deutlich mehr lernen als in Sonderschulen“, sagt Demmer Dieckmann von der Technischen Universität Berlin. Dies treffe vor allem für als lernbehindert bezeichnete Schüler zu. „Heterogene Lerngruppen wirken sich gerade für schwächere Schüler leistungssteigernd aus, und für verhaltensauffällige Schüler verbessert sich zusätzlich ihre Sozialprognose.“ Dagmar Graefe vom BPV hält dagegen: „Unter den jetzigen Bedingungen sind Kindern an Förderschulen besser aufgehoben.“

Wie wird der Förderbedarf festgestellt?

Bisher gab es das Förderausschussverfahren. Wurde einem Kind ein Förderbedarf bescheinigt, hatte es Anspruch auf zusätzliche Leistungen, etwa Einzelfallhelfer. Für die Förderschwerpunkte „Lernen“, „emotionale und soziale Entwicklung“ und „Sprache“ soll es, so hat das Bildungsministerium beschlossen, keine Feststellungsverfahren mehr geben.

Was kostet eine gute Inklusionspolitik?

Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hätte Brandenburg einen Mehrbedarf von 626 Lehrern. Kostenpunkt: 44,4 Millionen Euro jährlich mehr ab 2020/21 im Vergleich zu 2009/2010. „Inklusion ist notwendig und bezahlbar“, sagt Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung. „Aber sie wird dort scheitern, wo Länder sie als Sparmodell betrachten.“giw

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