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Homepage: Umdenken in den Verwaltungen

Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller eröffnete Vorlesung „Handlungsfelder sozialer Arbeit“

Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller eröffnete Vorlesung „Handlungsfelder sozialer Arbeit“ Für Sozialarbeiter gibt es in der nächsten Zukunft neue Arbeitsfelder. Das zumindest ließ sich den Worten von Potsdams Sozialbeigeordneten Elona Müller entnehmen, die im Rahmen der Ringvorlesung „Handlungsfelder sozialer Arbeit“ an der Fachhochschule am vergangenen Mittwoch vor Studierenden sprach. Vor allem im Bereich der Umsetzung der Hartz-Reformen sieht die Beigeordnete ein breites Handlungsfeld. Zum Start der Ringvorlesung bedachte die seit vier Monaten amtierende Beigeordnete die gegenwärtigen Reformdiskussionen auch mit einem kritischen Wort: Im Grundgesetz sei die Bundesrepublik als sozialer Staat festgeschrieben. Dass die Würde des Menschen demnach als unantastbar gilt, vergesse mancher in den derzeitigen Diskussionen. Aus dem Dschungel der Sozialleistungen für einen Betroffenen das passende herauszufinden, sieht die Beigeordnete als eine der schwierigen Aufgaben, die auf die angehenden Sozialarbeiter nach ihrem Abschluss zukommt. Die von den Hartz-Reformen vorgesehene Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe macht in ihren Augen durchaus einen Sinn. Entbürokratisierung ist das Schlagwort, es dürfe nicht mehr zwei Anlaufstellen für eine Leistung geben. „Aber die Gesetze müssen klare Zuständigkeiten und Schnittstellen vorgeben“, so Müller. Das Arbeitslosengeld II sollen erwerbsfähige Menschen erhalten. Die Frage sei nun, wie ein Betroffener nach Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit – etwa nach einer Therapie – in diese Kategorie zurück gelangen könne. Die Beigeordnete fordert hier höhere Durchlässigkeit. Sie begrüßt das Anliegen des Konzeptes, eine passgenaue und nachhaltige Vermittlung von Sozialhilfeempfängern in den Arbeitsmarkt zu organisieren. Dabei müssten die so genannten Fallmanager aber auch erfassen, was die Menschen beruflich machen möchten, vor allem bei der Jugend. In Potsdam habe man derzeit etwa 400 Sozialhilfeempfänger zwischen 16 und 21 Jahren. „Wenn die ein Job nicht interessiert, ist ihre Motivation nicht sehr hoch.“ Wichtig sei es, bei den Betroffenen Eigenmotivation zu entwickeln. „Dafür müssen die Arbeitsämter mehr über die Menschen wissen“, so die Beigeordnete. Ein Sozialprofil, ein individuelles Persönlichkeitsbild sollte für die Vermittlung erstellt werden. Elona Müller nennt die Betroffenen im weiteren nur noch „Kunden“. Mit ihnen müssten verbindliche Vereinbarungen getroffen werden, damit sie mitmachen. Die Fallmanager hingegen müssten sich mit den „Kunden auf eine Ebene begeben, ihnen vermitteln, dass sie für sie da sind. „Hier ist ein Umdenken in den Verwaltungen nötig!“ Müller zählt die Eckpunkte einer Erfolg versprechenden Vermittlung auf: Ein individueller Hilfeplan, Ziele in kleinen Teilschritten angehen, Erfolge deutlich machen, und wenn der „Kunde“ gar nicht kooperationsbereit ist, müssten Sanktionen – Kürzungen der Leistungen – folgen. Zukünftige Arbeits- und Handlungsfelder der sozialen Arbeit liegen laut Müller vor allem in der Entwicklung der Eigenverantwortung der Betroffenen, im „Fördern und Fordern“, im Abbau der Konsumentenhaltung gegenüber dem Sozialstaat, in der Vernetzung der sozialer Sicherungssysteme und im Bereich Service/Beratung. In Potsdam gibt es laut Müller heute schon die erfreuliche Situation, dass Sozial-, Jugend-, und Gesundheitsamt in einem Geschäftsbereich zusammengefasst sind. Hier stünden bei Überschneidungen von Hilfeleistungen „kurze Wege“ zur Verfügung. Größtes Problem ist nach den Worten der Beigeordneten derzeit die Kostenexplosion im Sozialsystem. In Potsdam habe man es wie in anderen Städten mit ständig steigenden Fallzahlen zu tun. Derzeit habe man 400 neue Fälle mit Anspruch auf Leistungen, die Gesamtzahl sei damit auf 2600 gestiegen. „Das frisst die Mittel wieder auf, die durch die Reduzierung der Leistungen frei werden“. Vor ihrem Amtsantritt in Potsdam hat Elona Müller in Berlin an einem Modell mitgearbeitet, dass die Menschen aus der Sozialhilfe herausholen soll. Das Modell „MoZARt“ zur Kooperation von Arbeits- und Sozialämtern des Bundeswirtschaftsministeriums (www.bma-mozart.de) habe sich erfolgreich darin gezeigt, Menschen wieder arbeitsfähig zu machen. In Berlin-Pankow habe man damit rund zwei Millionen Euro einsparen können. Die Erkenntnisse des Modells seien in das Hartz-Konzept mit eingeflossen. Und schließlich hat Elona Müller ihre Erfahrungen nun mit nach Potsdam gebracht. Jan Kixmüller Mittwochs 12-14 Uhr, Friedrich-Ebert-Str. 4, Hörsaal. Am 15. Oktober: „ Strukturen sozialer Arbeit in Brandenburg und Berlin“.

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