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Landeshauptstadt: Taxiruf per Datenfunk

Moderne Taxizentrale seit gestern in Betrieb

Innenstadt - Wer die Taxi-Rufnummer 29 29 29 wählt, landet wie bisher bei den beiden Vermittlerinnen Gabi Kutschke oder Sabine Bergmann in der Zentrale der Taxi-Genossenschaft am Bassinplatz. Doch das ist so ziemlich das einzige, was vom alten Taxi-Rufsystem übrig geblieben ist. Noch während die Vermittlerin mit dem Anrufer spricht, landet der Fahrauftrag auf dem Display des Taxifahrers, der sich örtlich am nächsten zum Kunden befindet. So steht das Taxi noch schneller bereit als früher.

Nach einer Woche Probelauf ging gestern die neue Taxizentrale, das weit und breit modernste System der Firma Heedfeld aus Bielefeld, in Betrieb. „Wir sind alle noch ganz begeistert, wie gut es vom ersten Augenblick an funktioniert hat“, erklärt Eckard Fischer, Geschäftsführender Vorstand der Taxi-Genossenschaft Potsdam (TGP). 600 bis 800 Aufträge seien früher nach dem alten System im Monat verloren gegangen, erklärt er. Im Monat Januar, eigentlich Saure-Gurken-Zeit für das Taxigeschäft, seien bis gestern 13 000 Aufträge zu verzeichnen gewesen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es nur 11 000.

Die Taxifahrer auf dem Bassin-Halteplatz sehen das differenzierter: „Viele Leute haben in diesen frostigen Januartagen ihr Auto stehen lassen und ein Taxi genommen.“ Die Taxifahrer erkennen durchaus die Vorteile des kleinen Displays am Armaturenbrett und des „Funks“ unterm Fahrersitz. Aber sie sind jetzt auch stärker an ihr Taxi gefesselt. Ein Schwätzchen mit dem Kollegen oder der Gang zur Toilette kann dazu führen, dass sie wieder am Ende der Auftragskette landen – Kinderkrankheiten, die vielleicht noch ausgebessert werden können.

2100 Euro netto mussten die in der Genossenschaft tätigen Taxiunternehmen pro Fahrzeug investieren. Von derzeit 185 Fahrzeugen sind bereits 158 vollständig umgerüstet. Die übrigen 27 wollen die Modernisierung mit der Anschaffung eines Neufahrzeuges verbinden. „Weniger als eine Hand voll“, sagt Fischer, hätten die Neuerung nicht mitgemacht und sich von der Genossenschaft getrennt. Die tief verwurzelte konservative Denkweise vieler Taxiunternehmer hätte es anfangs schwer gemacht, den völlig veralteten Sprechfunk aus dem Jahre 1990 durch den automatisierten Datenfunk zu ersetzen. Bei dessen Anschaffung habe die TGP auf das preisgünstigste Angebot gesehen, erklärt Fischer. „Die Angebote lagen 120 000 Euro auseinander.“ Natürlich mussten die Taxifahrer für das neue System geschult werden. Dazu hat TGP-Vorstand Detlef Baatz, dem das älteste Potsdamer Taxiunternehmen gehört, entscheidend mit beigetragen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Taxifahrer können Vorbestellungen von zu Hause aus einsehen und den günstigsten Halteplatz anfahren. In der Zentrale ist auf Knopfdruck ersichtlich, wo sich wer befindet. Und der Textservice gibt manch nützliche Informationen bis hin zum Standort des nächsten Blitzers.

Für den Kunden ergibt sich die erwähnte schnellere Bereitschaft des Taxis, aber auch eine höhere Sicherheit. Sobald ein Notruf eingeht, wird das System abgeschaltet und verfolgt einzig den Notruf. Stammkunden werden sofort nach Wählen des Taxirufs erkannt. Von einer „absoluten Optimierung zwischen Kundenadresse und Taxi“ und von „hundertprozentiger Leistungssteigerung“ spricht der TGP-Geschäftsführer und verkündet die Kundendienst-Devise: „In Potsdam bekommen Sie immer schnell ein Taxi ... außer Silvester.“ Manchmal stoße die TGP eben an ihre Kapazitätsgrenzen.

Günter Schenke

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