zum Hauptinhalt

Homepage: Verschärfte Auflagen für Genforschung Max-Planck-Forscher gegen Gentechnikgesetz

Der Leiter des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie, Prof. Mark Stitt, sieht die Zukunft der Grünen Gentechnik in Deutschland gefährdet.

Der Leiter des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie, Prof. Mark Stitt, sieht die Zukunft der Grünen Gentechnik in Deutschland gefährdet. Im Rahmen einer Veranstaltung des Golmer Forschungsinstituts äußerte er seine Besorgnis zum neuen Gentechnikgesetz: „Für Landwirte die genetisch verändertes Saatgut einsetzen, stellt die Haftungsregelung ein unkalkulierbares Risiko dar. Ich befürchte daher, dass die Grüne Gentechnik niemandem nutzen wird.“ Mit dem neuen Gesetz will Landwirtschaftsministerin Renate Künast, die konventionelle und ökologische Landwirtschaft vor Verunreinigungen durch gentechnisch veränderte Organismen, beispielsweise vor unbeabsichtigten Auskreuzungen durch Pollenflug, schützen. Die Novelle erlaubt zwar erstmals den Anbau von Genpflanzen, erteilt den Landwirten aber Auflagen. Zukünftig sollen Bauern, die transgene Pflanzen anbauen, für Pollenflüge gentechnisch veränderter Pflanzen auf Nachbarfelder konventioneller Landwirte haftbar gemacht werden können, selbst wenn die Pollen nicht von ihren Pflanzen stammen. Bereits letzte Woche, beim ersten Spatenstich für das geplante Technologie- und Gründerzentrum GO-IN, bemängelte Prof. Stitt die „technologiefeindliche Stimmung“ in Deutschland. „Es wird schwer werden, Existenzgründer oder Unternehmen zu motivieren, die Ergebnisse unserer Grundlagenforschung in Anwendungen umzusetzen, wenn es keine Landwirte gibt, die gentechnisch verändertes Saatgut anbauen“, erklärte er. Daraus resultiere zwangläufig eine Abwanderung von Firmen ins Ausland. Dabei würden bei Ausgründungen aus Instituten Arbeitsplätze in der Region geschaffen. Dafür gäbe es bereits positive Beispiele: „Bis 2003 hatten sich zwei Firmen aus unserem Institut ausgegründet, die rund 160 Mitarbeiter beschäftigen.“ Die Grüne Gentechnik und die damit verbundene neue Gesetzgebung war auch das Thema des Abschlusstages der Veranstaltungsreihe „Komm ins Beet“. Interessierte Bürger und Politiker konnten sich am Sonntag über dieses Thema informieren. Neben Feld- und Gewächshausführungen wurde die Gentechnik bei Pflanzen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Die Themen der Vorträge reichten von den Anfängen der Gentechnik, über rechtliche Rahmenbedingungen und sicherheitsrelevante Fragestellungen bis hin zu der Frage: „Wozu brauchen wir Gentechnik?“ Der Vortag „Grüne Gentechnik zwischen Versprechungen und Wirklichkeit“ von Katrin Vohland und der Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm sorgte für intensive Diskussion. Die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen erklärten, warum sich die Partei auch in Zukunft für eine Landwirtschaft ohne gentechnisch veränderte Pflanzen einsetzen wird. In der anschließenden Diskussion kritisierten weitere Wissenschaftler, das neue Gentechnikgesetz. Für die Wissenschaftler war der Informationstag ein Erfolg, denn nach Auskunft von Instituts-Sprecherin Ursula Ross-Stitt waren rund 250 Besucher gekommen. Seit Mai fand die Veranstaltungsreihe „Komm ins Beet“ in Golm statt. Ziel war es, auf anschauliche Weise Grundkenntnisse der Vererbung, Pflanzenzüchtung und Gentechnik zu vermitteln. Im Rahmen der Feldführungen bestand die Möglichkeit sich über den diesjährigen Freisetzungsversuch mit gentechnisch veränderten Kartoffeln zu informieren. Diese Versuchsfläche war Anfang Juli von Unbekannten zerstört worden. Dennoch planen die Forscher für das kommende Jahr einen weiteren Freisetzungsversuch. Im Rahmen des Projektes, soll es wieder Feldführungen geben, um die Öffentlichkeit über die Forschungen am Institut und über die Gentechnik zu informieren. Mandy Schneider

Mandy Schneider

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false