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Sport: Vom Profi zum Sportsoldaten Robert Bartko tanzt nur noch auf dem Bahnoval

Von Andreas Müller Das Holz- oder Zementoval dient den erfolgreichen Bahnradsportlern üblicherweise als Sprungbrett für die steile Karriere auf der Straße. Robert Bartko aus Potsdam vollführt nun den Salto rückwärts.

Von Andreas Müller Das Holz- oder Zementoval dient den erfolgreichen Bahnradsportlern üblicherweise als Sprungbrett für die steile Karriere auf der Straße. Robert Bartko aus Potsdam vollführt nun den Salto rückwärts. Der Doppel-Olympiasieger hat seine Profi-Karriere auf Asphalt und Pflasterstein beendet und radelt vollkommen gegen den weltweiten Trend von der Straße zurück auf die Bahn. „Seitdem ich mich dazu durchgerungen habe, macht Rad fahren wieder richtig Spaß. Die Doppelhochzeit hat nicht funktioniert“, sagt der 29-Jährige, der kürzlich mit Ehefrau Peggy und dem einjährigen Sohn Felix das neue Heim in Jütchendorf südlich von Berlin bezog. Bei Olympia 2000 in Sydney hatte Bartko in der Einerverfolgung und mit dem deutschen Vierer Gold gewonnen, war anschließend zum Team Telekom und von dort aus zum niederländischen Rennstall Rabobank gewechselt. Doch der Durchbruch auf der Straße ist ihm nicht gelungen. „Irgendwie kam in der letzten Saison alles ins Stocken. Als mir Rabobank dann auch noch signalisiert hat, dass sie meinen Vertrag nicht verlängern wollten, musste ich mich entscheiden. Da habe ich mir gesagt: lieber eine Sache richtig machen als zwei nur halb“, sagt Bartko, den einst als Kind das Erlebnis Friedensfahrt zum Radsport verführte. Geholfen hat dem Ex-Weltmeister bei seiner Rückkehr ins angestammte Metier das ernüchternde Abschneiden in Athen. Mit Platz acht im Zeitfahren über 4000 Meter und Rang vier mit den Vierer-Kollegen blieb Bartko die nächste olympische Sternstunde versagt. „Spätestens da war mir klar, dass mit einer kurzen Vorbereitung auf der Bahn nichts zu machen ist“, erinnert sich der Ex-Weltmeister an die Lehrstunde: „Ich muss mich auf meine Spezialdisziplin konzentrieren, wenn ich 2008 in Peking an meine früheren Erfolge anknüpfen will.“ Gesagt, getan. Noch im Dienste von Rabobank (der Vertrag endete am Silvesterabend), begann Bartko energisch an seinem Comeback zu arbeiten. Er hatte durchgezogen und auf den im Herbst üblichen Urlaub nach der strapaziösen Straßen-Saison verzichtet. Stattdessen schwitzte er beim Krafttraining und fegte unter Anleitung seines früheren Trainers Uwe Freese um die Holzpisten in Berlin und Frankfurt (Oder). Erster Lohn für die Mühsal waren im Dezember drei Siege beim Weltcup in Los Angeles, wo vom 24. bis 27. März die Weltmeisterschaften stattfinden. Den Bartko-Effekt erwarten die Verantwortlichen des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) beim Saisonhöhepunkt auch für die Mannschafts-Verfolgung. „Ein wichtiger Bestandteil aller Überlegungen ist gewesen, dass ich dem Vierer helfe. Nach der Verjüngung der Mannschaft wollen wir zu alter Stärke zurückfinden“, definiert Bartko seine eigene Verantwortung und die von Routinier Guido Fulst (34). Gemeinsam wollen die Oldies mit Talenten wie Robert Bengsch (Frankfurt/Oder), Henning Bommel (Cottbus) oder Leif Lampater (Stuttgart) an den Triumph von Sydney anknüpfen. Im Gegenzug legte sich der Verband für die existenzielle Absicherung der großen Peking-Hoffnung Bartko ins Zeug. Ab 17. Januar, spätestens zum 1. Februar soll Bartko wieder als Sportsoldat unterwegs sein und wie schon von 1994 bis 2000 der Bundeswehr-Sportfördergruppe Frankfurt (Oder) angehören. Ein ähnlicher Salto rückwärts vom Profi zum Soldaten war bisher nur Turner Andreas Wecker gelungen. Die ersten sportlichen Herausforderungen des frisch uniformierten Bartko werden die Sechstage-Rennen ab heute in Bremen, anschließend in Stuttgart und ab 27. Januar in Berlin sein, ehe im Februar ein Trainings-Camp mit der Bahnrad-Nationalmannschaft auf Mallorca ansteht. Spätestens dann wird der Ex-Profi sehr viel Zeit mit seinen jungen Vierer-Kollegen verbringen und ihnen auf alle Fälle einen wertvollen Tipp mit auf den Weg geben: „Jeder Radsportler muss irgendwann herausfinden, ob er besser auf der Straße oder auf der Bahn aufgehoben ist.“

Andreas Müller

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