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Verkauft: Die ehemalige Stadtteilschule Villa Grenzenlos.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Villa Grenzenlos verkauft

Eigentümer möchte Villa selbst bewohnen Teilnutzung für Gewerbe unklar

Babelsberg - Nach Jahren des Leerstands könnte in die Babelsberger „Villa Grenzenlos“ wieder Leben einziehen. Noch macht das Anwesen in der Sauerbruchstraße 14 einen tristen, heruntergekommenen Eindruck. Inmitten der Villenkolonie Neubabelsberg mit ihren eleganten, architektonische Maßstäbe setzenden Vorstadtvillen versprüht die „Villa Grenzenlos“ den Charme einer notgesicherten Mitropa-Gaststätte: grauer Putz, Grünanlagen-Tristesse, gelbe Plastikrohre zum Ableiten von Regenwasser.

Wie aus einer Anfrage der Stadtverordneten Birgit Müller (Die Linke) an den Oberbürgermeister hervorgeht, wurde das Anwesen am 30. November letzten Jahres veräußert. Verkäufer ist die Stadt. Sie hatte das Gebäude zuvor zum Kauf ausgeschrieben. Müller teilte in ihrer Anfrage mit, der Erwerber wolle in dem Gebäude eine Internationale Kindertages- und Begegnungsstätte betreiben. Gegenüber den PNN wollte Müller diese Angabe jedoch weder bestätigen noch dementieren.

Nach den dieser Zeitung vorliegenden Informationen plant der neue Eigentümer offenbar, mit seiner Familie in das Obergeschoss des Hauses einzuziehen. Er habe das Grundstück im Wege der Ausschreibung von der Stadt erworben und sei mittlerweile als Eigentümer im Grundbuch eingetragen. Der Mann gab an, zum Schutz seiner „jungen Familie“ anonym bleiben zu wollen. Eine gewerbliche Nutzung im Erdgeschoss des Hauses sei rechtlich möglich. Jedoch wolle er sich zu seinen diesbezüglichen Plänen zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern. Ob in dem Gebäude eine Internationale Kindertages- und Begegnungsstätte einziehen werde, verriet er nicht. Derzeit werde der Zustand des Hauses untersucht. Der sei zwar nicht katastrophal, aber es würden immer wieder weitere Schäden festgestellt, mit denen er anfangs nicht gerechnet habe, so der mutmaßliche Eigentümer. Er hoffe, Ende nächsten Jahres mit seiner Familie einziehen zu können. Diese Prognose sei aber noch sehr vage.

Nach Angaben des Mannes seien bereits Sicherungsmaßnahmen am Haus durchgeführt worden. So habe man das Dach repariert, im Keller Trocknungsmaßnahmen vorgenommen und Ungeziefer entfernt.

Damit scheinen sich die Befürchtungen der Stadtverordneten Birgit Müller nicht zu bestätigen, wonach ein weiterer Verfall des Hauses drohe. Ihre diesbezügliche Anfrage an den Oberbürgermeister lautete: „Kann der Investor das Gebäude so dem Verfall preisgeben, dass es letztendlich abgerissen werden muss?“ Zumindest die deutlich sichtbaren gelben Rohre zur Ableitung von Regenwasser aus den Fallrohren sowie ein gut gefüllter Schuttcontainer im Hof weisen darauf hin, dass es der Eigentümer nicht auf einen weiteren Verfall des Gebäudes anlegt.

Nach den Forschungen von Christa und Johannes Jankowiak, die sie in dem im Stapp-Verlag erschienenen Buch „Babelsberg – ein Ortsteil Potsdams“ veröffentlicht haben, gehörte die Villa einst dem jüdischen Ehepaar Erna und Julius Goldschmidt. Laut Jankowiak war Julius Goldschmidt Gründer der Deutschen Adressiermaschinenwerke und lebte bis 1935 auf dem Anwesen. In den neunziger Jahren wurde das Grundstück an Goldschmidts Erben zurückgegeben, die es dann an die Stadt verkauften. Bis zum Jahre 2004 residierte in dem Haus die Stadtteil-Volkshochschule, die sich insbesondere der Integration jüdischer Einwanderer widmete. Holger Catenhusen

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