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Landeshauptstadt: „Urgroßmutter, das klappt noch“

Katharina Thalbach wird am Montag 50 / Die Schauspielerin wünscht sich viel Arbeit und „gaaanz viel Liebe“

Katharina Thalbach wird am Montag 50 / Die Schauspielerin wünscht sich viel Arbeit und „gaaanz viel Liebe“ Von Anne Przybyla Berlin. Kleine Frau mit großen Augen und dunkel-schnurrender Stimme - wenn mit diesem Steckbrief nach einer Schauspielerin gefahndet würde, wäre man ganz schnell bei Katharina Thalbach. Zu ihrem 50. Geburtstag am Montag strahlt das ZDF „Die Quittung“ aus, eine Krimigroteske, in der sie einen neuen Typ von Kommissarin verkörpert. Eine Kommissarin, die ihre Arbeit mit Lust an den menschlichen Abgründen tut und ein genüsslich, gruseliges Gelächter anstimmt, wenn Schandtaten und niedere Motive offenbar werden. Da ist sie anders als andere Fernsehkommissarinnen. Und das ist, was Katharina Thalbach an der Rolle reizt. Sie ist für alles zu haben, wenn es nur irgendwie „schräg“ zu sein verspricht: bloß keine typische Frauenrolle, lieber die beklemmend naive und verklemmte „Denunziantin“ in dem gleichnamigen Film von Thomas Mitscherlich (1993). Und bloß kein normaler Opernbetrieb, sondern Mozart in der Disco: Einen Akzent setzte sie 1997 mit „Don Giovanni“, den sie im Berliner E-Werk spielen ließ, einem Techno-Club der ersten Stunde. Als Katharina Thalbach 1976 als 22-Jährige mit ihrem Lebensgefährten, dem Schriftsteller, Dramatiker und Filmemacher Thomas Brasch, und ihrer dreijährigen Tochter Anna von Ost- nach West-Berlin kam, lagen bereits eine beinahe zehnjährige Karriere am Berliner Ensemble und zehn Defa-Produktionen („Die Leiden des jungen Werther“ und „Schlaraffenland“), hinter ihr. In West-Berlin, wohin Thalbach aus privaten, nicht aus politischen Gründen übersiedelte, ging es sofort weiter: mit einem Engagement am Schillertheater ab 1977. Es folgten Bühnen in Köln und Zürich und anspruchsvolle Rollen im Film. In Margarethe von Trottas „Das zweite Erwachen“ (1977) spielte sie eine Bankangestellte, in Volker Schlöndorffs „Die Blechtrommel“ (1978/1979) war sie Oskars junge Stiefmutter und Liebhaberin Maria. Seit 1987 führt sie Regie, beispielsweise spektakulär am Berliner Maxim Gorki Theater mit der Komödie „Der Hauptmann von Köpenick“ (1996-2001) mit Harald Juhnke in der Hauptrolle. Als der Mime 1997 erkrankte, übernahm sie seinen Part und war zum 25. Todestag von Carl Zuckmayr (Januar 2002) als Schwindel-Hauptmann im Fernsehen zu sehen. Mit vier Jahren die erste Rolle „Die Bühne ist ihr Leben“ - bei wenigen Schauspielern trifft das so sehr zu wie bei Katharina Thalbach. Mit vier Jahren übernahm sie erste Kinderrollen neben Mutter Sabine auf der Bühne des Berliner Ensembles. Die Mutter starb, als Katharina zwölf Jahre alt war. Das Mädchen kam in eine Pflegefamilie und ein Jahr später in die Obhut von Brecht-Witwe Helene Weigel. „Ich bin zur Schule gegangen, nachmittags ins Theater, habe mit 13 mein eigenes Geld verdient“, charakterisiert sie ihre Teenagerzeit. So wurde das Theater ihr Zuhause. „Dort bin ich groß geworden, das war das, was ich kannte, das waren die Orte, wo ich glücklich war, wo ich mich geborgen gefühlt habe.“ „Arbeiten, bis ich umfalle, und gaaanz viel Liebe, aber mit drei A’s“, sagt Katharina Thalbach, das wünsche sie sich für die nächsten 50 Jahre. Arbeit und Privatleben will das Energiebündel von einer Frau nicht strikt voneinander trennen. „Wenn ich die Leute nicht gerne habe, mit denen ich arbeite, dann macht mir das keinen Spaß. Und dann mach ich es auch nicht.“ Charakterrollen gibt es genug, Probleme mit dem Altern für die kleine Frau mit der großen Stimme nicht: „Urgroßmutter, das klappt noch, meine Enkelin ist schon acht Jahre.“

Anne Przybyla

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