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Links und rechts der Langen Brücke: Schönste Realität

Sabine Schicketanz über den guten Start der Landeshauptstadt in ihr „Jahr der Architektur“

2006 wird ein Potsdamer Themenjahr, das es in sich hat. Um Architektur soll es gehen, passender hätte das Motto nicht gewählt werden können. Die Debatte um das Niemeyer-Bad wird schließlich mittlerweile bundesweit geführt – und es geht bei ihr auch um die Frage, ob solche Architektur nötig ist, ob sie aus der Staatskasse bezahlt werden sollte. Für Potsdams Oberbürgermeister ist dies natürlich leicht mit Ja beantwortet. Doch leicht hat er es sich beim gestrigen Neujahrsempfang, dem offiziellen Auftakt für das „Jahr der Architektur“, nicht gemacht. Absatz für Absatz lieferte er Argumente für das Niemeyer-Bad, die Bedeutung der modernen Architektur für die Stadt, ihre künftige Rolle im Land. Er kündigte an, gegen die mit der Niemeyer-Diskussion aufgekommene Neiddebatte im Land aktiv zu werden, hatte aber auch genügend Selbstbewusstsein, Potsdam als eine der schönsten Städte Europas zu vertreten – „das ist die Realität“, beendete er seine Rede, „und das ist zugleich der Maßstab unseres Handelns jetzt und in Zukunft“. Damit hat Jakobs endlich ausgesprochen, was auch in der Niemeyer-Debatte lange fällig war – und hat dabei eine glänzende Figur abgegeben. Würde man nun die zahlreichen Ungereimtheiten um das geplante Bad außen vor lassen – man müsste es sofort bauen. Doch so leicht wird es nicht werden, das weiß mit Sicherheit auch der Oberbürgermeister. Der Neujahrsempfang hat jedoch endlich gezeigt, dass er eine klare Vorstellung hat von dem, was er bewirken will: Eine Spaltung der Stadt in noblen Norden und Plattenbau-Süden verhindern, das Spannungsfeld zwischen lebendiger Stadt und Unesco-Weltkulturerbe soweit befrieden, wie dies möglich ist. Und sicher wird Jakobs die Vorschläge ernst nehmen, die sein Festredner ausgesprochen hat. Architekturkritiker Dieter Bartetzko forderte, die „sperrige Collage“ aus Alt und Neu miteinander zu versöhnen. Dies sind große Herausforderungen – nicht nur aus Sicht der Stadtentwicklung. Ob Jakobs sie meistern kann, wird sich zeigen müssen. Das „Jahr der Architektur“ bietet dazu auf jeden Fall eine gute Perspektive. Und sollten die Ungereimtheiten um das Niemeyer-Bad sich aufklären, sollte Potsdam das Wirtschaftsministerium mit einem schlüssigen, bezahlbaren Entwurf überzeugen können, wäre das der erste Erfolg.

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